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„Harper!!", schreie ich erleichtert auf und springe von meinem Stuhl, froh Blakes Blick endlich zu entkommen.
Ich will sie fest an mich drücken, doch sie blockt mit einer Hand auf meiner Brust ab. Ihre Wangen sind schwarz und nass und die Augen zu schlitzen verengt als sich mich anschreit.

„Lass mich in Ruhe! Ich will mit keinem reden und niemanden sehen, kapiert? Ich will einfach alleine sein und nicht von irgendwelchen Leuten vollgetextet werden, die keine Ahnung haben, was überhaupt Sache ist. Also HALT DICH EINFACH RAUS!"

Die letzten Worte knallen mir so heftig ins Gesicht, dass ich nicht weiß wie ich reagieren soll. Harper so außer sich zu sehen ist eine Seltenheit. Das letzte mal ist sie so ausgerastet, weil ihr Lehrer irrtümlicherweise eine falsche Note ausgestellt hat. 

„Harper ich versteh nicht..." Mein verzweifelter Versuch sie zu beruhigen geht nach hinten los, denn sofort werden mir meine Worte abgeschnitten.

„Genau! Du verstehst GAR NICHTS! Keiner versteht hier irgendwas!"

Sie streift ihre Laufschuhe von den Füßen und kickt sie mit solcher Wucht an die Wand, dass ich zusammen zucke und langsam einen Schritt rückwärts mache.

Ich korrigiere mich. SO ist sie noch nie ausgerastet.
Ich wende meinen Blick kein einziges Mal
von ihr ab als sie in ihr Zimmer stapft und die Tür mit einem ohrenbetäubenden Lärm ins Schloss fällt.

Verdattert bleibe ich an Ort und Stelle stehen, während meine Gedanken Achterbahn fahren.
Warum benimmt sich heute jeder so seltsam? Erst verweigert mir Olivia die Knutschfleck-Dienste, was Harper anscheinend so im Dreieck springen lässt, dass sie kaum noch klar denken kann und als wäre das nicht schon genug meint Blake auch noch er müsste sämtliche Entscheidungen bezüglich meiner Beziehung in frage stellen und unqualifizierte Kommentare dazu abgeben. Fehlt nur noch, dass Henry hereinschneit und uns mitteilt, er wolle Jill heiraten.

„Willst du auch was trinken?"

In der ganzen Aufregung habe ich nicht bemerkt, dass Blake zum Kühlschrank gegangen war und zwei Flaschen Bier herausgenommen hat.

„Nein danke, ich sterbe lieber später."

Kommentarlos öffnet er trotzdem beide Flaschen, nur um sie danach zum Sofa zu schleppen und vor sich abzustellen.

Im Moment bin ich einfach nur sauer.
Sauer auf das blöde Bier, das mir überhaupt nicht schmeckt, sauer auf Harper, weil sie mich ohne Grund angeschrien hat, und sauer auf Blake, weil er die ganze Situation einfach nur noch komplizierter macht, als sie eh schon ist. Bisher haben alle meine Freunde einfach die Klappe gehalten, wenn es um Carter ging.

Mir fällt gerade nur eine Person ein, die vielleicht ein Hilfe sein könnte, deshalb schnappe ich mir Geld und den Haustürschlüssel vom Haken und ohne mich zu verabschieden verlasse ich die Wohnung.

Es ist heiß. Keine einzige Wolke verdeckt die Sonne, die auf meinen Kopf niederbrennt und mich auf dem Weg zu Henry förmlich schmelzen lässt.
Als ich endlich in der Autowerkstatt ankomme, bin ich völlig durchgeschwitzt, weshalb sich meine Haare vereinzelt kräuseln und ich mir einen Pferdeschwanz mache, um ein bisschen anständig auszusehen.

Das Tor der Werkstatt ist offen und ich sehe sofort Henry, wie er in seinem Tanktop und mit schief sitzender Cap unter der Motorhaube eines teuer aussehenden Wagens mit Werkzeug hantiert.

An den Armen und im Nacken läuft auch ihm der Schweiß hinunter, welcher sich zusätzlich mit verschmiertem schwarzen Zeug auf seinem Körper vermischt.
Kein Wunder, dass ihm Jill einfach nicht widerstehen kann. In seiner Aufmachung sieht er verdammt heiß aus und ich beobachte ein paar Mitarbeiterinnen auf der anderen Seite der Garage wie sie mir eifersüchtige Blicke zu werfen, als er zu mir aufschaut und zur Begrüßung ein Küsschen auf die Wange gibt.

Wenn Ich Mit Dir Kuscheln MussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt