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„Wer von Ihnen ist jetzt Henry Moore?", fragt uns der Mann im mittleren Alter als wir durch etliche Gänge gelaufen und vor einer roten Zimmertür stehen geblieben sind.

„Ähm keine von uns? Wir sind drei Mädchen wie sie sehen.", antwortet Olivia verwirrt und tauscht verständnislose Blicke mit Harper und mir.

„Kein Henry Moore, keine Infos." Mit diesen Worten und ohne weiteren Erklärungen dreht sich der Oberarzt um hundertachtzig Grad und stürmt mit wehendem Kittel um die Ecke.

„Wie ist der denn drauf?" Wortlos schauen wir ihm mit weit aufgerissenen Augen hinterher.

„Wo ist Henry eigentlich?", wende ich mich nun an meine hoffentlich informierteren Freundinnen, die mittlerweile beide durchgehend gähnen.
Da es bestimmt weit nach Mitternacht ist, wundert mich das kein bisschen, denn mir selbst würde die Augen auch fast zufallen, wenn die Vorfreude auf Blake meine Müdigkeitslevel nicht runterschrauben würde.

„Der ist mit Jill mitgegangen. Sie hat wohl irgendwie auch ein paar Verbrennungen und wird nochmal versorgt. Aber hey, so schlecht kann es Blake nicht gehen wenn der Arzt sich nicht mal kümmert."

Harpers schwaches aber zugleich optimistisches Lächeln erreicht mich und füllt meinen Körper mit einem guten Gefühl.

Hoffentlich hat sie recht. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer wie immer wenn ich in Gedanken Blakes Gesichtszüge mit meinem Zeigefinger nachfahre oder durch seine wuscheligen Haare streiche.

„Ich gebe Henry Bescheid. Er soll herkommen und die Sache regeln - ich will endlich wissen was los ist." Harper zieht ihr Handy hervor und entsperrt es schnell mittels Fingerabdrucksensor, bevor sie ihre Nachrichten aufruft und beginnt eine Nachricht an Henry in den Chat zu tippen.

Ich starre währenddessen auf die knallrote Tür vor mir. Auf ein in Folie gepacktes Papier, das neben der Tür hängt, ist ganz schwach etwas Geschriebenes zu erkennen, doch es ist zu klein, um es entziffern zu können. Im Gegensatz zum Eingangsbereich der Notaufnahme stehen hier weder Stühle, noch hängen Bilder an den Wänden, alles ist einfach nur weiß und glänzend und grässlich. Der Geruch nach Desinfektion brennt reizend in meinem Rachen und ich rümpfe die Nase, während ich mich an der aalglatten Wand entlang auf den Boden gleiten lasse.

Olivia tut es mir gleich, wobei ein hässliches quietschendes Geräusch entsteht, und legt ihren Kopf auf meiner Schulter ab, während Harper uns mit verschränkten Armen, ihr Handy fest umklammert, gegenüber steht und den Kopf in den Nacken legt.

Ich ertappe Olivia dabei wie sie Harper eindringlich mustert. Ihr Blick gleitet zuerst über ihre leicht gebräunten durchtrainierten Beine, die von nichts Weiterem als einer zerrissenen hellblauen Jeansshorts bedeckt sind, weiter über ihre Hüfte, die schmale Taille und den flauschigen Pullover, bis hin zu Harpers wunderschönen Gesicht, an dem sie schwärmend hängen bleibt und sich sichtbar mit glänzenden Augen in ihrem Starren verliert.

Ohne sie anzusehen drücke ich sanft Olivias Hand und lege meinen Kopf auf ihren. Dann vibriert plötzlich Harpers Telefon und wir zucken beide zusammen.

„Sie sind gleich da.", informiert Harper uns und ich komme nicht mehr dazu sie zu fragen wer ,sie' sind, denn im nächsten Augenblick stürmen Henry und der weiße-Kittel-Arzt schon um die Ecke.

„Kennen Sie diese Mädchen?", fragt der Arzt ohne Umschweif an Henry gewandt und ich meine eine leichte Abschätzigkeit in seinem Blick deuten zu können.

„Ja, das sind meine Freunde. Und Freunde von Blake.", gibt Henry sofort von sich und lächelt uns zu. Da uns Mister-Misstrauisch seinen Namen noch nicht verraten hat und weder die Anstalten dazu macht, noch ein Namensschild trägt, sage ich nichts und beobachte, wie er nun minimal überzeugt von Henrys Aussage die Türklinke runterdrückt und uns mit einem Kopfnicken bedeutet ihm zu folgen.

Wenn Ich Mit Dir Kuscheln MussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt