Teil 11

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Ängstlich schaute ich in die Runde. Wie würden diese Männer sich verhalten, jetzt da ihr Herr weg war? Würden sie mich behandeln wie eine einfache Hure, die sie in jeder dunklen Gasse antrafen? Würden sie mich wohl am Leben lassen, damit sie einer harten Bestrafung durch ihren Herren entgingen? Ich vernahm Gemurmel aus einer Ecke. Ich konnte nicht verstehen über was die Männer sprachen, doch klang es so, als würden sie sich nicht über ihr baldiges Vergnügen unterhalten. Nein, sie klangen überrascht. Was wohl dort vor sich ging? Ich wagte nicht in diese Richtung zu schauen, zu große Angst hatte ich, dass Eduard sich die Ablenkung zunutze machen könnte. Als das Gemurmel immer lauter wurde, musste ich einfach in die Richtung schauen. Was ich dort sah, ließ mich den Atem anhalten. Wieso war Sammael mit Daniel zurückgekehrt? War die Zeit unserer beider Bestrafung gekommen? Wollte Sammael Daniel etwa hier hinrichten? Wollte er mir schon jetzt alle Hoffnung nehmen? "Männer! Hier habt ihr einen neuen Knappen!", Sammael lachte, als er widerstrebendes Gemurmel von den Männern hörte. "Ich weiß, er ist ein Schlappschwanz. Trotzdem, ich will es so. Seht es als eine Art Strafe für ihn", jetzt lachten die Männer mit Sammael und ich fühlte belustigte Blicke auf mir ruhen. Ich selbst konnte nur Daniel anblicken, auch er schien von mir angezogen zu werden. Ich sah Angst, sogar Panik, in seinen Augen und auch in meinen musste er solche Gefühle lesen können, denn er versuchte sich aus Sammael's eisernen Griff zu befreien. "Ihr seht was ich meine. Ich will nur mein Hab und Gut beschützen", jetzt grinste mir Sammael direkt ins Gesicht. "ich denke nicht, dass du deinen Anspruch klarmachen musst, Maximilian. Du weißt, dass ich dir gehöre", meine Stimme hatte einen hohlen Klang. Ich war froh, dass man mir meine Gefühle nicht anhören konnte. "Ich weiß und trotzdem will ich das hier tun", Sammael schaute mir ins Gesicht, während er Daniel ein langes Messer über den Arm zog und eine breite Spur aus Blut hinterließ. Der Schmerz in meiner Brust ließ mich zusammenzucken. Wieso vergrößerte er mein Leid immer mehr? War es nicht schon deutlich genug, dass ich mich ihm ergeben hatte? Wieso ließ er Daniel nicht einfach gehen? "Weil er versuchen würde dich zu holen. Ich kann das nicht zu lassen. Du gehörst zu mir!", Sammaels Stimme in meinem Kopf klang sanft. Fast liebevoll. Konnte es etwa sein, dass seine Gefühle für mich von Anfang an wahr gewesen waren? Konnte es sein, dass er mich aus Liebe geheiratet hatte. Ich schaute in Sammaels Gesicht und konnte in seinen Zügen Liebe erkennen. Er wollte mich nicht quälen, er wollte mich einfach nur ohne Konkurrenz lieben können. Wenn er doch nur um mich gekämpft hätte! Er hätte mich erobern können, wenn er nur ehrlich gewesen wäre! Verdammt, wieso hatte dieser Esel nicht mit offenen Karten gespielt? "Ich werde ihn mitnehmen und ihn in seine Aufgaben einweisen", Eduard kam auf Daniel zu und so wie er grinste, konnte man hinter seinen Absichten nichts Gutes erahnen. Plötzlich wurde um mich herum alles schwarz und das Letzte was ich hörte, war Sammael wir er zu mir rannte und in meinem Kopf meinen Namen schrie....


Bevor ich meine Augen aufschlug, hörte ich Sammael leise mit einer Frau sprechen. Anscheinend ging es um mich, er wollte sie nicht bezahlen für ihre Leistungen. Sie sagte, dass sie alles für mich getan hatte, alles was in der Macht einer Heilerin stand. "Geht! Ich will Euch nicht mehr sehen!", Sammaels leise Stimme hatte einen bedrohlichen Klang und ich hörte, wie die Frau sofort aus dem Zimmer ging. Langsam schlug ich die Augen auf. "Elisabeth! Endlich...", als ich Sammael ins Gesicht sah, sog ich überrascht die Luft ein. In seinem Gesicht war ein Schmerz zu sehen, der übernatürlich zu sein schien. Sollte er sich etwa derart um mich sorgen? "Was...?", Sammael legte mir einen Finger auf die Lippen und brachte mich so zum Schweigen. "Sei unbesorgt, es ist alles gut. Dir wird nichts geschehen. Und ich... Du sollst nur wissen, dass deine Gedanken heute Morgen richtig waren. Ich liebe dich, meine Elisabeth. Und ja, ich hätte um dich kämpfen sollen wie ein Ritter. Doch deine versteckten Gefühle für Daniel ließen es nicht zu. Ja, du hörst richtig. Schon damals liebtest du ihn, auch wenn er dich benutzte. Verzeih mir, ich wollte dich nicht verletzten. Versuche mich zu verstehen...", jetzt war es an mir, ihn mit meinem Finger zum Schweigen zu bringen. "Auch du solltest unbesorgt sein. Ich verstehe dich. Und du solltest am Besten wissen, dass ich dich geliebt habe. Doch deine Geheimnisse und dein Verhalten, ja dein ganzes übernatürliches Wesen brachten mich dazu, mich von dir abzuwenden. Daniel war einfach ein Mensch, genau wie ich. Er fühlte genauso wie ich und mit ihm brachte ich mich auch nicht in Gefahr. Mit dir dagegen, bringe ich mich in jeder Sekunde in Gefahr. Wenn einer deiner menschlichen Bediensteten uns verrät, werde ich vor ein Gericht gestellt und als Hexe verurteilt. Früher oder später werde ich im Feuer sterben und das weißt auch du, Sammael", ich hatte mich in Rage geredet und bei den letzten Worten rannen mir die Tränen über die Wangen. Sammael küsste sie weg. "Ich würde das niemals zulassen, selbst wenn du mich nicht mehr verehrst, liebst du mich dennoch. Ich werde meine Liebste niemals sterben lassen. Nicht so, nicht als Hexe. Du wirst mit mir zusammen leben und niemand wird dich verdächtigen, das werden sie nicht wagen!", auch er war in Rage, doch als er mir ins Gesicht blickte, wurde sein Blick weich. Es schien, als offenbare er mir sein ganzes Wesen, als wolle er mich in seine größten Geheimnisse einweihen. Sollte sich jetzt alles ändern? Jetzt, als er entschieden hatte, Daniel nicht zu töten und mich zu lieben und um mich zu kämpfen? Ich hoffte darauf, ein normales Leben, als Burgherrin führen zu können. Doch konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, dass sich in einem Jahr alles ändern konnte.

Geschichte einer HexeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt