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Tim brachte die Kinder in's Bett. Ich saß in der Küche am Tisch. Johanna ignorierte mich, während sie den Tisch abräumte. Ich wartete nur darauf, dass er wieder kam. Diese Stille war einfach nur unangenehm.

Ich hörte dann auch wie er kam. Ich dreht mich um und wartete, dass er in der Tür auftauchte.

Johanna positionierte sich daneben, ohne dass ich es überhaupt gemerkt hatte. Ich war so fixiert auf Tim, der seufzend auf mich zu lief.

In der Küche angekommen, wollte er sich gerade zu mir setzen, als Johanna  nach Tims T-Shirt griff und ihn so zu sich zog, dass er zu ihr gucken musste. Dann legte sie ihre Hände an seine Wangen und zog seinen Kopf zu sich runter, küsste ihn damit.

Dieser Anblick ließ mein Herz in tausend Stücke zerbrechen. Tränen sammelten sich in meinen weit aufgerissenen Augen.

Die Eifersucht machte sich in mir breit und am Liebsten hätte ich ihr auf die Fresse gehauen. Aber ich meine, noch war ich die andere Frau.

Tim drückte sie von sich weg. Der Kuss hat zwar nur ein oder zwei Sekunden gedauert, es fühlte sich aber an wie Stunden.

Johanna grinste zufrieden, während Timi sie wütend ansah.

Er setzte sich zu mir. Sie sich gegenüber von uns.

Er nahm meine Hand, die auf dem Tisch lag. "Ich will das nicht mehr, das weißt du", sagte er und guckte dabei auf unsere Hände.

"Was willst du nicht mehr?", antwortete Johanna provozierend.

Er schaute sie an. Ich drückte seine Hand, um ihn bestenfalls etwas zu beruhigen.

"Ich hab dir gesagt, ich halte das noch so lange aus, bis deine Eltern zurückkommen. Aber ich kann das nicht mehr. Du musst dir dann wo anders einen Platz zum Wohnen suchen." Er hatte einen richtig aggressiven Unterton in der Stimme.

Die beiden provozierten sich gegenseitig immer weiter. Irgendwann standen dann beide und schrien sich so leise es ging an. Die Kinder sollten ja nichts davon mitbekommen.

"Was ich nicht alles für dich getan hab!", rief Johanna. "Und das alles, nur damit du mich dann rausschmeißt und mich mit dieser Hure ersetzt?!"

Sie wurde immer lauter. Tim antwortete genauso laut. Ich saß nur weiter am Tisch und hielt mir die Ohren zu.

Ich wollte mit ihr reden, wollte ihr alles erklären. Und jetzt? Jetzt sitz ich hier, mit Tränen in den Augen, weil ich schon anfangen muss zu heulen, wenn mich jemand anschreit. Daran hatte ich gar nicht gedacht.

Ich kniff die Augen zusammen. Auch wenn ich Tim nicht wirklich was brachte, wollte ich ihn nicht alleine lassen.

Jedoch fingen die Tränen an mir die Wangen runterzurollen, als Johanna irgendwas mit 'Hurensohn' schrie.

Ich brauchte Luft. Also stand ich auf und lief in's Wohnzimmer, bekam  durch meine zitternden Hände die Tür aber nicht auf.

Plötzlich spürte ich eine Hand über meinen Rücken streichen und ich wurde rausgezogen.

Dass das Geschrei aufgehört hat, hatte ich gar nicht mitbekommen, da das Rauschen in meinen Ohren alles übertönte.

Ich sah Timi, der mir besorgt in's Gesicht guckte, dabei irgendwas sagte.

Er zog mich mit sich. Weiter vom Haus weg. Langsam beruhigte ich mich wieder. Das Rauschen wurde leiser und der Heulkrampf hörte auf. Jetzt flossen nur noch einzelne Tränen meine Wangen runter.

Wir kamen an einem See an und setzten uns auf den Steg. Ich umschlang Tims Arm und legte meinen Kopf auf seine Schulter.

Nach einem Moment der Stille, war das Rauschen endgültig weg. Jetzt konnte man nur noch das leise Plätschern vom Wasser und die Grillen in der Nacht zirpen hören. Es hätte richtig romantisch sein können, wären wir nicht hier, damit ich mich von einer Panikattacke beruhigen konnte.

"Tut mir Leid", flüsterte ich dann.

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen." Er drückte mir einen Kuss auf den Kopf.
"Willst du drüber reden?", fügte er noch beruhigend hinzu.

Ich richtete mich auf und sah ihn an. Er sah traurig aus, hatte den Schock auch noch nicht ganz verdaut. Ich war's ihm wohl schuldig ihn aufzuklären oder zumindest mit ihm zu reden.

Tim hob die Hände und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.

"Ich weiß nicht, ob es da so viel zu bereden gibt", setzte ich an und guckte auf den Boden.

Er aber hob mein Kinn an, damit ich ihn angucken musste. "Wenn's dir nicht gut geht, würde ich gerne wissen warum. Vorausgesetzt du willst und kannst drüber reden." Er sah mich durchdringlich an.

Ich nickte und nahm seine Hand von meinem Kinn, hielt sie fest.

"Das bin einfach ich." Er sah mich fragend an, also redete ich weiter. "Ich hasse es, wenn Leute schreien. Deswegen streite ich mich auch nie."

Er seufzte. "Dann dürfen wir also nicht streiten", sagte er und lächelte traurig. Da es lustig sein sollte, lachte ich leicht.

Wir saßen noch eine Weile draußen, bis ich mich getraut hatte, wieder reinzugehen.

Tim wollte das alleine klären und obwohl ich wusste, dass das eine bessere Idee war, wollte ich ihn einfach nicht alleine lassen. Immerhin ging es um uns. Und ich wollte ihn irgendwie moralisch unterstützen, sich mit der Fotze auseinanderzusetzen.

Heiliger TimääähWo Geschichten leben. Entdecke jetzt