C17 - Meine innere Diva

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Ich war gekränkt! Anderenfalls kann ich mir die vier Burger, die ich mir gerade allen Ernstes gekauft habe, nicht erklären. Und heute morgen hatte ich bereits den halben McDonalds leer gefuttert. Alles nur wegen Harrys dummem Ausraster und meiner Wenigkeit, die sich viel zu schnell hat einkriegen lassen.

Was war nur los mit mir? Normalerweise lasse ich nicht so mit mir reden. Meine normale Reaktion wäre ein Tritt in die Weichteile und ein hochmüpfiger Dreher auf dem Ballen, nur um dann wie ein Victoria Secret Model auf dem Catwalk einen Abgang zu machen.

Irgendwie hatte ich wohl gewaltig Sand in der Hose.

Auch Luna und Benni starrten mich an, als wäre ich nicht ich, als ich ihnen davon erzählt habe. Die erschrockenen Gesichter der Beiden haben mich noch in meinen Träumen verfolgt.

Und nun sitze ich grimmiger als sonst in irgendeinem Burgerladen in Holmes Chapel und erleide eine halbe Identitätskrise. Anders kann ich es nicht beschreiben.

Grimmig drücke ich die Ketchup-Flasche zusammen und ballere mir viel zu viel von der Tomatenpampe auf die Bulette. Was soll's? Dann muss mein Essen eben auch etwas bluten. Niemand hat gesagt das Leben ist fair.

Zu allem Überfluss muss mein Burger auch noch mit Essiggurken beladen sein. Essiggurken - das widerlichste Zeug auf der ganzen Welt. Nun gut, neben Spinnen, der Farbe Magenta und dem Präsidenten der Vereinigten Staaten.

„Na Püppchen, schlechten Tag?", werde ich von dem Typen angesprochen, der auch schon meine Bestellung aufgenommen hat. Den verwirrten Blick vorhin habe ich gekonnt ignoriert, als er sich aufgeschrieben hat, was ich will, aber nun geht es nicht. Die treuen Hundeaugen, die mich belustigt anblicken, waren viel zu penetrant.

„Wer hat gesagt dass du dich setzen darfst?", frage ich nur bissig und deute auf den Platz gegenüber von mir, auf den er sich einfach gesetzt hat.

„Ich habe freie Platzwahl. Ist schließlich mein Restaurant."

Unmöglich! Dieser Typ war nicht einmal einundzwanzig und hatte schon ein eigenes Restaurant?

„Leitest du ein illegales Drogenkartell in den Kellern Holmes Chapels' oder gehst du nachts einfach nur anschaffen?", frage ich seufzend und lehne meinen Kopf stärker an meinen Arm.

„Hast du reiche Eltern brauchst du dir deine Hände nicht schmutzig machen", meint er nur Schulterzuckend und lächelt mich weiterhin an.

Er hat recht. Ich kenne es nur zu gut. Schließlich kann ich nicht das Gegenteil behaupten. Seine Eltern schenken ihm ein eigenes Restaurant - mein Vater leiht mir den Privatjet, damit ich Kindern helfen kann und ein anderer verwöhnter Bengel bekommt die Familienyacht, um mal eben eine halbe Weltreise zu machen. Nur, dass ich nicht wirklich helfe.

„Was?", will ich wissen. Was ist so lustig?

„Nichts", meint er fröhlich.

„Musst du nicht noch andere Leute bedienen?"

„Da du die einzige bist, die momentan Geld in meine Kasse bringt, schenke ich dir meine ganze Aufmerksamkeit."

Ich schnaufe aus und verdrehe die Augen. „Was für eine Ehre."

„Gehst du durch ne Trennung, oder warum siehst du aus wie Frankenstein?", werde ich charmant gefragt.

Na super. Jetzt ist es offiziell. Scheisse sehe ich auch noch aus.

„Ich hab nur meine Haare nicht geglättet!", rechtfertige ich mich und starre auf meinen Burger, nur um im nächsten Moment wieder zu realisieren, dass ich mich wieder einkriegen lassen habe. „Und selbst wenn ich Frankenstein höchstpersönlich wäre, kann es dir egal sein wie ich aussehe!"

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