H A R R Y
Ich habe bemerkt, dass die Aussage ihrer Tante Tanny stärker getroffen hat, als sie es zugeben will. Und sie ist wahnsinnig schlecht darin, es zu verstecken, auch, wenn sie es versucht. Aber selbst eine Woche nach unserem kleinen Ausflug nach Schottland verhält sie sich nicht wie die Alte. Keine nervigen Bemerkungen, keine Sticheleien, die mich zur Weisglut bringen und kein dummes Gelächter, das mir auf die Nerven geht. Sie wirkt etwas geknickt, und wenn ihr Vater auch nur versucht anzurufen tickt sie aus.
Das Ganze hat mich so sehr genervt, dass ich ihr gestern meine Meinung gegeigt habe. Vielleicht hätte ich mich vorsichtiger ausdrücken müssen, ihr nicht sagen, dass sie aufhören soll sich wie eine Pussy zu verhalten und ihren verletzten Stolz wieder einsammeln soll, anstatt weiter herumzuschmollen. Sie hat mir nur den Mittelfinger entgegen gestreckt und ist mit wütender Miene aus dem Café abgehauen, in dem wir saßen. Vermutlich hat sie meinen Namen gleich neben den ihres Vaters gesetzt. Personen, die ich hasse, oder so etwas. Bestimmt hat sie so eine Liste.
Na ja, sie hat das Recht. Ich habe mich echt bescheuert verhalten. Und auch, wenn es ungewohnt ist, dass Tanny gerade die Jenige ist, die wütend auf mich ist, habe ich keine andere Wahl als zuzugeben, dass ich echt Mist gebaut habe. Aber ehrlich gesagt übertreibt sie das Ganze wohl doch etwas.
"Was genau tun wir hier noch einmal?", fragt Niall mich, der gelangweilt neben mir auf der Bank sitzt und auf seinem Kaugummi herumkaut. Seine Kappi, die ich ihm aufgetragen habe zu tragen, liegt neben ihm.
"Setz das Ding wieder auf deinen Kopf", murre ich sogleich und richte meine wieder richtig hin. "Oder willst du erkannt werden?"
"Ob ich nun erkannt werde, oder nicht, was soll's? Du erklärt mir ja nicht einmal, was das Ganze hier überhaupt soll."
"Mach ich noch", sage ich ihm seufzend.
"Noch? Wann? In zwei Stunden? Oder vielleicht doch erst in vier Tagen? Ich würde gerne jetzt wissen, wieso du mich von meinem Golfplatz und auf diese Parkbank geschleppt hast. Ich wollte meine letzten freien Tage eigentlich genießen."
"Du spielst doch eh jede freie Minute Golf", sage ich nur. "Das Bisschen ohne deinen Schläger wirst du schon überleben."
"Und du? Spionierst seit neustem deiner Stalkerin nach?", fragt er mich mit gehobenen Augenbrauen.
Ich lasse mich etwas nach Hinten fallen und wende mein Blick nicht von Tanny ab, die in einem Café gegenüber der Straße sitzt und irgendetwas in ihrem Laptop guckt.
"Ich spioniere nicht", widerspreche ich ihm sofort. "Ich-"
"Du?", fragt er nach, nachdem ich nicht weiterrede.
"Wir hatten Streit. Ich habe ein paar dumme Sachen gesagt, die ich vermutlich nicht hätte sagen sollen."
"Nichts Neues."
"Aber zu meiner Verteidigung-", rede ich weiter ohne auf Nialls Kommentar einzugehen. "Sie hat mich echt genervt."
"Natürlich", sagt er.
"Nein, wirklich. Sie war verdammt depressiv drauf und hat mich fast nie angestichelt."
"Und?", fragt Niall mich auf einmal schmunzelnd.
"Was und?", verstehe ich nicht.
"Darf sie nicht auch einmal genervt oder traurig sein? Und was kümmert es dich überhaupt? Erst gestern hast du mir noch geschrieben, wie sehr sie dich nervt und dass du dich wieder mit Kendall treffen willst."
"Hm", murre ich nur, weil ich nicht weiß, was ich ihm antworten soll.
"Und meine Frage beantwortet das immer noch nicht. Gut - sie ist sauer auf dich. Aber was juckt mich das?"
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Tracking You || HS
Humor"Verdammt, bist du n' Stalker, oder was ist falsch mit dir?", fragte er mich sichtlich genervt, als er im Aufzug stand. Eine dunkle Sonnenbrille im Gesicht, die es mir umso schwerer machte, ihn nicht gleich auf der Stelle anzufallen. "Ich bin die L...