„Aua."
„Halte still."
„Du machst das voll grob!"
„Ich hab gesagt, dass du stillhalten sollst!"
Harry vor mir presst die Lippen wie ein trotziges, kleines Kind zusammen, das sich darüber aufregt nicht das zu bekommen, was es will. Er hat einiges abbekommen, aber garantiert nichts angenehmes.
„Was wollten die überhaupt von dir?", murmele ich kritisch und wische das Blut oberhalb seiner Augenbraue weg. Ziemlich demoliert haben die ihn ja schon ... Alleine die vielen Wunden und Flecken in seinem hübschen Gesicht. Wie viel er wohl insgesamt eingesteckt hat?
„Meine Brieftasche", seufzt er auf und zieht sein Gesicht unter Schmerzen zusammen, als ich wieder zu fest mit dem nassen Lappen aufdrücke.
„Sorry", murmele ich leise und fahre fort. „Du hast dich wegen deiner Brieftasche so verprügeln lassen? Wieso hast du sie ihnen nicht einfach hingeworfen und bist kreischend weggerannt?"
„Ich dachte ich könnte es mit ihnen aufnehmen", brummt er beleidigt. „Zuerst war es ja nur einer."
„Selbst den hättest du sicherlich nicht hinbekommen."
Er atmet ein. "Du hast es gekonnt. Sogar mit allen vier. Das ist echt beeindruckend."
Verwirrt ziehe ich eine Augenbraue nach oben und blicke ihn schmunzelnd an. "War das gerade ein Kompliment?"
"Vielleicht", meint er schulterzuckend.
Ich nehme sein Kinn in die Hand und hindere ihn somit daran, die ganze Zeit seinen Kopf hin und her zu drehen. "Du sollst doch still halten!"
"Aber es tut weh!", jammert er weiter.
Augenverdrehend packe ich das Pflaster aus und drücke es ihm auf die gereinigte Wunde. "Ich denke nicht, dass man das nähen muss. Ist nicht so tief."
Er nickt verstehend.
"Die Sache mit der Lippe wird weh tun. Ist ziemlich aufgeplatzt. War wohl ein guter Kinnhaken", kichere ich leicht und fahre mit meinem Zeigefinger kurz über die verletzte Stelle. Sofort zieht er scharf Luft ein und starrt mich an. "Sorry. Ich würde dir raten die nächsten Tage keine Zitrusfrüchte zu essen. Wenn doch wird es gewaltig brennen."
Ein weiteres Nicken von Harry.
"Was?", frage ich ihn lachend. "Haben sie dir auch die Stimme weggeprügelt?"
Er blickt wieder hoch, legt seinen Kopf etwas schief und sieht mich an. "Danke", sagt er an mich gerichtet. "Ohne deine Hilfe wäre ich entweder im Krankenhaus, im Grab oder in dieser Gasse verfault."
"Keine Ursache", murmele ich und stehe auf, sortiere die Sachen wieder in das Erste-Hilfe Set ein. "Nicht zu helfen hätte ich mir nie verzeihen können."
"Du hast gezögert", wendet er ein.
Ein kleines Grinsen umspielt meine Lippen, als ich ihn wieder anblicke. "Es bestand nie ein Zweifel, dass ich dazwischen gehe und dir helfe."
"Du-", stottert er aus und blickt mich mit großen Augen an. "Diesen Kinnhaken hätte ich gar nicht ertragen müssen!"
"Ja", meine ich lachend. "Aber den hattest du verdient."
Kopfschüttelnd sieht er mich an und grinst. "Schätze das habe ich wirklich."
"Na ja", sage ich. "Es war auch nicht okay von mir in dein Haus zu gehen-"
"Das war es wirklich nicht."
"Und es tut mir leid", vervollständige ich meinen Satz ehrlich. "Wirklich. Ich mach es nicht wieder."

DU LIEST GERADE
Tracking You || HS
Humor"Verdammt, bist du n' Stalker, oder was ist falsch mit dir?", fragte er mich sichtlich genervt, als er im Aufzug stand. Eine dunkle Sonnenbrille im Gesicht, die es mir umso schwerer machte, ihn nicht gleich auf der Stelle anzufallen. "Ich bin die L...