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Es ist laut. Die Musik dröhnt in meinen Ohren, tiefe Bässe finden ihren Weg in meinen Kopf und verursachen dort einen dumpfen, unangenehmen Schmerz. Ich massiere meine Schläfen und stöhne, als ein Stechen durch meinen Schädel dringt. Auf Tischen haben die Leute ihre halbleeren Bier- und Wodkaflaschen abgestellt.

Es riecht furchtbar nach Alkohol und Zigaretten und je näher man dem See kommt, desto dichter hängt der Rauch in der Luft. Ich kämpfe mich durch die Masse an jungen Leuten und stolpere dabei über eine kleine, unscheinbare Wurzel, weil ich nichts sehen kann. Ich falle und lande unsanft auf meinem Hintern. Mich überkommt ein plötzliches Schwindelgefühl, sodass sich meine Umgebung anfängt zu drehen und ich hilflos mit den Armen rudere, um mein Gleichgewicht zu halten. Die Augen schließend konzentriere mich darauf aufrecht sitzen zu bleiben.
Verdammt, wie konnte alles nur so eskalieren?

Nachdem Blake und ich von unserem Spaziergang zurückgekehrt waren, hielten mir meine Freunde zwar einen kleinen Vortrag über die Ausweglosigkeit der Aktion und erklärten mir, dass ich so mit Carter auch nicht abschließen könnte, aber machten sich im Endeffekt dann doch startklar, weil Blake sie alle ziemlich böse angeschaut hatte.

Wir dachten wohl alle, dass es mit ein paar Flaschen Bier und mehr oder weniger bissigen Kommentaren nach zwei Stunden erledigt sein würde, doch weit gefehlt. Scheinbar hatten Joshua und Louis sämtliche Jugendliche und angehende Studenten aus dem ganzen Camp und dem Dorf im Tal eingeladen und den Alkoholvorrat sämtlicher Läden leergekauft, denn im Moment bewegten sich bestimmt mehr als hundert Leute auf den Wiesen zur Musik. Warum sich bis jetzt noch keiner von den etwas älteren Herrschaften des Camps beschwert haben ist mir ein Rätsel. Vermutlich dämpfen die wenigen Bäume zwischen dem Gebiet und den Zeltplätzen die dröhnende Hölle.

„Brauchst du Hilfe Herzchen?", werde ich plötzlich gefragt.

Ich blinzle und hebe meinen Kopf, um herauszufinden wer mich anschreit. Mit viel Mühe kann ich ein paar helle Locken ausmachen, die sich direkt vor meinem Gesicht kräuseln. Das Bild oberhalb meiner Augen ist verschwommen, weshalb ich meinen Arm benutze, um diesen Jemand vor mir zu identifizieren. Unsanft klatscht meine Hand gegen ein Gesicht und beginnt es zu betasten. Der Alkohol fließt in meinem Blut und meine Kehle ist trocken, als ich über raue Haut streiche.

„Camilla, was tust du da? Ich bins, Noah."

Verwirrt schaue ich nochmal nach oben und dann auf einmal dämmert es mir. Verdammt. Reflexartig zucke ich zurück und schlage die Hände vors Gesicht. Das darf doch nicht wahr sein. Habe ich gerade ernsthaft Carter betatscht? Ich wünsche mir, im Erdboden zu versinken, doch jetzt dreht sich alles nur noch schneller und ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Wenn er sich mittlerweile selbst beim Vornamen nennt habe ich schon verloren.

„Camilla, steh auf, na los, hier kannst du nicht sitzen bleiben. Komm lieber mit und lass uns deine heiße Freundin suchen gehen."

Ich will auf keinen Fall Jill oder womöglich Henry antreffen, deshalb bleibe ich sitzen und rühre mich nicht, doch schon kniet Carter neben mir und legt seine Hand auf meine Taille. Er zieht mich hoch und mit wackeligen Beinen stehe ich schließlich im Minirock und Top vor ihm.

Ich weiß selbst nicht mehr was ich mir von diesem Outfit erhofft habe, der Anflug von überdimensionalem Selbstbewusstsein war vor ein paar Stunden definitiv noch größer als jetzt.

„Sie...Jill...ist nicht meine Freundin.", versuche ich ihm mühsam mitzuteilen, doch er achtet nicht auf das, was ich sage.
Sein Blick gleitet an mir hinunter, während er sich über die Lippen leckt und die Hände aneinander reibt.

„Du könntest natürlich auch anstelle von ihr einspringen, Baby.", raunt er woraufhin ein lustvolles Grinsen über sein Gesicht zieht.

Natürlich sieht er heute gut aus. Natürlich kann man seine Bauchmuskeln deutlich durch sein Shirt erkennen, und natürlich konnte ich seinen breiten Schultern früher kaum widerstehen, doch ich weiß wie tabu es ist ihn wieder anzufassen. Ich weiß, was für Konsequenzen es mit sich zieht seiner Lust Raum zu geben.

Wenn Ich Mit Dir Kuscheln MussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt