Große Wörter wie Einsamkeit und Frieden

724 30 4
                                    

Gaaras pov.

Seit fast einem Monat, treffe ich mich fast jede Nacht mit diesem mysteriösen Mädchen. Ich finde es leicht befremdlich, dass ich ihren Schutzschild nicht zerstören kann, aber auch dafür werde ich schon einen Weg finden.

Gerade will ich aus dem Haus treten, als mich Temari aufhält. Meine ältere Schwester scheint mich in letzter Zeit genauer im Auge zu behalten. Ich glaube kaum, dass dessen irgendwelche irrationalen familiären Bande zu Grunde liegen, sondern es eher ein Auftrag unseres Vaters ist, dass mich jemand unter Kontrolle halten soll. Also ob sie dazu fähig wäre. "Was willst du?" frage ich unwirsch und dränge mich an ihr vorbei, wobei mein Sand gefährlich um sie herum wirbelt. Ich genieße die Angst in ihren Augen und auch macht sie mich traurig, überall wo ich hinsehe, sehe ich Angst oder hasserfüllte Blicke. Ihre Angst macht mich stark, doch auch einsam. Einsamkeit, ein Wort, dass Maie mich gelehrt hat, in den scheinbar endlosen Nächten auf der Mauer. Endlos und doch so schnell vorbei. Ich spüre, wie die Wachen in meinem Rücken nach ihren Waffen greifen.

Ich schüttle den Kopf und will sie so gerne alle umbringen, doch ich spüre die Anwesenheit meiner mysteriösen Besucherin. Bestimmt schiebe ich mich an Temari vorbei durch die Tür und lasse ihre Angst hinter mir. Ich trete auf die Stadtmauer. Da steht sie und wendet mir den Rücken zu, der Sand schießt auf sie zu, schnell und hart, doch ehe er sie erreichen kann, wird seine Richtung abgelenkt. Jeden Abend das gleiche Spiel, als würde sie eine Kraft umgeben, die meiner ebenbürtig sei. Ein absurder und doch faszinierender Gedanke.

Sie dreht sich langsam zu mir und ihre langen Haare spielen im Wind. "Guten Abend. Gaara aus der Wüste." Sie schenkt mir eins ihren Lächeln, dass ich nur sehen kann, da ihr Schleier etwas hoch weht und deshalb für einen kurzen Moment ihre glatten Züge und ihre blassen Lippen enthüllt. "Guten Abend Maie, die von den Sternen kommt." erwidere ich. Den Namen habe ich ihr gegeben, als sie zum wiederholten Mal neben mir gelandet war. Wo sie herkommt weiß ich nicht, wo sie hingeht auch nicht. Was zählt, sind die Momente hier.

Ich bin jedes Mal selbst überrascht, wie anders ich mit ihr umgehen kann. Bei ihr ist alles anders, wenn sie mich ansieht, scheint sie kein Monster zu sehen. Sie zuckt nicht zurück und meine mehr als ernst gemeinten Versuche ihr etwas anzutun, tut sie mit einem knappen Lächeln ab.. Sie ist anders und das fasziniert mich an ihr, ebenso sehr wie es mich ängstigt. Denn wenn ich hier in den Nächten bei ihr sitze und der Sonne beim Aufgehen zusehe, dann verstehe ich, dann fühle ich.

"Gaara?" fragt sie und holt mich aus meinen Gedanken zurück. Sie steht mir viel näher, als vorher und ich nicke knapp, um ihr zu verstehen zu geben, dass ich noch geistig bei ihr bin. Langsam stelle ich mich neben sie an den Rand der Mauer und blicke hinab in die Tiefe. "Was würde passieren, wenn ich jetzt springen würde?" Die Frage kommt mir in den Sinn und ist über meine Lippen gekommen, ehe ich sie bedacht habe. "Entweder dein Sand würde dich retten oder ein schimpfender Rabe." erwidert Maie lachend und setzt sich. Ihre Beine baumeln über dem Abgrund, vollkommen ohne Furcht. Irgendwie fühlt es sich immer so warm in mir an, wenn sie lacht.

"Wann darf ich deine Augen sehen?" frage ich sie und weiß selbst nicht Mal wieso. Es ist ein Gedanke, der durch meinen Geist wandert, ebenso wie die verwirrende Wärme ihres Lachens. "Wenn es soweit ist." erwidert sie vollkommen ruhig und wendet ihren Blick zu den Sternen. Oft erzählt sie mir nachts die Geschichten der Sternbilder und ich setze mich dann neben sie, so nahe. dass sich unsere Schultern berühren, während der Sand eine Rückenlehne für uns zu bilden scheint. Das sind die Stunden, in denen ich lerne, was Frieden bedeutet. Es ist eines der großen Wörter, die sie oft benutzt, ebenso groß und schwer wie Einsamkeit. Ich könnte ihr für Stunden zuhören, bei ihr fühle ich mich fast normal. Fast.

Sie lehnt sich an mich und legt den Kopf auf meine Schulter. "Hast du keine Angst?" frage ich unsicher. Seit wann bin ich bei irgendwas unsicher und seit wann Sorge ich mich um irgendwen außer mich selbst, was ist nur mit mir los? Aber die wichtigere Frage ist, seit wann traut sich jemand mir so nahe zu sein? "Nein, wovor auch." erwidert sie und gähnt.

Eine Weile sitzen wir schweigend da, einfach nur in die friedliche Betrachtung der Sterne vertieft. Ja, diese Nächte hier draußen, sind es die mich verändern.

Doch dann werden wir plötzlich durch nahende Schritte gestört. Maie scheint sie fast zeitgleich zu hören, denn sie schreckt von meiner Schulter hoch und zieht ihr Katana. Kankuro und Temari tauchen in unserem Sichtfeld auf. Beide ziehen blitzartig ihre Waffen, als sie sehen, dass ich in Begleitung bin. In diesem Moment verspüre ich lodernden Hass, doch bevor ich handeln kann, reißt mich die Stimme meiner Begleitern wieder zurück.

"Ich nehme an, dass dies deine Geschwister sind?" fragt Maie mich und deutet mit ihrer Katanspitze auf die Beiden. Sie ist vollkommen gelassen, wie immer. Ich glaube nicht, dass sie jemals etwas aus der Ruhe bringen könnte. "Hm" gebe ich von mir.

"Wer bist du?" verlangt Kankuro mit zitternder Stimme zu wissen. "Eine Freundin in einem Meer von Feinden. Puppenmeister" erwidert sie und gähnt gelangweilt. "Wie meinst du das?" fordert Temari. "Das wirst du schon noch verstehen und nun entschuldigt mich." fügt Maie und neigt den Kopf. Sie lächelt mir zu und eine starke Windböe erfasst ihren Schleier, weht ihn hoch und gibt so den Blick auf zwei dunkelblaue Augen frei. Ebenso schnell legt sich der Stoff wieder über ihr Gesicht und bedeutet mir, wie unendlich weit sie doch von mir entfernt sei.

Unfähig mich zu rühren sehe ich zu, wie sie furchtlos einen Schritt über die Kante macht und stürzt, wenige Sekunden später schießt ein großer Rabe aus den Untiefen hoch und trägt das Mädchen auf dem Rücken davon. Meine Geschwister, wie Maie sie nannte, beginnen mich mit Fragen zu bestürmen, welche ich ignoriere und stumm zur Betrachtung des Himmels zurückkehre. Die Sonne geht gerade auf.

Ihre Augen, die Funkeln wie der Nachthimmel, erleuchtet vom Licht Tausender Sterne. Vielleicht muss man nicht alles in dieser verfluchten Welt hassen und töten, vielleicht gibt es ein paar Dinge die es wert sind, am Leben gelassen zu werden. Vielleicht habe ich begonnen zu begreifen, was Schönheit ist?

Überarbeitung: April 2021

Die Uchiha Kunoichi Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt