LOUIS - ANTOINEIn derselben Nacht saß ich in meinem Büro, um mir den Kopf über Aliénors Wohlbefinden zu zerbrechen und auf weitere Nachrichten zu warten.
Zusammengebrochen war sie. Bis jetzt war noch unbekannt, woran dies genau gelegen hatte. Rafael Álvarez hatte etwas davon geschwafelt, dass Aliénor über leichten Schwindel geklagt hatte. Ich rieb mir die Augen, während ich tief durchatmete. Diese Unwissenheit war schrecklich. Ich hatte bereits ganze drei Male miterleben müssen, dass sie ohnmächtig wurde.Zuerst war sie nach dem Erhalt der Nachricht, dass Álvarez ermordet worden sei, in der Gegenwart meiner Mutter zusammengeklappt; ein halbes Jahr später war sie nach der spontanen Abreise ihres ehemaligen Verlobten vollkommen unterkühlt im Schnee aufgefunden worden, bis sie zuletzt aufgrund ihrer Schwangerschaft auf einem Ball in meine Arme gefallen war.
Jedes Mal hatte sie es überlebt und hatte keine Schäden daraus gezogen. Jedes Mal hatte ich aber auch unbeschreibliche Angst um sie gehabt.
Als die Türen sich öffneten, blickte ich auf. „Mutter...", stellte ich fest und erhob mich augenblicklich. „Was hat der Arzt gesagt?"
„Setz dich, mein Sohn", sagte sie leise, sodass ich ihr bereits an der Stimmlage anmerken konnte, dass sie etwas Schlimmes zu berichten hatte, und ließ sich gegenüber von mir nieder. „Also...", krächzte ich verzweifelt. „Sagen Sie mir, was es mit Aliénor auf sich hat, Mutter. Bitte..."
Nahezu flehend sah ich sie an. Normalerweise stellte ich mich nie auf eine fast schon bettelnde Stufe. Aber in dieser Situation blieb mir nichts anderes übrig, als dies zu tun. Sie holte tief Luft und ihre grün-braunen Augen blickten mit einem Ausdruck der Erschöpfung in die Meinen. „Aliénor ist sehr krank..."
„Körperlich?", unterbrach ich sie augenblicklich geschockt, bevor sie mit dem Kopf schüttelte. Für einen kurzen Moment hatte ich erleichtert aufatmen wollen, bis mir bewusst geworden war, dass beide Aussichten nicht sonderlich wünschenswert waren.
„Psychisch, Louis-Antoine. Psychisch", meinte sie kühl, woraufhin mir das Herz in die Hose rutschte und ich meine Augen schloss. „W-Was fehlt ihr?"
„Ihre Majestät hat einen Nervenzusammenbruch erlitten. Laut des Arztes ist sie sehr erschöpft, ermüdet und niedergeschlagen.
Monsieur Larrey sagt, dass sie höchstwahrscheinlich unter Depressionen und oder an Manie, einer Krankheit, in die erkrankte Person unruhig, euphorisch, übermütig und schnell aufgebracht sein kann, leidet. Es ist noch nicht sicher, was die Kaiserin im Endeffekt hat... da sie manchmal sehr unglücklich und im nächsten Moment sehr ausgelassen und extrovertiert erscheint...", erklärte sie mir.„Wollen Sie mir damit sagen, dass Aliénor geisteskrank sei, Mutter?", entgegnete ich mit klarem Entsetzen in der Stimme. Ich hatte dieses starke Temperament stets mit ihrem Charakter in Verbindung gebracht, sowie ich glaubte, dass ihre Trauer in einigen Situationen von unseren Ehe- und Familienproblemen rührte. Nun sollte sie psychisch gestört sein?
„Geisteskrank ist das falsche Wort, Louis-Antoine. Zwar ist Ihre Majestät krank, aber lange noch nicht verrückt", versuchte sie die Sache zu verweichlichen, woraufhin ich sie irritiert anblickte.
„Aufgrund von viel Stress und vielen Probleme werden diese unterschiedlichen Empfindungen ausgelöst. Dazu kommen ihre ständigen Feierlichkeiten, die Ihre Majestät weiterhin durcheinander bringen..", fügte sie schließlich hinzu, ehe ein Seufzer ihre Lippen verließ.
„Ich habe dir gleich gesagt, dass Aliénor keine gute Wahl für dich und für Frankreich verkörpern würde. Sie ist noch ein Kind, das diese Umstände nicht stemmen kann und durch ihre... vernachlässigte Erziehung überreagiert, sich in Dinge hineinsteigert und zunehmend verwirrt ist."
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PRINCESS OF LILIES ᵗᵉⁱˡ ᵛⁱᵉʳ
Ficción histórica❀ 𝐅𝐑𝐀𝐍𝐊𝐑𝐄𝐈𝐂𝐇 ─ 1821 Es hätte alles perfekt sein können. Doch selbst das Gebären eines lang ersehnten Thronfolgers birgt neue Probleme in der kaiserlichen Familie. Der Kummer Aliénors nimmt zu, sodass sie sich in das...