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Ich fühle mich hundeelend. Obwohl wir erst zwei Kilometer auf dem schmalen, steinigen Weg hinter uns gelassen haben, dringt Olivias Gemotze seit über zehn Minuten ununterbrochen in mein linkes Ohr. Ich versuche mich abzulenken, indem ich die herausragenden Felsen und gigantischen Geröllfelder betrachte, doch mein Bewusstsein beschließt, sich lieber mit den Beschwerden meiner Freundin auseinanderzusetzen, die sie mir am laufenden Band um die Ohren haut.

„Es ist sowieso eine schwachsinnige Idee mit Jill hier Urlaub zu machen. Henry kann sie nicht mal leiden, will am liebsten Schluss mit der Trantüte machen und ich kann kein Stück verstehen warum wir hier jetzt am Arsch der Welt mit ihr im Schlepptau durch die Gegend wandern. Mal abgesehen davon schläft dein höchst gestörter Ex-Freund nur unmittelbar in unserer Nähe und plant wahrscheinlich einen Mordanschlag. Wieso stürzen wir uns nicht einfach gleich den Abhang runter?!"

Ihre Worte bekräftigt sie durch erregtes Herumgefuchtel mit den Armen und gelegentlichen Tritten gegen kleinere Steine. Schweißperlen glänzen auf Olivias Stirn und ich überlege mir gerade ihr eine zu knallen, als sie erneut Luft holt.

„Und Carters verstörendes und super widerliches Sackgesicht von Freund kann ich einfach nicht ausstehen!" Wütend stampft sie auf die Erde.

„Daher weht also der Wind." Olivias Entrüstung über Gott und die Welt durchschaut, schnappe ich mir ihre Hand und drücke sie sanft.

„Was hast du denn jetzt für Anwandlungen?" Verdutzt schiebt sie mich von sich weg. „Es ist zu heiß zum schmusen."

Blitzartig analysiert mein Hirn ihr Verhalten der letzten Tage und kommt zu einem eindeutigen, schlüssigen Ergebnis woher ihr plötzlicher Unmut stammt.

Ich stelle sicher, dass Henry und Jill, nach wie vor turtelnd, ein Stück vor uns laufen und Blake und Harper sich, weit hinter uns, angeregt unterhalten, bevor ich Olivia mit meiner Zusammenfassung ihres Gefühlschaos konfrontiere.

„Du bist eindeutig in Harper verknallt Sweety."
Innerlich gehe ich in Deckung, da man bei Olivia nie wissen kann wie sie auf derartige Informationen reagiert, doch sie wirft nichts nach mir und macht auch sonst nicht den Eindruck, als sollte ich um mein Leben bangen.

„Du Genie! Ein bisschen weniger Scharfsinn würde dir nicht schaden! Echt!" Ein wenig beschämt dreht sie sich zur Seite, sodass sie den freien Blick auf das Tal genießen kann.
Ich habe echt nicht erwartet, dass sie mir in keinster Weise widerspricht.

Wir wandern immer noch auf steinigem Untergrund, die pralle Sonne knallt auf uns nieder und Schweiß durchnässt langsam unsere Kleidung.

„Du solltest es ihr sagen.", teile ich Olivia schließlich mit, weil sie einfach schweigend vor sich hin wankt und keinerlei Gefühle zeigt.

„Ja genau", ihre Stimme trieft vor Sarkasmus. „Und dann suche ich mir neue Freunde oder wie hast du dir das vorgestellt du Superbrain?"

Sie wendet sich zu mir, doch ich zucke nur gleichgültig mit den Schultern. Olivia soll bloß nicht ahnen, was ich von Harper weiß. Sie muss es selbst herausfinden.

„Es wird schon gut gehen.", ermuntere ich sie deshalb und drücke abermals ihre Finger.

„Ach ja? Warum gestehst du Blake dann nicht einfach deine unendliche Liebe hm? Wenn es doch angeblich immer gut geht!" Sie macht eine theatralische Geste und kurz habe ich Angst, dass sie vom Weg abkommt und in die Tiefe stürzt, doch nichts passiert.

Stattdessen bekomme ich das dringende Bedürfnis gegen einen Felsen zu donnern und seufze laut.

„So schlimm?", fragt Olivia und ihre Augen spiegeln Mitgefühl wider.
„Carter, Blake, Blake vor sieben Jahren. Da muss ich dir nichts erklären. Und es ist kompliziert. Ich hab einfach Angst, dass sich alles wiederholt und ich für den Rest meines Lebens ein und dem selben Typ hinterher weine."

Wenn Ich Mit Dir Kuscheln MussWo Geschichten leben. Entdecke jetzt