,,Lina, was denkst du nur wieder?"

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Amy ist früh eingeschlafen, wohingegen ich noch durch die Gegend spaziere. Mir geht der Anruf nicht aus dem Kopf, den Will bekommen hat. Dabei sah er weniger glücklich aus und das bereitet mir Sorgen. Er erzählt nie von irgendwelchen Problemen, dabei hat er sicher welche, wenn ich daran denke, wie oft er grimmig aufs Handy schaut und spontan gehen muss. An seiner Cousine kann es ja nicht liegen. Wenn sie anruft, geht er doch eher besorgt ran oder nicht? Hm, vielleicht sollte ich mir einfach keine Gedanken machen. Er wird wissen was er macht. Da bin ich mir zumindest sehr sicher.

Mein Handy klingelt und ich erschrecke mich erst, weil ich mit einem Laut nicht wirklich gerechnet habe. In der Wohnung ist es Totenstill. Kaum legt sich das Handy an mein Ohr und ich erkenne eine mir vertraute Stimme. „Lina", melde ich mich aber vorher.

,,Hey", begrüßt er mich sanft und ich könnte dahinschmelzen. Selbst bei der Entfernung und nur durchs Telefon. ,,Wie war dein Tag?", fragt Will mich und ich muss überlegen, kriege doch nichts zusammen, weil er mich ganz nervös macht. Telefonieren war noch nie meine Stärke. Oder Reden. Generell. So alles.

,,Amy und ich haben uns Masken gemacht und einen Film gesehen. Also Gut. Ja auf jeden Fall", antworte ich dennoch gefasst auf seine Antwort. Er muss nicht unbedingt übers Handy hören, wie er mich durcheinander bringt. ,,Wie war denn deiner?", setze ich schnell hinterher und höre Will etwas lachen. Ich weiß, es kam sehr plötzlich.

,,Nicht so gut wie deiner", entgegnet er und das macht mich traurig. ,,Ich würde ihn aber gerne viel besser abklingen lassen." Das macht mich stutzig, aber es ist echt süß. Was meint er nur damit?

,,Dann solltest du das tun", erwidere ich trotzdem.

,,Schön, dass du der gleichen Meinung bist. Wo bist du gerade?"

,,In der Küche", ziehe ich die Antwort lang und bekomme nur wieder ein Lachen zu hören. Diesmal denke ich aber zu verstehen, wieso er das so witzig findet, denn es klopft leise an der Tür. Mein Herz flattert und ich stürme sofort zum Objekt meines Glücks. Die Tür habe ich nicht mal zwei Sekunden offen und ich schlinge meine Arme um Will. Er drückt mich fest an sich und hebt mich sogar ein Stück hoch.

,,Du hast heute an allen Enden gefehlt", flüstert er mir ins Ohr und mein Bauch kribbelt bei seinen Worten und Berührungen. Wir lösen uns voneinander und ich strahle nur so.

,,Ich hab... gar nicht damit gerechnet, dass wir uns heute noch sehen", spreche ich meine Gedanken aus, die eigentlich absolut niemand hören will, denn er ist jetzt hier und was ich dachte, spielt in diesem Moment keine Rolle mehr. Dass ich nur ein langes Schlafshirt trage, fällt mir erst wieder ein, als mich Will von oben bis unten betrachtet. Erötet sehe ich auf den Boden. Oh das ist echt etwas peinlich. Auch weil ich darunter keinen BH trage. Als ich wieder hochschaue, erblicke ich Wills Augen, die mich strahlend ansehen. ,,Ich hab dich wirklich sehr vermisst, Lina." Seine Stimme dringt mir durch Mark und Bein. Er betont es mit einer solchen Ernsthaftigkeit, dass jeder Zweifel darin versinkt. Mich macht das alles sehr unsicher, aber ich will nicht unsicher wirken vor ihm. Ich will ihm zeigen, dass nicht alles was er mir gibt umsonst ist. Er macht mich mutiger und selbstsicherer. Nur weil ich ihm gefallen will. Niemandem sonst. Daher stelle ich mich auf meine Zehenspitzen und auch wenn es sehr zaghaft meinerseits kommt, lege ich meine Lippen auf seine. Zärtlich tanzen seine Lippen mit meinen und ich spüre sofort seine starken Hände auf meinem Rücken. Stolz auf mich, muss ich etwas grinsen und kralle meine Finger in sein Shirt. Oh man, ich bin Will so sehr verfallen, dass ich Angst habe, dass ich damit richtig auf den Hintern falle. Wer kann sich das aber vorstellen? Ich nicht. Will ist so unglaublich lieb zu mir.

Nett.

Zuvorkommend.

Liebevoll...

Ob er die gleichen Gefühle für mich hegt? Ich wünsche es mir. Alleine der Gedanke daran, dass er sie nicht erwidern könnte, bricht mir das Herz in viele kleine Einzelstücke. Weitere Spekulationen sind aber nicht mehr möglich, denn Wills Finger, der nur kurz meinen Oberschenkel streift, lässt mich nach Luft schnappen. Das Shirt ist noch viel kürzer und reicht knapp über meinen Po, jetzt wo seine Hände darauf liegen. In mir schreit wieder alles nach mehr. Insgeheim wünsche ich mir, dass er mein Shirt einfach wegzaubert.

I See You.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt