Die Geschichte, die ich euch erzählen möchte, beginnt an einem warmen Herbstnachmittag. Ein unnormal normaler Tag in den Straßen von Konoha. "Wo gehen wir hin Tachi?" frage ich lächelnd, während ich an der Hand meines Bruders, neben ihm her hüpfe. Noch viel zu jung um die Übel der Welt wirklich wahrzunehmen oder zu verstehen. "Ich muss noch etwas mit Meister Danzo besprechen, dann gehen wir spielen. Versprochen." erwidert der Ältere und ich nicke freudig.
"Du wartest am besten hier draußen kleine Shinobi. Ich bin gleich wieder zurück." flüstert er, als wir vor dem Hauptquartier der Anbu angekommen sind. Er tippt mir sacht gegen die Nase und versucht zu lächeln, eine Geste die ich mit kindlicher Freude erwidere. "Spiel ein bisschen mit Raven." schlägt er noch vor, bevor er sich umdreht und im Gebäude verschwindet. Ich lasse mir davon kaum die Freude verderben und pfeife nach meinem Raben. Gemeinsam tollen wir herum, bis mein Bruder aus dem Gebäude tritt.
Raven entdeckt ihn vor mir und macht mich mit einem leisen Krächzen auf die Ankunft des Älteren aufmerksam. Sofort laufe ich los und falle ihm um den Hals, als sei eine Ewigkeit fort gewesen. Er ist still, unüblich still. Es ist eine andere Art der Stille, die er sonst so an den Tag legt, dass spüre ich. Vorsichtig sehe ich zu ihm auf und bin für einige Augenblicke geschockt. Mein Bruder weint. Seit Shisuis Tod habe ich ihn nicht mehr weinen sehen und es verwirrt mich, ebenso sehr wie es mich verunsichert.
"Tachi?" Meine Stimme zittert leicht, doch er zieht mich nur sacht enger an sich, bevor er leicht den Kopf schüttelt. "Lass uns wo anders hin gehen."
Wir schweigen, während wir nebeneinander durch die Straßen bis zum Viertel der Uchiha laufen. Raven hat sich auf die Größe eines normalen Raben geschrumpft und sitzt auf meiner Schulter, von wo aus er immer wieder Menschen an krächzt.
Itachi schweigt, bis wir am Wald ankommen und er sich auf einem der umgestürzten Baumstümpfe nieder lässt. Ich klettere auf den Schoß meines großen Bruders, auch wenn ich mit sieben dafür wohl schon etwas zu groß bin, doch gerade habe ich das Gefühl, dass er genau das braucht. Zögernd legt er die Arme um mich und ich lehne den Kopf an seine Schulter. Ich weiß, dass er kein großer Freund solcher körperlicher Zuwendungen ist, vor allem nicht mehr seit Shisui gestorben ist, doch gerade lässt er es zu.
"Vermisst du ihn auch so kleine Kriegerin?" fragt Itachi leise, als habe er meine Gedanken erraten. Ich kann nur leicht nicken und presse mich enger an den Älteren. Shisui war Itachis bester Freund und sein engster Vertrauter, später verstand ich das besondere Band zwischen den Beiden besser, nachdem ich selbst lernte, was es hieß sich jemandem so unendlich verbunden zu fühlen. Zu diesem Zeitpunkt vermisste ich einfach nur den Jungen mit den dunklen Locken und Augen, dem breiten Grinsen und den großen Träumen vom Frieden.
Doch Shisui wird niemals seine Träume in die Tat umsetzen können, da er nicht mehr als ein verlorener Traum ist, eine Erinnerung, die niemals in unseren Herzen verblassen würde. Ich weiß nicht, was passiert ist. Doch erinnere mich an den Moment, in dem Itachi mit dunklen Augen Heim kam und mir erklärte, dass sein bester Freund nun an einem besseren Ort war. Doch da er weinte, glaubte ich ihm nicht.
"Maie?" fragt er leise und reißt mich somit aus den Gedanken. "Hm?" "Ich habe einen wichtigen Auftrag von Meister Danzo bekommen, wenn ich ihn ausgeführt habe, werde ich aus Konoha weg gehen müssen." "Du meinst wir gehen aus Konoha weg?" unterbreche ich ihn, während ich mich langsam aufsetze. "Nein kleine Kunoichi, du bleibst hier. Dort wo ich hingehen werde, ist es viel zu gefährlich für dich." "Du kannst mich nicht hier lassen, denk was Papa mit mir tun würde, wenn du nicht da wärst. Er wäre bestimmt böse, wenn er wüsste, dass du vor hast zu gehen. Und... Und... Sasuke hasst mich...Du kannst mich nicht hier lassen." flüstere ich und verschränke die Arme vor der Brust. Er streicht mir sanft durchs Haar.
"Aber wenn ich dich mitnehme wirst du eine Geächtete sein kleine Kunoichi. Wir würden gejagt und verachtet werden." flüstert er traurig. "Du hast mir Mal was versprochen Tachi. Erinnerst du dich?" Ich meine es vollkommen ernst. Ich wusste nicht, was ich gerade für eine Entscheidung für mein Leben traf, doch ich wusste, dass es die einzig Richtige für mich sein würde.
"Du und ich gemeinsam gegen den Rest der Welt." antwortet er sanft. "Aber ich weiß nicht, ob ich das tun kann." setzt er hinterher. "Natürlich, wir können alles schaffen." sage ich mit meiner kindlichen Zuversicht und umarme ihn.
Was genau der Auftrag meines großen Bruders war, erfahre ich erst Monate später. Doch ich hätte mich nicht anders entschieden, ich hätte auch in meiner kindlichen Naivität daran geglaubt, dass ich in diesem Moment die beste Entscheidung traf. Mein Vater und die anderen Oberhäupter hatten einen Putsch vorbereitet und bis heute bin ich zu jedem Opfer bereit, wenn es dazu dient, dass wir dem Frieden einen Schritt näher kommen.
Itachi befahl mir am Tor zum Viertel zu warten und das tat ich. Ich wartete und hielt mir die Ohren zu, ohne zu hinterfragen, was mein älterer Bruder tat. Ich vertraute ihm blind und folgte ihm. In meinen Händen hielt ich ein Kunai fest umklammert und wartete geduldig, dass Itachi kommen würde.
Als er endlich kam, war er vollkommen ruhig und nahm meine Hand in seine. An diesem Abend haben wir unserem Heimatdorf und unserem Land den Rücken gekehrt.
"Bist du bereit?" "Nein, aber lass uns trotzdem gehen." Er nickt langsam und gemeinsam laufen wir los. "Haben wir ein Ziel?" frage ich Itachi beim Laufen. Er nickt. "Das Hauptquartier von Akazuki. Ich habe schon mit einem gewissen Pain verhandelt. Wir werden dort Leben und versuchen Konoha auch von dort bestmöglich zu schützen."
"Alles für Konoha." sage ich leise. "Alles für Konoha." erwidert Itachi.
Überarbeitung: April 2021
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Die Uchiha Kunoichi
FanfictionMein Name ist Maie. Maie Sakura Uchiha. Ich floh gemeinsam mit meinem älteren Bruder. Doch der Weg den ich wählen würde, sollte sich von dem Seinen und auch dem meines anderen Bruders grundlegend unterscheiden. Jeder von uns hatte seine Hintergrün...