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Am nächsten morgen wache ich auf, weil ich niesen muss.
Die Sonne kitzelt so dermaßen in meiner Nase, dass ich genervt ein Kissen vors Gesicht halte und laut aufstöhne.
Meine Augen brennen und sind geschwollen, mein Gesicht ist verklebt.

Nachdem ich mich ächzend vom Bett gerollt habe, ziehe ich eine Jogginghose aus dem Schrank und schalte mein Handy an.
Es legt sofort einen Klingelmarathon hin, denn ich habe acht entgangene Anrufe und eine ungelesene Nachricht von Olivia.

Hey Süße,
sollte dein Handy je wieder in den Genuss kommen angeschaltet zu werden, kannst du gern bescheid geben, ob du noch lebst! :)

Über ihre Worte muss ich lachen. Olivias Humor ist einfach göttlich.
Bedauerlicherweise bringt er meine Gehirnzellen auch zum Laufen und nach und nach purzeln die Erinnerungen an meine Heulattacke gestern zurück in mein Bewusstsein.

Shit, wo hab ich mich da nur reingeritten?
Olivia hat die Knutschfleck-Aktion mit keinem Wort erwähnt, vermutlich ist ihr Harper genauso ein Rätsel wie mir.

Ich schreibe zurück, dass wir alle noch Leben, erzähle sonst aber nichts, da ich mir erstmal selbst über meine Gefühle klar werden möchte.

Der Blick in den Spiegel bringt mich allerdings dazu diesen Plan vorerst zu verschieben, mein Gesicht ähnelt nämlich dem eines Zombies zu Helloween, und ist nicht mal den Leuten zumutbar, auf die ich im Moment schlecht zu sprechen bin.
Mein Make-up hat sich an den unvorteilhaftesten Stellen meines Gesichts verteilt und durch die verlaufene Wimperntusche wirke ich, als hätte ich seit meiner Geburt kein einziges Mal geschlafen. Es sieht einfach schrecklich aus.

Mit frischem Klamotten gerüstet schlüpfe ich deshalb ins Badezimmer und stelle mich unter unsere Rainshower Regendusche, die sanft meine Schultern massiert und meine Kopfhaut prickeln lässt.
Während ich den Rest Schminke entferne und meinen Körper von oben bis unten einseife, denke ich nach.

Das unkontrollierte Kreisen der Gedanken unter meiner Schädeldecke muss endlich aufhören, ich muss schleunigst eine Zwischenbilanz ziehen, sonst werde ich noch wahnsinnig.

Dass Harper sich unwohl gefühlt hat, als sie Olivia einen Knutschfleck verpassen sollte kann ich irgendwo verstehen. Sie ist unerfahren, war, soweit ich weiß, noch mit keinem Jungen im Bett und hatte sicher wahnsinnige Angst. Möglicherweise ist ihr deshalb alles zu Kopf gestiegen.
Carter spielt seine üblichen Spielchen mit mir, meldet sich dann, wenn er gerade Lust auf eine schnelle Nummer hat und drückt sich sonst so gut es geht vor gemeinsame Aktionen. Da ich naiv genug bin mir das gefallen zu lassen, darf ich mich eigentlich nicht beschweren.

Nur was mit Blake passiert, erschließt sich mir auch dann noch nicht, als ich das Shampoo mit heißem Wasser von meinem Kopf spüle, Rasierschaum auf meinen Beinen verteile und die Klingen darüber gleiten lasse.

Obwohl mein Hirn standhaft vor mir selbst behauptet, Blake nur so viel zu mögen, dass es für eine enge Freundschaft reicht, weiß mein Herz es einfach besser.

Irgendwas ist da. Etwas ist anders in letzter Zeit. Und ich muss dringend herausfinden was.

Plötzlich schwingt die Badezimmertür auf und Harper stürmt herein. Vor Schock lockern sich meine Fingern und der Rasierer fällt zu Boden.

„Harper!", schreie ich ein bisschen zu entrüstet. Sie macht allerdings nicht die geringste Anstalt mich alleine nackt in der Dusche sitzen zu lassen, schließt die Tür hinter sich und setzt sich auf den Rand der Badewanne.

Wenn Ich Mit Dir Kuscheln MussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt