Kapitel 09 ❀ le performance

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ALIÉNOR

„Eine Fete im Petit Trianon? Ein paar Tage vor dem eigentlichen Geburtstag meiner Gemahlin?"

Wir aßen zum Abend. Nach langer Zeit speiste ich wieder einmal im Palast und hatte meine beiden Hofdamen - ausgenommen von Liliette - geladen. Louis-Antoine hob eine Augenbraue in die Höhe, während ich den Wein zu meinem Mund führte und ihn beobachtete. Anschließend wechselte ich einen Blick mit Rafael, der zwinkernd an der Tür Wache stand.

Etwas eigenartig war es schon, dass mein bester Freund und ehemaliger Geliebter und Verlobter sich so sehr auf unser Vorhaben zu freuen schien. Ich konnte nicht herum, zu glauben, dass er es genießen würde, da er mich möglicherweise (wie ich ihn) für eine lange Zeit noch gemocht hatte.

„Uns würde es sehr freuen, wenn Ihr kommen würdet. Nicht wahr, Majestät?", wollte Emilie an mich gewandt wissen. Sie war im Gegensatz zu Flora, die uns bloß seufzend beobachtete, nicht von unserem Plan unterrichtet.

Wahrscheinlich glaubte sie, Antoine und ich würden uns nun endlich wieder vertragen. Es war nicht sonderlich freundlich ihr gegenüber, sie für unser Vorhaben praktisch auszunutzen. Jedoch hätte mein Gemahl, wenn ich ihn gebeten hätte zu kommen, mit großer Sicherheit nicht zugesagt.

„So ist es", stimmte ich lächelnd zu und legte den Kopf schief. Unsere Blicke trafen sich und mir wurde etwas mulmig zumute. Zu meiner Überraschung nickte er jedoch. „Selbstverständlich komme ich."

Am liebsten hätte ich erleichtert aufgeatmet. Auch wenn ich selber nicht genau wusste, weshalb eigentlich. War ich glücklich, dass mein Plan höchstwahrscheinlich umgesetzt werden und Feuer fangen würde? Oder flatterte mein Herz etwas verzweifelt auf, da Louis-Antoine einen Versuch in Richtung Besserung anstrebte?

~*~

LOUIS - ANTOINE

„Ich würde euch empfehlen, nicht hinzugehen...", sprach Liliette mich an, als mich einige Bedienstete herrichteten. Anders als bei öffentlichen Festlichkeiten trug ich nicht wie gewohnt meine Militärskleidung mit all den Orden an meiner Brust und den dazugehörigen Schulterteilen, sondern einen schlichtes, schwarzes Jackett kombiniert mit einem weißen Hemd und schwarzen Tanzschuhen. Ich sah aus wie ein Kleinadeliger oder ein reicher Student.

„Mir ist zu Ohren gekommen, dass Eure Gemahlin etwas gegen Euch plant", erzählte mir meine Bettgenossin weiter, da ich nichts auf ihre Empfehlung erwidert hatte.

Ich gluckste, kaum, dass ich mir ihren Vorwurf ein zweites Mal durch den Kopf hatte gehen lassen. „Ihre Majestät plant etwas? Gegen mich?"

„Mir ist nicht genau bewusst, um was es sich handelt... aber es soll diesen Abend stattfinden..." Sie schlängelte sich zwischen den Bediensteten weiter an mich heran, ohne sich an jenen hindern zu lassen. Inzwischen war es mir auch egal geworden, ob man später über Mademoiselle Liliette und mich tuscheln würde oder nicht.

„Ihr kommt heute Abend zu mir, nicht wahr?", wechselte sich auf einmal das Thema, als wären wir unter uns. „Ich habe eine Idee, wie wir es dieses Mal noch besser gestalten können..."
Ein Grinsen zierte ihre Lippen, aber ich ließ mich davon nicht beirren und schaute weiterhin in den Spiegel.




ALIÉNOR

Einige Stunden später hatte sich die Gemeinschaft im Garten meinen Lustschlosses eingefunden. Neben meinem Gemahl, seiner Geliebten, meinem Bruder und meinen Hofdamen waren auch einige andere gute Freunde und Freundinnen von mir geladen.
Ältere Adelige wie meine Mutter oder sogar meine Tante hatten dadurch eingesehen, dass sie auf einer Feier dieser Art unpassend seien, sodass wir jungen Leute vollkommen unter uns waren.

PRINCESS OF LILIES  ᵗᵉⁱˡ ᵛⁱᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt