Kapitel 14 ❀ en corse

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LOUIS - ANTOINE

Es war ein wundervoller Moment, als merkte, wie sich mein Herz erwärmte und dass ich eine gute Entscheidung getroffen hatte, und als ich die Freude, die Dankbarkeit in ihren Augen sah.

Es genügte dieser eine Blick, und ich wusste, was sie mir sagen wollte. Und dabei lag die Schuld nicht bei ihr. Zwar hatte sie Fehler gemacht. Ich hatte sie ebenso begangen. Aber es existierte kein Sündenbock... und im Falle, dass es einen gab, verkörperte definitiv ich ihn.

Anschließend wandte sie sich zurück zu ihrem kleinen Prinzen und ihrer kleinen Prinzessin. Leise weinte sie in ihre Hände und erstickte Laute verließen weiterhin ihren Mund. Es erschien mir, als würde all die Anspannung, all diese Sehnsucht von ihr abfallen.

„Ich verstehe nun", gab ich wispernd zu und machte einen Schritt auf sie zu. „Die Erziehung wird nicht länger in meiner - und schon gar nicht in den Händen meiner Mutter, der Madame, liegen."

Mir wurde erst einmal bewusst, wie hirnrissig diese Idee gewesen sein musste. Einer Mutter das Kind zu nehmen und es der Frau zu überlassen, die niemals eine gute Mutter gewesen war und sein würde.

Ohne groß zu überlegen, streckte ich zaghaft meine rechte Hand nach ihrem Kopf aus, um sie zu berühren. Ich wollte sie in den Arm nehmen - ich wollte uns alle in einer Umarmung vereinen. Doch mit einem Mal zuckte sie zurück.
„I-Ich danke dir", nuschelte sie schniefend und wischte sich einige Tränen von den geröteten Wangen, ehe sie zur Beruhigung ausatmete. „Das Wissen darüber erleichtert mir meine Abwesenheit bestimmt."

Während mir klar wurde, dass sie sichtlich noch nicht dazu bereit war, mir in die Arme zu fallen, blickte ich sie an. „Woher...?", brach ich mitten im Satz ab, da sie so aussah, als hätte sie die wenigste Lust, zu erklären, woher sie diese Information erhalten hatte. Der Marquis de Valois könnte mir diese sicherlich mitteilen. Aber seine Anstellung war sowieso überflüssig.

Aliénor erhob sich und sah mich mit wässrigen Augen an. „B-Bitte lass mich nun mit ihnen alleine. Nur diese Nacht."

Etwas niedergeschlagen blickte ich erst zu unseren Kindern und anschließend in ihre Augen. „Selbstverständlich", erwiderte ich schließlich und nickte. „Alles, was du willst. Bonne nuit."

Ich trat ab und verließ das Zimmer, ohne mir es aber hätte verkneifen können, mich noch einmal zu ihr umzusehen, um zu erkennen, dass sie sich neben unsere kleinen Lieblinge legte und liebevoll einen Arm um Louis-François und Marguerite schlang.
Es war so offensichtlich, dass sie fertig mit der Welt war. Ich fühlte mich schon beinahe schlecht, dass ich sie - wenn auch höflich - aufgefordert hatte, einige Worte mit mir zu wechseln. Und trotzdem zerbrach es mir das Herz.

Was hatte ich bloß angerichtet?

~*~


───── neutral observer ─────

„Verdammt!"
Die zwei anderen Personen zuckten beim Aufprall ihrer Fäuste auf den Ebenholztisch zusammen.

„Möglicherweise könnten wir ihr irgendetwas auftischen, sodass sie das Vertrauen zu Seiner Majestät verliert", schlug der Mann vor und beobachtete, wie die Älteste von ihnen nachdenklich im Raum hin und her ging, während er sich sogar etwas vor der Wut ihrer indirekten Anführerin fürchtete.

„Dass der Kaiser Ihrer Majestät die Erziehung des Thronfolgers überlassen hat, hätte niemals passieren dürfen!", meinte die umhergehende Person weiter und sah aus, als würde sie fieberhaft nachdenken. „Ein paar Gerüchte können nichts ändern."

PRINCESS OF LILIES  ᵗᵉⁱˡ ᵛⁱᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt