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Am nächsten Morgen wache ich mit höllischen Kopfschmerzen auf. Das grelle Hell der Sonne, die ins Zelt scheint, reizt stechend meine Bindehaut und das Gezwitscher der Vögel in den Bäumen führt auch nicht unbedingt zur Besserung meines Zustands. Es ist, als würde mir jemand eine winzig dünne Nadel durch die Schläfen in mein Inneres stechen und nicht mal vor meinem durcheinander gerüttelten Hirn halt machen. Ich stöhne gequält auf, während ich gleichzeitig  mit meinen Fingerspitzen versuche, eine gute Mischung an Druck und Zärtlichkeit auf meine Schläfen auszuüben. Es gelingt nicht.

Der Schmerz ist allerdings nicht nur grässlich unangenehm, er erinnert mich auch daran, was letzte Nacht eigentlich vorgefallen ist, vor allem aber daran warum ich hier neben der immer noch schlafenden Olivia liege und mich fast übergeben muss. Ein langgezogenes „Fuuuuck" entweicht meinen aufgebissenen Lippen, als ich mich mühsam versuche umzudrehen um auf mein Handy zu schielen. Es ist halb elf.

Für einen kurzen Moment wälze ich mich im Schlafsack, lege mich auf den Rücken und versuche mich an Pseudo-Yogaübungen, die ich mal im Fernsehen gesehen habe. Während ich mir also fest einbilde eins mit dem Boden zu werden, die Schulterblätter, meinen Hintern und meine Waden ganz bewusst zu spüren und schlechte Energie aus meinem Körper zu atmen, werde ich zwar überraschenderweise ruhiger, die Kopfschmerzen allerdings lassen sich nicht beirren und weigern sich die Biege zu machen.

Ich schließe die Augen, atme ein letztes Mal tief ein und aus und beschließe dann duschen zu gehen. Mein Aussehen hat sich zwischenzeitlich höchstwahrscheinlich nicht gebessert und da sich mein Gesicht anfühlt, als wäre ich in einen Topf voller Acrylfarbe gefallen, steige ich so leise wie möglich aus dem Zelt, um Olivia nicht zu wecken und schnappe mir ein Handtuch inklusive neuer Unterwäsche und ein Shirt von Blake.

Während ich mich auf den Weg zu den Duschen mache, kommt es mir gar nicht mehr so schlimm vor was letzte Nacht passiert ist. Es ist eher so, dass ich darüber lachen könnte. Die Absurdität der ganzen Geschehnisse wird mit jetzt erst so richtig bewusst und ich wundere mich auch kein bisschen, dass auf dem Camp trotz des Einsatzes der Feuerwehr und Polizei eigentlich normaler Betrieb herrscht. Die Leute haben sich wohl damit abgefunden, dass nichts Größeres passieren wird und setzen ihren Urlaub wie geplant fort, in dem sie in Shorts vor dem Zelt frühstücken und kleine Kinder mit einem Fußball übers Gelände jagen.

Wahrscheinlich werde ich eine Weile brauchen um zu realisieren in was für einer Situation ich mich gerade befinde, doch im Moment sehnt sich mein ganzer Körper einfach nur nach einer wohltemperierten Dusche, die ich ihm unverzüglich gewähren möchte.

Als ich die Kabine betrete und mein Handtuch auf eine Ablage lege, erinnere ich mich an Blake und mich. Ich meide es bewusst in den, über der Ablage angebrachten, Spiegel zu sehen, da ich mir ersparen will anzuschauen, wie mich letzte Nacht alle möglichen Leute gesehen haben und denke stattdessen lieber an das, was letztes Mal unter dem Wasserstrahl passiert ist. Ich schlüpfe aus meinen Sachen, drehe den Knauf nach rechts und augenblicklich prasselt angenehm lauwarmes Wasser über meinen Kopf.

Wie in Trance spüre ich auf einmal Blakes Lippen auf meinen, erinnere mich an seine kitzligen Hände an meiner Hüfte und fühle die kalte Wand im Rücken, an die er mich so leidenschaftlich gepresst hat. Mein Herzschlag beschleunigt.

Die Augen geschlossen haltend, wasche ich mir die Überreste meines Make-ups aus dem Gesicht, während die Erinnerung an Blakes und meinen Kuss in meinem Kopf immer mehr Raum einnimmt. Ich spüre ein wohliges Kribbeln im Bauch und bekommen Gänsehaut am ganzen Körper, weil mein innerer Film mittlerweile an der Stelle angekommen ist, in welcher Blake ohne Shirt vor mir steht und meine Hand ganz langsam seinen hitzigen Oberkörper erkundet, und dabei ihren Weg in tiefere Regionen gierig fortsetzt.

Wenn Ich Mit Dir Kuscheln MussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt