Lass dein Herz sprechen...

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Ein neuer Tag beginnt und ich gehe runter, wo mich Amy überrascht ansieht. „Nanu, du bist schon wach?", fragt sie mich, wobei das doch jeder sieht. Solche Fragen sind wirklich dumm, aber die stellt jeder... Auch ich.

„Wir müssen doch nachher in die Uni", entgegne ich und bekomme einen weiteren, nun skeptischen Blick.

„Bist du dir da sicher? Ich meine, erst gestern..."

„Es ist alles gut", lüge ich und unterbreche sie damit. Es ist nichts gut. Will schwebt in meinem Kopf... Noch immer keimt in mir die Hoffnung auf, dass er sich trennt, mich solange besucht, bis ich nachgebe... Trotzdem habe ich ihn weggeschickt und ich würde es jederzeit wieder machen. Die Hoffnung stammt aus einer sauerstoffarmen Gegend meines Gehirns. Zu hundert Prozent.

„Na gut. Dann will ich dich nicht aufhalten. Hier, ich habe Frühstück gemacht." Amy redet und redet, damit ich an nichts anderes denke, doch eigentlich kann ich nicht zuhören, weil ich nur nachdenke. Hätte ich es merken können? Es gab Anzeichen dafür, dass er etwas verheimlicht. Vielleicht bin ich einfach so dumm, dass ich mir das selber zuzuschreiben habe.

Ich zucke zusammen, als mein Handy klingelt. „Wer ist dran?", fragt Amy, obwohl ich selber noch nicht geguckt habe. Da steht kein Name, nur eine Nummer. Also kenne ich diese Person nicht... Ich gehe ran und bin nun so wie Amy heute Morgen überrascht. Cole ist dran und nach einer kurzen Begrüßung kommt er direkt zur Sache.

„Ich muss heute noch einiges für die Trauerfeier erledigen. Da wollte ich fragen, ob du Lust hast mitzukommen." Ich habe ihm meine Hilfe angeboten und es wär einfach unfair, wenn ich jetzt Absage. Trotzdem fühle ich mich nicht in der Lage mich mit Cole zu treffen. Was würde Will denken...

„Ich weiß nicht...", fange ich an, werde aber direkt unterbrochen.

„Wenn es um deinen Ex geht, dann kannst du dir die Absage sowieso sparen. Du musst raus, keine Trübsalen blasen. Sag ja. Ach weißt du was, ich hole dich einfach ab", beschließt er und ich bin überfordert.

„Jetzt?", frage ich und bekomme die Bestätigung.

„Ja jetzt, bis gleich", verabschiedet er sich und legt auf. Ähm... Ich schaue Amy an, die mich schon ganz gespannt ansieht.

„Äh, ich gehe nicht in die Uni", enthülle ich.

„Wer war das?", drängt sie zu wissen und ich schüttle leicht meinen Kopf.

„Cole. Er will mit mir einige Dinge erledigen... für die Beerdigung", erkläre ich leise und Amy nickt anerkennend.

„Gut Gut. Dann sitzt du wenigstens nicht zu Hause rum. Super!", freut sie sich und ich schaue sie an, wie sie versucht fröhlich zu wirken. Dabei bin ich es, die ihre Beziehung kriseln lässt.

„Amy, wie geht es dir?", frage jetzt ich und sie zuckt leichtfertig ihre Schultern, schneidet Tomaten, um sie auf einen Teller zu legen und zu dem ganzen anderen Gemüse zu reihen.

„Gut. Wieso fragst du? Es geht eher um dein Wohlbefinden", verwirft sie die Frage schnell und ich räuspere mich.

„Es tut mir leid", fange ich an und da schaut sie vorsichtig. „Deine Beziehung soll nicht auch daran scheitern. Theo hat seinen besten Freund gedeckt... Das hättest du für mich genauso gemacht. Das weißt du doch selber auch, willst mir gegenüber nur Loyalität zeigen. Ich weiß das zu schätzen und du bleibst meine beste Freundin egal was passiert. Nur solltest du Theo nicht mit da reinziehen. Das hat er nicht verdient." Amy sieht mich nicht an, widmet sich den Tomaten. Ihr Lächeln ist verschwunden und ich weiß auch wieso. Sie denkt nach und das soll sie auch. So sehr ich Theo auch unausstehlich finde... Amy macht er glücklich und das zählt.

I See You.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt