Kapitel 02 ❀ reviens

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RAFAEL

„Willst du mir deine Puppe geben? Nein? Ach, sie trinkt noch ihren Tee! Na dann lasse ich ihr noch etwas Zeit, mein Schatz."
Schmunzelnd beobachtete ich wie Aliénor in ihr pompöses Kleid gekleidet auf dem Seidenteppich des Kinderzimmers ihrer Tochter saß. Sie hielt die kleine Marguerite an der Hand, während diese auf ihr Porzellangeschirr deutete. „Sophie möchte Milch", piepste sie und streckte ihre zarten Finger nach einer wundervoll bemalten Tasse aus.

„Wartet... ich gebe sie Euch, Majestät", sagte Prinzessin Liliette höflich und reichte der kleineren Prinzessin den Krug, woraufhin der braune Lockenkopf andeutend Milch in die leere Tasse goss.

„Vorzüglich", komplimentierte Aliénor applaudierend und gab der Kleinen einen Kuss auf die Stirn, ehe der schon bald zwei Jahre alte Sprössling freudig auflachte.

Die junge Mutter bemerkte mich und ihr Lächeln vertiefte sich, obwohl ich mir sicher war, dass sie meine Anwesenheit bereits bemerkt haben musste. Schließlich schaute ich hier ja nicht alle paar Tage 'mal vorbei, sondern hielt mich durchgängig in dem kleinen Lustschloss auf. Aliénor erhob sich und ließ Liliette und ihre Hofdame Emilie de Polignac weiterhin mit ihrer Tochter spielten.

„Ich dachte, ich schaue mal bei Ihren Majestäten vorbei", entgegnete ich und verbeugte mich, um ihr einen Kuss auf die Hand zu hauchen.
Es war schon recht praktisch ein sehr guter Freund und zudem die persönliche Wache der Kaiserin zu sein. Überall kam ich hinein und vorbei. Zu guter Letzt konnte ich unangemeldet bei Liliette erscheinen.

Sie schmunzelte und ihre hellblauen Augen fanden die Meinen. „Und wie laufen die Vorbereitungen?", wollte sie anschließend wissen.

„Ich verrate nichts über deine persönliche Geburtstagsfeier, wenn du das meinst", erklärte ich zwinkernd.

„Ach, Rafael...", meinte sie daraufhin gespielt beleidigt und schob ihre Unterlippe vor, was mich ziemlich stark an ihr jüngeres Ich erinnerte. „Gibst du mir auch keinen Tipp? Nicht nicht einmal einen klitzekleinen?"

Hoffnungsvoll blickte sie mich an. Jedoch ließ ich mich nicht von ihr beirren und unweigerlich eine Hand durch mein schwarzes Haar fahren.
„Nein, das ist nach wie vor ein Geheimnis. Eure Hofdamen wären sicherlich auch nicht erfreut darüber, dass ich ihre Pläne ausplaudere... doch wie macht sich die kleine Prinzessin?"

„Sie lernt Tag für Tag neue Worte", erläuterte sie freudestrahlend, bis ihr plötzlich etwas in den Sinn zu kommen schien. Das erkannte ich daran, dass sich ihr Gesichtsausdruck verdüsterte.

Wenig später senkte sie ihre Stimme: „Dafür hat die Madame nach der Angelegenheit mit dem kleinen Dauphin eine weitere ihrer tollen Ideen offenbart: Marguerite soll, wenn sie etwa 16 Jahre alt ist, an den spanischen Thronfolger verheiratet werden - genauer gesagt an den Sohn eines Halbbruders von Liliette."

„Und wozu das alles?" Ich zog die Stirn kraus. Die Heiratspläne in ihren Kreisen waren manchmal schon sehr skurril. Vor allem Mädchen hatten es nicht leicht. Da zählte man noch keine drei Jahre auf dieser Welt, und schon wurde man jemanden versprochen, den man noch nie zu Gesicht bekommen hatte.

„Ihrer Meinung nach wird dies helfen, die letzten Unstimmigkeiten und Probleme der Vergangenheit zu begraben... wiederum möchte ich, dass Marguerite eher einen männlichen Adeligen heiraten kann, den sie gern hat - sogar möglicherweise jemanden, den sie liebt... ich sehe es ziemlich ungern, dass sie dafür benutzt wird, obwohl die Lage sich inzwischen entspannt hat."

PRINCESS OF LILIES  ᵗᵉⁱˡ ᵛⁱᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt