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„Camilla ich will dir nichts erklären."
Harper schaut mich verzweifelt an, die Türklinke immer noch umklammert, doch ich funkle einfach nur zurück.

„Es ist mir egal, ob du das willst oder nicht, ehrlich gesagt."
Mein Fuß wippt in hohem Tempo auf und ab, meine Hände sind zu Fäusten geballt und zwischen meinen Zähnen befindet sich kein bisschen Luft mehr, so stark pressen sich meine Kieferknochen aufeinander.

Harper dreht sich endlich von der Tür weg, und ist jetzt vollständig mir zugewendet, als sie die Bändel ihrer Sporthose zu einer Schleife bindet.
„Ich kann das nicht, du wirst mich hassen", flüstert sie. „Ich möchte nichts riskieren."

Die Zahnräder rattern in meinem Kopf, versuchen herauszufinden, was um alles in der Welt gerade vor sich geht.
Dann ganz plötzlich schleicht sich ein Verdacht in mein Hirn.
Ich hatte ihn schon, als ich sie und Blake zusammen schlafen gesehen habe, Harpers ständige Bemerkungen über seine Niedlichkeit haben ihn in meinen Augen bestätigt, doch bis jetzt hab ich das nur für ein eingebildetes Produkt meiner verkorksten Gedanken gehalten.

„Stehst du etwa auf Blake? Hast du was mit ihm?", fahre ich Harper aufgebracht an, während ich einen Schritt auf sie zu mache.

Entgeistert reißt die Brünette ihre Augen auf?
„Spinnst du? Nein, um himmelswillen nein. Blake ist für dich reserviert."

Ein wenig Erleichterung durchströmt mich, als es mir leichter ums Herz wird, doch was dann passiert hätte ich im Leben nie erwartet.

Tränen treten in Harpers Augen, woraufhin sie erschrocken die Hände vor ihr Gesicht schlägt, damit ich sie nicht weinen sehe. Dann, ganz langsam, gleitet sie, mit dem Rücken zur Tür, an ihr hinunter, sodass ihr Shirt ein wenig nach oben geschoben wird.

Die Beine angewinkelt und mit Knien an der Brust sitzt sie einfach nur da und weint, den Versuch es zu unterdrücken hat sie offensichtlich aufgegeben. Sie weint bitterlich, schluchzt in den Stoff ihrer Hose und atmet ein paar Mal unkontrolliert auf.

„Camilla ich...", presst sie hervor, bevor sie ein weiterer Weinkrampf überrollt.

Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Mit Blake lag ich wohl gehörig daneben.
Ich greife mir ein Taschentuch aus der Box auf ihrem Schreibtisch und knie mich neben sie, um vorsichtig einen Arm um meine Freundin zu legen.

„Schhh Harper, alles wird gut, ich könnte dich nie hassen.", versuche ich sie zu beruhigen, obwohl ich das Gefühl hab, dass alle angestauten Emotionen der letzten Tage nun aus ihr herausbrechen.
Ich muss mich ganz schön bemühen, sie nicht zu drängen mich endlich in ihr Chaos einzuweihen, denn es bringt mich fast um, dieses Häufchen Elend in den Armen zu halten.

Wir sitzt noch ein Weilchen da. Ich drücke sie fest an mich, streiche über die braunen Haare und massiere mit meinem Daumen leicht ihren Schenkel.
Dann, eine Ewigkeit später, beruhigt sie sich langsam und greift schüchtert nach dem Taschentuch in meiner Hand und fährt sich damit über die roten Augen.

„Gehts wieder ein bisschen?", frage ich sie sachte, rühre mich aber nicht von der Stelle.

Fast unmerklich nickt sie und merkt, dass jetzt wohl der Zeitpunkt für eine Erklärung gekommen ist.

„Ich...also weiß du...es ist kompliziert.", beginnt sie, immer noch vom ein oder anderen Schluchzer begleitet.

„Von Carter willst du aber nichts oder?", spreche ich den zweiten unschönen Gedanken an diesem Tag aus, der mir in den Sinn kommt.

„Nein Camilla." Harpers Stimme klingt gefährlich bestimmt und ruhig, als sie fortfährt.
„Verstehst du es denn nicht? Ich will nichts von Blake, von Carter, von Henry oder von..." sie legt eine kleine Pause ein, in welcher sie tief durchatmet. „...von Louis. Ich will von überhaupt keinem männlichem Lebewesen auf diesem Planeten irgendetwas. Außer vielleicht einen Schokoriegel."
Sie lächelt leicht, als sich ihre Augen ein weiteres Mal mit Tränen füllen und sie meinen Arm fest umklammert.

Wenn Ich Mit Dir Kuscheln MussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt