17. DER Tag

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Elena Klein:

Am nächsten Tag sitze ich wie jeden morgen mit meiner Tasse Kaffee im Lehrerzimmer und unterhalte michmit ein paar Kollegen. Innerlich bin ich total aufgewühlt und würde mich vom Bauchgefühl her am liebsten Übergeben.. Vor meinen Kollegen muss ich trotzdem die Starke und Glückliche sein..

Einige kurze Gespräche später kriege ich aus dem Augenwinkel mit, dass sich einige Kollegen angeregter als zuvor miteinander unterhalten, es ist lauter geworden und ein Moment später höre ich auch schon wer der Grund für diesen ,,Lärm" ist.


So lange habe ich auf diesen Moment gewartet – So lange habe ich mir vorgestellt wie ich reagieren werde. Und nun ? Nun bin ich genau so Feige wie sie vor 2-3 Monatenund spiele gekonnt die Starke, lache laut mit zwei meiner Kollegenund tue so, als hätte ich ihre Anwesenheit nicht bemerkt. Ich würde ja sagen, dass ich diesen Moment gerade Genieße, aber es tut ehrlich gesagt einfach nur scheiße weh!


Als die Schulklingel ertönt, wird es ruckartig leiser als zuvor und alle trennen sich voneinander um mit ihren Unterlagen zu den Klassenräumen zu gehen.

Auch ich nehme nun meine frische Tasse Kaffee und stolziere aus dem Lehrerzimmer heraus. Als ich auf denletzten paar Metern im Lehrerzimmer an ihr vorbei muss, wird mirimmer mulmiger, von außen betrachtet stolziere ich gerade ziemlich selbstbewusst durch diesen Raum hier – innerlich weine ich bereits.

Ich schenke ihr keinen einzigen Blick,nicht mal aus dem Augenwinkel betrachte ich diese Frau.


Eva Roth:

Ich wusste das ich ein ziemlich großes Arschloch war/ bin wie man es sieht, aber es ist schlimmer als erwartet. Sie hat mich nicht mal angeschaut, nicht mal aus dem Augenwinkel, nicht mal herüber geschielt.. Was habe ich mir da nur eingebrockt..


In der nächsten Pause mache ich mich mit einer Tasse Kaffee und Keksen auf den Weg in ihr Büro. Meine Beine zittern vor angst, aber ich muss... Nein! - Ich will.

Vorsichtig klopfe ich an, bis endlich diese wundervolle Engelsgleiche stimme ertönt. ,,Herein". Ich zögere noch kurz bevor ich die Tür schließlich wirklich öffne.

Für einen kurzen Moment wirkt es als sei Elena total empört das ich gerade schon halb in ihrem Büro stehe, dann aber breitet sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.


,,Hallo Eva, du bist ja wieder da!Freut mich dich wieder zu sehen"! Kommt nun von der Frau gegenüber,die ich gerade echt nicht verstehe..

,,Ehm ja heute angekommen, Hallo" antworte ich ihr nun etwas zurückhaltend, was für mich ziemlich untypisch ist.

,,Setz dich doch bitte, du hast sicher viel zu erzählen. Ich bin schon so gespannt" schreit sie nun fast überfreundlich durch ihr Büro während sie noch kurz ihre Blumen mit Wasser versorgt.

,,Okay, hi-eer erst mal dein Kaffee, so wie du ihn gern hast"!

,,Ach das ist aber lieb. Danke"


Einige Momente später sitze ich also völlig verunsichert auf ihrem  Stuhl, wo sonst die Problemschüler sitzen und habe angst diese  unerträgliche Stille zu unterbrechen.

,,Und bist du Freitag auch dabei ? Ich meine bei dem Kollegen Abend  im Club" ? mit dieser Worten versuche ich mich aus dieser unangenehmen  Stille zu kämpfen.

,,Ja Natürlich. Bernd, Tim und die anderen hatten gefragt und da kann  ich ja schließlich nicht nein sagen, die letzten Male mit ihnen und  Matthias waren einfach der Hammer." Als wären ihre Worte nicht schon  hart genug, unterstreicht sie diese  auch noch mit einem Zwinkern.

,,Freut mich das du anschluss gefunden hast" gebe ich gespielt zurück.

Kurz nach meinen Worten werden wir unterbrochen. Es klopft jemand an  der Tür und kurz nachdem Elena ihr stichwort gab, sehe ich wie Thorsten  in ihr Büro kommt. Mit ungefähr 100 roten Rosen  in der Hand steht er  nun vor uns und weiß gar nicht was er gerade damit anrichtet.

,,Mein Schatz, komm her.. Ich habe dich so unglaublich vermisst" mit  diesen Worten zwingt er mich förmlich in seine Arme, bevor er anfängt  mich zu Küssen..-vor Elena..

Ich sehe über seine Schultern zu Elena, die kurz einen etwas  traurigen Blick hat, als sie mein Blick spürt, verwandelt sie diesen  traurigen Blick in pure Freude und verlässt mit folgenden Worten das  Büro. ,,Ach ihr zwei seid ja so süß, bin mal eben etwas erledigen, bis  später ihr süßen!

Mein Blick schreit, dass sie hier bleiben soll - hier bei mir. Aber sie geht.


Eure

-S-

,,Liebe" verkleidet als ,,Freundschaft"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt