Heiliger Timäääh

12

Ich taumelte an den ganzen Betrunkenen vorbei, in Richtung Couch. Diese war voll, allerdings saß Timi mit einem weiblichen Fan drauf, die grade mit ihm flirtete. Ob er da mit machte oder nicht, war ja eigentlich egal. Ich war eifersüchtig, gebe ich jetzt auch gerne zu.

Also lief ich zu ihm und ließ mich auf seinen Schoß fallen, mit dem Rücken zu dem Fan, der nicht grade erfreut war, mich zu sehen.

Ich schlang meinen einen Arm um seinen Hals und malte mit der anderen Hand die Umrisse seines Tattoos nach, das durch seinen Ausschnitt guckte. Er grinste mich an.

"Wollen wir nicht vielleicht nach Hause gehen?", grinste ich ihn genauso dreckig an, wie er es tat.

"Verdammt gerne, ich muss nur noch eben Lukas suchen gehen. Ihm Bescheid sagen und so." Er wollte aufstehen.

"Aber...", er blieb sitzen und sah mich gespannt an. "Was ist mit Marie? Kann sie denn dann auch bei Lukas pennen?"

"Ich werd ihn mal fragen, aber ich geh nicht davon aus, dass er ein Problem damit hat. Genug Platz hat er ja."

"Okay, gut. Wir können ja auch in einem Bett schlafen", sagte ich. Tim sah mich wieder so dreckig an, weshalb ich mich schnell korrigierte: "Also Marie und ich, meine ich damit."

"Schon klar. Dann darf ich wieder auf der Couch schlafen." Er lachte.

"Schaffst du schon", grinste ich ihn an und fuhr mit den Fingern über seine Wange. "Apropos, wo ist Marie überhaupt?", fragte ich, als ich mich in der gut gefüllten Bar umsah.

"Du kannst ja nach ihr gucken, und ich schau mal, ob ich Lukas finde", antwortete er. Ich nickte und wir standen auf.

Ich hatte die ganze Bar nach ihr abgesucht. Ich konnte sie einfach nicht finden.

"Basti!", rief ich über die laute Musik hinweg. Er stand draußen mit Timi, Lukas und Igor. Als er sich zu mir umdrehte redete ich weiter: "Hast du Marie gesehen? Ich kann sie nicht finden."

"Hat sie dir nicht mal Bescheid gesagt?", lachte Basti mich aus.
"Sie is abgehauen. Mit Steven."

"Zu mir", mischte sich nun auch Igor ein. "Jetzt darf ich bei Basti pennen."

Marie ist also abgehauen um mit Steven ins Bett zu gehen? Ich weiß zwar, dass sie schon lange keinen Freund mehr hatte. Genauso gut weiß ich aber auch, dass sie ihren Chef vögelt, weshalb sie eigentlich nicht verzweifelt genug sein dürfte um sich auf Steven einzulassen.

Ich meine, ich hatte nichts gegen ihn, aber ich hab schon so einige Geschichten über ihn gehört und ich hätte echt nicht gedacht, dass sie sich auf ihn einlassen würde.

"Gehen wir dann?", fragte Timi und wedelte mit den Schlüsseln zu Lukas' Wohnung vor meinem Gesicht rum, riss mich so aus meinen Gedanken. Ich nickte und wir verabschiedeten uns von den anderen.

"Alsoooo", fing Tim an und grinste zu mir rüber. "Lukas pennt wohl jetzt schon bei Basti und Marie hat anscheinend was Besseres zu tun. Bedeutet, dass wir wohl wieder alleine sind."

Als ich das realisierte, blieb ich stehen und stöhnte. "Ach man. Aber du schläfst trotzdem auf der Couch, klar?",  sagte ich mahnend und zeigte mit dem Finger auf ihn.

"Du benimmst dich als wärst du 14. Ist dir das klar?" Er lachte und ich zuckte nur mit den Schultern. "Erlaubt die Dame mir denn wenigstens in Lukas' Bett zu pennen?" Er sah mich mit einem gespielt übertrieben flehenden Blick an.

"Von mir aus", grinste ich ihn an.

Lukas wohnte im zweiten Stock. Wer hatte das eigentlich erfunden? Alkohol und Treppen laufen ist so eine beschissene Kombination. Ich hätte mich auf dem Weg hoch bestimmt fünf mal auf die Fresse gelegt, hätte Tim mir nicht geholfen.

Als wir dann endlich oben waren, zog ich mich um. Meine Tasche war immer noch in Bastis Auto, weshalb ich einfach das T-Shirt von Tim anzog.

Jetzt lag ich also im Bett. Er lag neben mir auf dem Bauch und erzählte mir, dass Sudden ja eigentlich gar kein so schlechter Typ war, während ich ihm mit dem Daumen immer wieder über seine Wange, über seinen Bart strich.

Die ganze Zeit lang grinste ich ihn nur an. Ich musste echt bescheuert ausgesehen haben, aber er grinste einfach zurück.

"Aber sag ihr am Besten trotzdem," er nahm meine Hand von seiner Wange und hielt sie fest. "dass er wahrscheinlich nur Sex will. Immerhin ist er der Sexy-Ficker." Er lachte. Ich nickte.

Einerseits wollte ich, dass er bei mir blieb, weil ich seine Nähe so genoss. Andererseits wollte ich, dass er ging, damit ich unbemerkt an seinem T-Shirt riechen konnte.

Er sagte noch irgendwas und grinste mich breit an. Dann küsste er meine Hand und setzte sich auf.

"Schlaf gut. Wenn was is': Ich bin gleich neben an. Okay?"

Wieder nickte ich. Er strich mir nochmal mit seinen Fingern über meine Wange, wie ich das vorhin die ganze Zeit gemacht hatte. Dann beugte er sich zu mir runter und küsste mich auf die Stirn. Er lächelte mich noch ein letztes Mal an, bevor er aufstand und die Tür hinter sich anlehnte.

Die Gedanken schwirrten in meinem Kopf nur so herum. Wenn ich bei ihm war, war das nie so. Oder zumindest dachte ich da nicht nich an so viele andere Dinge.

Eine gefühlte Ewigkeit welzte ich mich in dem Bett herum. Bei Timi musste das wohl genauso gewesen sein, denn als ich mich zu ihm legte, dauerte es nicht lange, bis er leise anfing zu schnarchen. Nicht, dass es mich gestört hatte, denn ein wenig später bin auch ich friedlich in seinen Armen eingeschlafen.