LOUIS - ANTOINEEs war ein ganz normaler, nahezu langweiliger Morgen, als ich mich wie gewohnt sehr früh in meinem Büro befand, um den Haufen an Unterlagen abzuarbeiten und mich auf eine Reihe an Besprechungen vorzubereiten.
Es war nicht so, dass ich es nicht mochte, Kaiser zu sein. Mir war diese Position, dieser Posten, als Enkel Louis XVI. in die Wiege gelegt worden, obwohl ich der Sohn einer französischen Prinzessin war und nicht der eines Prinzen war. Ich ging somit zielstrebig meiner Aufgabe nach, selbst wenn ich mich nicht selten nach etwas mehr Ruhe sehnte. Müde rieb ich mir die Augen.
Mir verriet die mächtige Wanduhr, dass es inzwischen 05:55 in der Früh war, und ich erhob mich seufzend, um zu einem bodentiefen Fenster zu gehen, durch welches ich in die verschlafenen Gärten schauen konnte.
Aliénor geschweige denn diese verzwickte Situation, die in den letzten Nächten dazu geführt hatte, dass ich kein Auge hatte zutun können, ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Ich legte die Stirn in Falten, als mir eine prächtige Kutsche auf dem Palasthof auffiel. Erst glaubte ich, dass ein hoher Besuch eingetroffen war, bis mir wieder einfiel, dass Herzogin Florentina und mein Cousin abreisen wollten. Somit sah ich zu, wie einige Lakaien das schwere Gepäck auf dem Transportmittel befestigten.
Charles, der Herzog von Savoyen-Piemont, sah sich suchend nach jemanden um. Wahrscheinlich konnte er seine Gemahlin nicht finden. Ich beobachtete die Szene etwas, bevor mich ein Klopfen von dem Fenster wegtreten ließ. „Herein", sprach ich mit meiner rauen Morgenstimme.
Ein Diener trat ein. „Majestät, die Herzogin Florentina von Savoyen-Piemont, die Prinzessin von Neapel, bittet um eine Audienz bei Euch, bevor Ihre Hoheiten abreisen."
Hier hielt sich die Italiener also auf.
„Lasst sie eintreten", befahl ich, sodass die Prinzessin durch die offenen Türen hin bis zu der Mitte meines Büros schritt, um vor mir in einem Hofknicks zu versinken. Sie war in ein lilafarbenes, schlichtes Kleid gehüllt und trug dazu einen weißen, hohen Hut, der mit einem violetten Band an ihrem Kopf befestigt worden war.„Hoheit", begrüßte ich sie und hielt ihr meine rechte Hand hin, sodass sie diese dankend entgegennahm. „Was kann ich für Euch tun?"
Ich ließ mich nach ihr auf dem hellblau-gepolsterten Sofa nieder, ehe sie ihre Hände ineinander verschränkte. „Verzeiht die Störung zu so früher Stunde... jedoch möchte ich Euch um etwas bitten, Majestät, da ich für eine längere Zeit Versailles verlassen werde und somit nicht mehr länger die Hofdame Ihrer Majestät, meiner Schwägerin, sein werde."
Langsam nickte ich und bereitete mich bereits auf mögliche Erklärungen der inzwischen 21-jährigen bezüglich Aliénor vor.
„Ihr müsst wissen", begann sie schließlich und schaute mich ernst an. „Ich kenne Ihre Majestät, die Kaiserin, inzwischen schon seit über sechs Jahren, sodass ich behaupten würde, sie in und auswendig zu kennen und auch feststellen kann, wann es ihr gut geht und wann nicht. Deshalb bitte ich Euch, bevor ich gehen werde um bloße Hilfe. Sie ist offensichtlich irritiert, was ihre Entscheidungen, ihre Empfindungen angeht.
Auch wenn sie es nicht zugibt, wird ihr alles zunehmend zu viel. Da morgen ihr Geburtstag ansteht, mache ich mir Sorgen, dass die Situation außer Rand und Band gerät. Alles, was ich mir wünsche, ist, dass Ihr, Majestät, möglicherweise mit meiner Schwägerin reden könntet, sodass Ihre Majestäten sich aussprechen können..."
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PRINCESS OF LILIES ᵗᵉⁱˡ ᵛⁱᵉʳ
Historical Fiction❀ 𝐅𝐑𝐀𝐍𝐊𝐑𝐄𝐈𝐂𝐇 ─ 1821 Es hätte alles perfekt sein können. Doch selbst das Gebären eines lang ersehnten Thronfolgers birgt neue Probleme in der kaiserlichen Familie. Der Kummer Aliénors nimmt zu, sodass sie sich in das...