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Am nächsten Morgen wecken mich laute Atemgeräusche, die eindeutig vor meinem Zelt entstehen.
Ein Schatten an der Zeltwand zeigt mir lange Haare, die im Takt von Sit-ups hoch und runter schwingen.
Während ich völlig gerädert und komplett verschlafen versuche, mit meiner Zunge eine Haarsträhne aus meinem Mund zu befördern, betätigt sich Harper also schon um diese Uhrzeit sportlich. Lobenswert, wie ich finde, jedoch bin ich keineswegs neidisch, da ich die Möglichkeit habe, einen schlafenden Blake anzuhimmeln.

Seine Lieder zucken ein paar Mal unkontrolliert, doch ansonsten atmet er ruhig und gleichmäßig.
Konzentriert betrachte ich seine langen, dunklen Wimpern, seine perfekten Gesichtszüge, markant aber trotzdem weich, und schließlich landet mein Blick auf seinen wunderbar geformten, leicht rosa schimmernden Lippen.
Wie von selbst verirrt sich meine Hand in die Nähe seines Gesichts, sodass mein Daumen es einfach nicht lassen kann einmal über seinen weichen Mund zu streichen.

Eine Erinnerung zieh an meinem geistigen Auge vorbei...

...Blake und ich sitzen als junge Teenager gemeinsam auf dem Spielplatz und sind uns ganz nah. Er legt seine Hand an meine Wange und sieht mir intensiv in die Augen, seine Lippen kommen immer näher, bis ich gespannt meine Augen schließe und auf die wohltuende Berührung warte...

In dem Moment knurrt mein Magen, was dazu führt, dass sich mein Bauch verkrampft und ich meine Aufmerksamkeit auf das bevorstehende Frühstück richte, weg von dem Kuss, weg von den kribbeligen Gefühlen, die mich von oben bis unten befallen haben.

„Hast du Hunger?" Blake ist wohl aufgewacht, blinzelt gegen das helle Licht und versucht sich zu drehen, doch mehr als seinen Arm bekommt er nicht frei. Seine Stimme ist belegt, er hustet ein paar Mal und wischt sich mit einer Hand über sein Gesicht.

„Und wie", antworte ich. „Gehen wir was Essbares besorgen?"

„In Anbetracht der Tatsache, dass du fast zu hundert Prozent auf mir liegst, ist dieser Plan geradezu zum Scheitern verurteilt." Wieder bricht seine kratzige Stimme einige Male ab, auch wenn ein leicht belustigter Unterton in ihr mitschwingt.

Ich kann meinen Blick einfach nicht von seinen funkelnden Augen abwenden, die sich jedes Detail meines Gesichts einzuprägen scheinen.

„Hast du dich erkältet Blaky?", frage ich besorgt und fasse ihm an die Stirn, nachdem ich meine Unterlippe vorgeschoben habe.
Er lacht und schlingt seine Arme um meine Taille, wodurch sich unsere Körper jetzt an jeder erdenklichen Stelle berühren und ich eine Hand stützend neben seinem Kopf platziere, um mir ein bisschen Luft zum Atmen zu verschaffen.

„Vielleicht ein bisschen?" Wieder räuspert er sich. „Und das obwohl du so heiß bist, Frechheit!" Gespielt empört rollt er kopfschüttelnd mit den Augen, sodass mir nichts anderes übrig bleibt als zu Lachen und ihm durch die dunklen Haare zu wuscheln.

Ginge es nach mir könnte ich den Rest meines Lebens in seinen Armen verbringen und in diesen wundervollen Augen versinken, doch die immer lauter werdende Stimmen vor dem Zelt scheinen meine Wünsche gänzlich zu ignorieren.

„Wieso leistest du mir heute Abend nicht mal ein bisschen Gesellschaft Honey?", dringen tief ausgesprochene Worte ins Zelt. Angestrengt lauschen Blake und ich dem Geschehen.

„Ist das etwa Louis?", flüstert Blake und runzelt die Stirn. Nachdem ich genickt habe, rolle ich mich von ihm runter und wir setzten uns, zur Freude meines immer schneller werdenden Puls nach wie vor eng umschlungen, auf.

„Lass mich in Ruhe Louis, das war eine einmalige Sache!", giftet Harper ihn atemlos an.

„Och komm schon Schätzchen, du musst zugeben, dass du Spaß hattest."
Ich kann förmlich sehen wie Louis eine Schnute zieht.

Wenn Ich Mit Dir Kuscheln MussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt