01. The Boy Who Never Cry

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Der Rauch vernebelte für einen Moment meine Sicht, doch kurz danach wurde er vom Wind davon getragen.
Ich zog die Ärmel von meiner schwarzen Strickjacke bis über meine Hände und winkelte meine Beine an.

Es wird wieder kälter.

Ich zog noch einmal an meiner Kippe und behielt den tödlichen Rauch noch etwas in meinem Mund, bevor ich ihn wieder aus blies.
Ich musterte diesen kleinen Glimmstängel in meiner Hand,
irgendwann würde mich dieses Ding noch umbringen.

Wenn du es nicht schon vorher selbst erledigst.

Ich sah auf den Park der direkt unter mir war.
Der Wind wehte die Blätter von den Bäumen und sie wirbelten durch die Luft, bevor sie zu Boden fielen.
Es wurde langsam dunkel und die Laternen gingen nach einander an.

Ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus, der auf dem sims stand und schloss das Fenster.
Es sollte schließlich nicht noch kälter in dieser Wohnung sein, als es so wieso bald ist.

Mein Blick fiel auf das Poster an meiner Zimmer Tür, als ich mich umdrehte.
Darauf war der Transparente Engel, welcher auf dem "In Utero" Album von Nirvana abgebildet ist.

Ich liebte ihre Musik, vor allem dieses Album, da ich diese Lieder einfach immer hören konnte, egal welche Stimmung ich hatte und es mir nie zu viel wurde, egal wie oft und lange ich es hinter einander gehört habe.

Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel das mich jemand anrief, also ging ich auf meinen Schreibtisch zu und griff mein Handy.
Es war Ace, einer der wenigen Menschen die mehr über mich wussten als nur meinen Namen.
Ich hob ab.

„Elena?"

„Ja?"

„Mach die Tür auf"

Sein Atem ging schnell und seine Stimme zitterte ein wenig.

schnell"

„Ist was passiert?"

„Gleich, jetzt mach schon"

Ich fragte nicht weiter nach und ging zur Tür, nahm den Hörer kurz ab und drückte auf das Schlüssel Symbol, womit ich Ace unten die Tür öffnete.
Ich hörte ihn die Treppen hoch laufen und kurze Zeit später Stand er vor der Tür.

Er sah überhaupt nicht gut aus.
Er war komplett blass und zitterte, die Kapuze hatte er so weit es geht ins Gesicht gezogen und seine Hände waren in den Taschen seiner Jacke verschwunden.
Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen.
Er sah mich an und räusperte sich.

„Ehm.. Darf ich rein kommen?"
Während ich ihn gemustert habe, hatte ich nicht gemerkt dass ich im Türrahmen gestanden hatte.

„Ja klar"

Ich ging zur Seite und er kam rein.
Er zog sich etwas hektisch seine Schuhe aus und wollte dann sofort weiter, doch ich hielt ihm am Arm fest und er drehte sich zu mir um

„Sei bitte leise, mein Dad schläft"

Er nickte und machte leise die Tür auf.
Wir gingen in mein Zimmer und ich schloss die Tür hinter mir.
Ace hatte sich auf mein Bett gesetzt und starrte auf den Boden, während er nervös seine Hände aneinander rieb.
Ich lehnte mich an die Tür und verschränkte meine Arme.

„Was ist los? Du wirkst völlig aus der Bahn geworfen"
Sagte ich und er sah nicht einmal zu mir, sondern starrte weiter wie gebannt auf den Boden.
Er setzte ein paar Mal an etwas zu sagen, doch es kam kein Ton heraus.
Ace schüttelte nur mit dem Kopf und fuhr sich angespannt durch die Haare, während er irgendwas in sich rein brabbelte.

Ich ging zu ihm, kniete mich vor ihn und legte meine eine Hand auf sein Knie.

„Ace?"

Er sah hoch und seine Augen glänzten, als er merkte dass ich es realisiert habe, schaute er sofort weg.
Ich war kurz verwirrt und schockiert.

Ich habe ihn nur einmal weinen sehen...

Es muss irgendwas schlimmes passiert sein, etwas ziemlich schlimmes wenn Ace so die Fassung verliert, dass er weinen muss.

„Elena... Ich hab.. Ich hab was richtig schlimmes getan"
Er raufte sich die Haare und seine Stimme klang brüchig.
Ich schluckte.

„Du kannst mir alles erzählen" versuchte ich zusagen und dabei meine Angst vor seiner Antwort nicht zu zeigen.

„Oh Gott du wirst mich hassen!"
Er wurde immer verzweifelter, so sehr, dass er jetzt wirklich weinte.
Ich konnte das nicht mit ansehen und
umarmte ihn.
Er fing an zu schluchzen, dass es mir in der Seele weh tat.

„Ich hab... Ich..."

Ich wollte ihn nicht drängen, deshalb wartete ich einfach.

„Ich wollte es nicht... Es... Also... Ich hab... Ich wollte..."

„Ganz ruhig"

Er versuchte sein schluchzen wieder unter Kontrolle zu bekommen und er drückte mich nun fest an sich.

„Er ist tot... Ich hab ihn... Ich hab ihn umgebracht"

And Her Heart Is Falling Apart Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt