Kapitel 08 ❀ champ de lys

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ALIÉNOR

„Was für ein wundervoller Tag, n'est-ce pas?", trällerte ich gut gelaunt und drehte mich auf der herbstlichen Wiese hinter meinem Petit Trianon um meine eigene Achse, wodurch mein luftiges Kleid aufwirbelte und ich genießerisch die letzten Sonnenstrahlen des ausklingenden Sommers genoss.

Marguerite war ebenfalls bei mir und saß fröhlich kreischend im Gras, während sie nach den langen Grashalmen griff und versuchte, diese abzureißen.

„An deiner Stelle, hätte ich vor Wut und Verzweiflung halb Versailles in die Luft gesprengt, anstatt barfuß auf einer Wiese herumzuhüpfen", bemerkte Florentina, die in meiner Nähe auf einer Picknickdecke saß und zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Du alte Spaßbremse!", entgegnete ich zufrieden schmunzelnd und wandte mich zu meiner Tochter, die an meinem Kleid zog, sodass ich sie auf den Arm nahm. „Ufff... bist du schwer geworden, mein Gänseblümchen."

Die Kleine schüttelte ihre dunkelblonde Mähne, ehe sie erneut auflachte. Ich gab ihr einen kleinen Kuss auf die Nasespitze, ehe ich mich zu meiner nach wie vor skeptischen Schwägerin drehte.

„Der Kaiser, dein Gemahl, betrügt dich. Inzwischen sind wir Drei uns eindeutig sicher, dass sie seine Affäre ist... nachdem wir Liliette gestern Nacht gesehen haben, wie sie aus deinem Lustschloss in Richtung des Palastes schlich. Und wie reagierst du?"
Sie stieß einen Seufzer aus. „Die beiden bedeuten dir doch so viel... schert es dich nicht, dass sie dich so sehr verletzt, dein Vertrauen ausgenutzt haben?"

„Selbstverständlich schert es mich", erwiderte ich ernster als zuvor und pustete mir eine hellblonde Locke aus dem Gesicht. „Die Intentionen der beiden interessieren mich sogar sehr..."

„Und weshalb-?"

„Oh, schau mal, Flora... eine Lilie! Liliettes Lieblingsblumen!", bemerkte ich, nachdem mir die große Blüte zwischen den ganzen Wildblumen aufgefallen war. Ich beugte mich hinunter, um sie zu pflücken. „Wie kommt diese denn hierher?"
Aus dem Augenwinkel fiel mir auf, dass die Italienerin mich irritiert musterte. „Ja... das ist eigenartig...", erwiderte sie ausweichend. „Aber..."

„Liliette ist durch ihre Geburt Spanierin und trotzdem trägt sie einen französischen Namen. Sowie ihre Lieblingsblumen Lilien, die das Symbol der französischen Kaiserfamilie, der Bourbonen, darstellen, sind... ob Louis-Antoine sie aus diesem Grund so anziehend fand?", überlegte ich laut, während ich am liebsten gegluckst hätte. Diese Überlegung wäre bezüglich Antoines Charakter schon ziemlich bitter.

„Wie bitte? Verzeih mir, wenn ich das sage, aber du gibst wirklich seltsame Dinge von dir", gab sie zu. „Zudem klingt es schon nahezu so, als wenn du deinem Gemahl die gesamte Schuld in die Schuhe schieben würdest, dass er eine Liaison führt. Was macht dich so sicher, dass er sie verführt hat? Im Endeffekt hat Liliette sich ebenso auf eine Affäre mit dem Kaiser eingelassen."

„Wer an diesem Hof würde dem Kaiser denn einen Korb geben?", stellte ich als Gegenfrage und drehte den Stängel der Blume zwischen meinen Fingern.

„Zudem ist Liliette so jung und unerfahren... wahrscheinlich hat sie an seiner Seite bloß die Anerkennung gesehen, die sie bei ihrem Vater nie erhielt. Sie fühlt sich ihm verschuldet, da er sie in Versailles aufnahm. Und er möchte sich mit großer Wahrscheinlichkeit an mir rächen, da ich ihn nicht mehr besuche. Also schläft er mit einer meiner besten Freundinnen... oder er-"

PRINCESS OF LILIES  ᵗᵉⁱˡ ᵛⁱᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt