,,Vergiss es."

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Es passiert nichts weiter und das ist gut so. Es ist genau richtig. Glücklich gehen wir runter und entdecken Amy und Theo auf dem Sofa. Fernsehen gucken. Mehr nicht. Amy schaut auf und grinst uns an. ,,Na ihr zwei Süßen? Wie waren die Stunden der Zweisamkeit?", fragt sie provozierend, neugierig. Ich nehme mir eine Kirsche aus der Küche und Will schlingt seine Arme von hinten um mich, ohne auf Amys Anspielungen zu reagieren. Ich kann mir ein breites Lächeln nicht verkneifen, weil ich im Moment die ganze Welt umarmen könnte und Amy schließt daraus natürlich ihre Schlüsse. ,,Ich glaube sie haben es getan", flüstert sie Theo zu und er sieht nur kurz genervt zu ihr auf, um sie wieder zu sich zu ziehen. ,,Lass die beiden in Frieden", meint er desinteressiert und Will muss lachen.

Amy kuschelt sich grinsend an Theo und ich drehe mich zu Will um. Es ist schon spät und ich befürchte, dass die Zeit fürs Verabschieden reif erscheint. Gerade will ich etwas sagen, da piept ein Handy und ich vermute, es ist Wills. Er fasst in seine Hosentasche und holt es raus. Sein Gesichtsausdruck ändert sich schlagartig, als er aufs Display guckt. Ich denke er geht gleich ran, aber das macht er nicht. Er drückt den Anrufer weg und sieht mich wieder an. ,,Wer war das?", frage ich skeptisch, weil seine Laune sich von einer Sekunde auf die Andere verändert hat. Ist das normal? Eher nicht. Will schüttelt aber seinen Kopf und gibt mir einen Kuss.

,,Niemand wichtiges. Ich muss los. Es ist schon spät", bestätigt er meine Gedanken von vorhin. Ich lächle tapfer und nicke.

,,Oke", kommt nur raus. Will merkt den veränderten Tonfall und hebt mein Kinn an.

,,Ich würde auch viel lieber bei dir bleiben, aber jeder Tag hat mal ein Ende", flüstert er, damit nur ich ihn höre. Ich sehe ihn traurig an und zucke meine Schulter.

,,Du könntest hier schlafen", schlage ich vor und Will lacht etwas.

,,Ich habe nichts dabei", gibt er ein vernünftiges Argument an, aber mich beschleicht das Gefühl, dass er auch bei mitgebrachten Klamotten nicht hier schlafen würde. Keine Ahnung. Es ist nur ein Gefühl und eigentlich sind meine Gedanken quatsch. Das was er sagt macht absolut Sinn. Wieso muss ich es hinterfragen?

,,Ich weiß. Es ist oke", meine ich wie immer und Will legt mit einem gequälten Laut seine Stirn auf meine. Da muss ich etwas lachen, weil ich genau weiß, wieso er das macht.

,,In deiner Welt scheint alles oke, Lina", murmelt er und sieht mich an. ,,Ich bin wieder bei dir, sobald ich Zeit finde", verspricht er mir und küsst mich. Meine Hände umfassen sein Gesicht und ich will ihn am liebsten nicht mehr loslassen. Um diesen Wunsch zu realisieren, müsste ich A stärker sein. B mehr Mut haben und C mich in Geduld üben, denn das würde eine lange Zeit bedeuten.

Ich begleite ihn noch zur Tür und weg ist er. Sobald ich hoch gehen will, steckt Amy ihren Kopf in die Höhe. ,,Du kannst mit uns Fernsehen", schlägt sie vor, aber ich danke ab.

,,Ach was. Ich muss noch was erledigen. Viel Spaß euch noch." Ja, viel Spaß.

-

In den nächsten Tagen sehe ich Will nicht oft. Manchmal kommt er Abends und bleibt dementsprechend kurz. Er erzählt nicht viel, wird dafür aber ungewöhnlich oft angerufen. Die Anrufe drückt er aber meistens weg und wenn er rangeht, verlässt er den Raum. Das finde ich nicht schlimm, das machen viele Leute. Die Meisten. Ich persönlich verheimliche nichts, aber es muss ja nicht bedeuten, dass Will es tut. Ihm ist es einfach unangenehm in Gegenwart anderer zu telefonieren, denke ich.

Wir haben uns einmal auch wieder mit Amy und Theo getroffen. Will und er scheinen wieder gestritten zu haben. Will will nicht sagen was es ist und tut es als Albernheit ab, aber das glaube ich nicht. Amy und ich sind uns sicher, dass es ein Thema gibt, weswegen die beiden sich dauernd in den Haaren haben. Solange wir da nicht mit drinnen stecken, ist aber alles gut. Wir müssen uns in nichts einmischen. Die Männer sind groß und wissen selber was sie machen.

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