"Ich halte es für unklug dich allein gehen zu lassen." beschwert sich Raven leise, während wir hoch über den Dächern von Sunagakure kreisen. Die ersten beiden Prüfungsrunden sind seit gut einer Woche vorüber und ich habe beschlossen, dass es an der Zeit ist, mich meinem Zielobjekt langsam zu nähern.
Der Kommentar meines treuen Weggefährten bringt mich jedoch zum Lachen und ich streiche durch seine schwarzen Federn. "Wann warst du schon mal damit einverstanden, mich irgendwo allein hingehen zu lassen? Bring mich bitte einfach nur nah ran und warte dann auf mich." "Euer Wunsch ist mir Befehl MyLady." erwidert der Rabe und neigt seinen Kopf, wodurch wir in einen leichten Sinkflug geraten. "Du nennst mich nur MyLady, wenn du nicht meiner Meinung bist." beschwere ich mich über die Förmlichkeiten, bevor ich fortfahre. "Also... Bleib einfach in der Nähe. Ich bin mir nicht sicher, wie er das eindringen in seinen persönlichen Lebensraum aufnehmen wird und ich will keine unnötigen Risiken eingehen." Raven neigt erneut den Kopf, wobei er allerdings nicht kommentiert, dass mein gesamter Plan ein einziges Risiko sei.
Schweigend setzt er mich vor der Stadt ab und ich stapfe durch den Sand zu den Toren von Sunagakure, ohne einen Blick zurück zu werfen. Itachi sagt immer, dass ich niemals zurückblicken soll. Die Vergangenheit zu ehren ist wichtig und von einen besseren Zukunft zu träumen, ist gut, doch konzentrieren muss ich mich allein auf das hier und jetzt.
Ich schüttle den Kopf, um meine Gedanken zu sortieren. Ich darf mir keine Unachtsamkeit leisten. Mein Blick wandert hoch zu den Sternen und ich atme tief durch. "Möge die Nacht uns schützen und die Sterne, die einzigen Zeugen unseres Gespräches werden." Wispere ich leise, bevor ich mir einige meiner langen dunklen Haarsträhnen aus der Stirn schüttle und meinen Schleier dann befestige. Ich hasse ihn ebenso sehr, wie er mir Sicherheit verschafft.
Ich streife durch die Straßen des Dorfes, bis ich einen schmalen Schatten auf der Außenmauer des Dorfes erkennen kann. "Na, da haben wir wohl Glück." flüstere ich leise und muss unweigerlich Grinsen, ich klinge ja schon wie Tobi. Einfach nur erbärmlich.
Langsam nähere ich mich, doch er bemerkt mich binnen Augenblicken, was mich milde beeindruckt. "Bleib stehen Fremde!" höre ich seine kalte Stimme. Sie scheint in mein Herz zu dringen und ich bin mir sicher, dass sie jedem mit einer anderen Kinderstube als der meinigen, einen eisigen Schauer über den Rücken jagt. "Hm." mache ich und gehe unbeirrt weiter. Zeig keine Furcht, eine von Itachis wichtigsten Lektionen, neben vertraue immer auf deine Fähigkeiten und deinen Verstand.
"Ich werde dich töten." "Hm" ich setze meinen Fuß auf die Mauer und sehe zu den Sternen. Kalt Funkeln sie auf uns hinab, kalt und fern. Auf eine wundersame Weise erinnern sie mich an Gaara, der ebenso kalt und entrückt von dieser Welt wirkt. Ich wende mich zu ihm und helle grüne Augen funkeln mich an. Der Sand beginnt um ihn herum zu schwirren.
"Bleib ruhig." ist alles, was ich sage, während meine Augen wachsam jeder seiner Bewegungen folgen. Vorsichtig trete ich einen Schritt näher an ihn heran. "Zeig deine Augen Fremde!" "Nein." sage ich und setze mich neben ihn auf die Kante.
"Ich könnte dich auf der Stelle töten." stellt er eisig klar, doch ich schnaube nur belustigt. "Ja, ich dich auch." erwidere ich und wende mich wieder den Sternen zu. "Du bist nachts oft hier, oder?" "Hm." macht er nun und wendet sich ebenfalls den Sternen zu.
"Was willst du hier?" fragt er. "Mit dir reden, ich finde deine Kräfte hoch interessant und dich ebenfalls, Gaara aus der Wüste." erwidere ich, wobei ich nicht mal die Unwahrheit spreche und lehne mich zurück. Seine Kräfte sind faszinierend, doch noch mehr fasziniert mich die Auswirkung, die er auf mein eilig schlagendes Herz hat. "Ich finde dich ebenfalls interessant, du bist nicht leicht zu töten, irgendein Kraftfeld hält meinen Sand auf. Aber ich werde dich töten." sagt er ernst. Mit solch einer Leichtigkeit spricht er davon ein Leben zu nehmen, dass ich mich frage, was sein Herz in solch eine Dunkelheit gehüllt haben mag. "Hm." "Aber vorher möchte ich deinen Namen wissen." "Maie." "Maie." Er wiederholt meinen Namen langsam, als sei ihm der Klang fremd und er müsst erstmal probieren, ob er fähig ist solche Laute zu produzieren. Ich nicke. Wir versinken in Schweigen, sein Sand schwirrt um uns, während ich ihn immer wieder mit verschiedenen Jutsus abwehre. Für diesen Moment bin ich geduldet.
"Sieh die Sonne steigt über der Wüste auf, bald werden wir beide wieder in unsere Leben zurückkehren." "Es ist wunderschön." hauche ich leise, während die unendliche Ebene von uns in rot und gold getaucht wird. "Ich verstehe nicht was Schönheit ist." erwidert Gaara und ich bilde mir ein eine Spur Trauer in diesen Worten schwingen zu hören. "Dann weiß ich ja, wovon ich dir jede Nacht erzählen kann, bevor du mich tötest." sage ich und erhebe mich. "Bis morgen Nacht Gaara aus der Wüste." "Bis morgen Nacht Maie."
Ich drehe mich auf der Balustrade um, auf der wir bis eben gesessen haben und schenke ihm ein kurzes Lächeln. Dann lasse ich mich fallen, im vollkommen vertrauen, dass Raven mich auffangen würde.
"Na, was hältst du von ihm?" krächzt Raven, während er in Richtung des Hauptquartiers davon segelt. "Keine Ahnung, ich spüre unter seiner Mordlust, die er ohne Zweifel ausstrahlt, noch etwas anderes, etwas verzweifeltes und suchendes, aber das kann ich jetzt noch nicht genau einschränken. Ich denke unser Treffen war erfolgreich, da er mich nicht sofort getötet hat und ich bin hoffnungsvoll, dass das auch so bleibt." erstatte ich ihm einen knappen Bericht und gähne ausgiebig. "Gute Nacht Raven, ich schlaf jetzt etwas." flüstere ich und rolle mich auf dem Rücken meines gefiederten Freundes bestmöglich zusammen.
Mein letzter Gedanke, bevor ich in die Dunkelheit meiner Träume gleite, gilt Gaara. Ob er allein ist?
Überarbeitung: April 2021
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Die Uchiha Kunoichi
FanfictionMein Name ist Maie. Maie Sakura Uchiha. Ich floh gemeinsam mit meinem älteren Bruder. Doch der Weg den ich wählen würde, sollte sich von dem Seinen und auch dem meines anderen Bruders grundlegend unterscheiden. Jeder von uns hatte seine Hintergrün...