I See You.

Nein.

Naja, die Schicht ist nicht besser, als die Unternehmung stattdessen. Damit sich das hier lohnt, sollte etwas einschlagen, etwas gewaltig schönes.

Hätte ich diesen Wunsch doch niemals geäußert, denn statt etwas Schönem... kommt Cole. Sein fettes Grinsen kann er sich sonst wohin stecken. Zufrieden mit sich und der Welt kommt er auf mich zu und imitiert mein Gläser trocknen. Ich würde ihn so gerne schlagen für sein selbstverliebtes Auftreten. Dann noch wo Onkel Fred sagt er hätte keine Zeit. Wenn er keine hat, was macht er denn hier? Es scheint nicht so wichtig gewesen zu sein, wenn er sich statt seiner wichtigen Unternehmung, lieber hier blicken lässt. ,,Na, Püppi?", begrüßt er mich, was er sich auch hätte sparen können. Mano, er hätte seine anscheinend unwichtige Sache absagen können, wenn er doch hier rumhockt.

,,Was?", frage ich grob und am liebsten würde ich ihn auch noch beleidigen, aber auf dieses Niveau lasse ich mich nicht runter. Außerdem kommt es nicht über meine Lippen. Was ein scheiß schüchternes Mundwerk.

,,Nicht so grob, Zicke. Mach lieber deine Arbeit", provoziert er mich weiter und ich rolle einfach meine Augen, denn das ist das einzige, was meine Abneigung gegen ihn offen ausdrückt. Wie gesagt, das Niveau ist mir zu niedrig. ,,Deine Stimme ist ja noch immer nicht da. Hast du mal an einen anderen Job gedacht? Einen, bei dem man nicht reden muss?", fragt er mich allen ernstes und ich will gerade was sagen, als Onkel Fred nach Vorne kommt. Er sieht uns beide skeptisch an, denn wir reden nie miteinander und ich bin nicht bereit, es überhaupt so weit kommen zu lassen. Das hier sieht einfach nur fälschlicher Weise so aus. ,,Was machst du denn hier?", fragt Onkel Fred ganz richtig und ich bin zum Glück nicht die Einzige, die sich die selbe Frage stellt.

Gut.

Immerhin bin ich das Opfer des heutigen Abends.

,,Ich treffe mich mit einem wichtigen Menschen. Hier ist der Treffpunkt und ich will euch natürlich nicht stören", antwortet Cole falsch nett. Wie kann man nur so unglaublich scheiße sein? Ich bin kein aggressiver Mensch und ich bin nicht gerne sauer, aber er zwingt mich dazu. Er treibt die Wut in mir hoch und das nur, wenn er mich ansieht. Ich hasse ihn nicht. Um Gottes Willen. Welchen Menschen hasst man denn? Was muss dieser Mensch machen? Keine Ahnung? Jemanden umbringen? Das würde mir jetzt spontan einfallen, aber einfach so? Nein. Das könnte ich nicht... Hoffe ich. ,,Nun Gut, ich will euch nicht weiter stören. Machs gut", verabschiedet Onkel Fred sich einfach.

Ernsthaft?

Das wars?

Toll.

Cole wird alles in den Arsch geschoben. Es ist doch offensichtlich, dass er nichts Sinnvolles vor hat.

Man.

Noch immer grinst er, dabei ist Fred nicht mal ganz weg. ,,Wieso bist du so gemein?", frage ich und das ist glaube ich das erste Mal, dass ich normal mit ihm rede. Sonst kam wirklich immer nur ein Pieps raus. Ich bin stolz auf mich und diesmal ist das grinsen eher einem leichten Lächeln gewichen.

,,Die Prinzessin kann ja doch reden. Wieso ich so gemein zu dir bin? Heul doch. Wenn du zu dumm bist, das zu verstehen, dass sperr dich in deinem Zimmer ein, um dein Kissen zu nässen." Oh man, was ist los mit ihm? Wurde er als Kind fallen gelassen? Das wäre jetzt eine Möglichkeit, auch wenn es gemein ist. Ich will in keinerlei Hinsicht seine Familie mit hineinziehen, immerhin ist es auch größtenteils Onkel Freds Familie. Ja auch nicht nur deswegen, ach das ist doch unwichtig.

,,Weißt du, ich weiß, dass du nur nicht arbeitest, weil du mich nicht magst", fange ich etwas unbeholfen an. Ich habe noch nie so viel am Stück zu ihm gesagt. Oh man. Will treibt mich zu solchen unmenschlichen Dingen. Ja, er macht mich... selbstbewusster. ,,Ich hatte wirklich was wichtiges vor. Dass du jetzt hier bist, ist deinerseits nicht fair. Lass mich in Ruhe", fahre ich ihn leicht an und etwas Belustigung ist komplett aus seinem Gesicht gewichen. Ich könnte schwören, er will mich verprügeln.