,,Entspann dich, Lina."

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Es ist bereits zwölf und ich habe nichts von Will gehört. Etwas Sorgen mache ich mir schon, auch wenn ich das sicher nicht brauche... Will wird nichts passiert sein. Hoffe ich. Soll ich ihn einfach anrufen? Ich will nicht anhänglich wirken. Seit gestern habe ich ihn allerdings nicht gesehen... Wirkt das anhänglich? „Was starrst du so auf dein Handy?", fragt Amy und nimmt es mir weg. „Aha, Will. Ruf doch an, wenn du dir solche Gedanken machst", rät sie mir ganz einfach. Ich hole das Handy wieder in mein Besitz und lege es weg.

„Nein. Wieso sollte ich mir Gedanken machen?" Amy lacht und kämmt sich die Haare.

„Weiß ich nicht. Du starrst doch seine Nummer seit einer geraumen Zeit an." Da hat sie recht. Das Dilemma ist aber noch nicht verschwunden. Das herrscht noch immer. Ach was soll's? Ich gehe einfach mal zu Onkel Fred. Apropo Onkel Fred. Kaum denke ich an ihn, klingelt mein Handy und sein Name erscheint auf dem Display.

Schnell nehme ich an und antworte. „Hey, gerade hab ich an dich gedacht", begrüße ich ihn fröhlich. Er lacht etwas schwerfällig und hustet. Oh das klingt nicht gut.

„Das freut mich, Kleines. Ich befürchte aber, du wirst nicht allzu erfreut sein." Seine Stimme ist leise. Er klingt nicht sehr gut und mein Beschluss, ihn zu besuchen, verfestigt sich.

„Was gibt es denn?", frage ich.

„Josie hat sich heute krank gemeldet", fängt er an und ich schließe meine Augen, atme tief ein, denn ich weiß doch genau, was kommt. „Noch habe ich niemanden gefunden. Arbeite bitte für sie", bittet er mich und ich schüttle innerlich meinen Kopf. Er kann ja nichts dafür.

„Was sagt Cole dazu...", frage ich vorsichtig, denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er das so toll findet, wenn ich mit ihm arbeite. Immerhin wollte er Urlaub haben.

„Wenn du einverstanden bist, ist er es auch", antwortet er ganz überraschend. Was soll ich denn machen? Ich kann Onkel Fred nicht absagen. Er braucht meine Hilfe und ich bin die Letzte, die ihm diese verweigert.

„Ja, ich komme heute", gebe ich mich also geschlagen und höre ihn schwer lachen.

„Danke, Liebes. Ich wusste, ich kann mich auf euch verlassen..."

„Natürlich kannst du das. Nur ruh dich jetzt aus. Du musst immerhin fit werden. Morgen komme ich dich besuchen", informiere ich ihn.

„Ich warte gerne. Bis morgen, Kleines." Nach meiner Verabschiedung lege ich auf und atme sehr weit aus. Amy entgeht das nicht und sie hat ihre Ohren gespitzt.

„Was ist?", fragt sie und setzt sich mir gegenüber an den Tisch in der Küche. Ich sehe sie an und entscheide ihr alles von Anfang an zu erzählen. Vom Anpöbeln, bis zum Streit und dann der Kuss. Selbst das was danach war, interessiert sie nicht mehr. Sie hat sich nur auf das eine versteift. „Was?! Er hat dich geküsst? Wie? Warte, war er gut?"

„Amy!", rüge ich sie und schlage sie mädchenhaft. „Man, ich dachte es wär aus mit Will, aber er hat es zum Glück verstanden und glaubt mir, dass ich das nicht wollte..." Amy schaut mich eindringlicher an.

„Was stockst du so? Du wolltest es nicht und? Wieso sagst du nicht, dass es dir nicht gefallen hat?" Ich schüttle meinen Kopf.

„Was ist das nur für eine Frage?", frage ich und stehe auf. „Natürlich hat es mir nicht gefallen."

„Sicher? Dafür regst du dich sehr auf", merkt sie an und steht auch auf. Wir stehen uns gegenüber und ich sehe sie sauer an.

„Ich liebe Will..."

„Na und? Es kann dir doch trotzdem gefallen haben. Außer Will hattest du ja nie Vergleichsmöglichkeiten. Cole ist dein zweiter richtiger Kuss oder nicht? Also wenn Cole dich richtig geküsst hat. Also richtig richtig, du weißt schon." Amy zwinkert und ich schüttle nur meinen Kopf.

I See You.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt