"Ich finde es gut, dass du mit deinem Vater geredet hast", teilt Harry mir mit, nachdem er gut die Hälfte seiner Eiskugel auf einmal heruntergeschlungen hat.
"Du hast mich ja immerhin dazu gezwungen, was?", seufze ich weniger euphorisch. "Ich hatte nicht wirklich eine Wahl."
"Nachdem ich die letzten Tage nicht wirklich laufen konnte warst du mir etwas schuldig", erwidert er nur schulterzuckend und setzt sich in Bewegung, als der Aufzug zum Stehen kommt. "Sieht tagsüber ganz anders aus hier."
Im Vorbeigehen winke ich Leona, der Dame am Empfang, einen kleinen Gruß zu und folge Harry schließlich durch die Lobby nach draußen, wo uns das Sonnenlicht warm empfängt. Selbst in der Luft vernimmt man schon den süßen Geruch des Frühlings. Es wurde Zeit; das kalte Winterwetter ging mir schon eine Weile auf die Nerven.
"Schon klar", sage ich nun. "Ich habe mich aber trotzdem mindestens 643 Mal entschuldigt."
"Ach komm", seufzt er auf. "Es war gut, dass du wieder normal mit deinem alten Herren geredet hast. Ja es war scheiße, dass er dich zu deiner Psychotante geschickt hat, aber du warst auch nicht unschuldig."
"Du wolltest meinen Vater doch nur wieder sehen", lache ich leicht. "Ich habe gesehen, wie du heimlich ein Foto von ihm geschossen hast."
Er zieht nur unschuldig eine Schnute und schließt seine Augen, streckt seinen Kopf gegen das Sonnenlicht.
"Was wird das?", frage ich, nachdem ich ihn verwundert beobachtet habe.
"Machst du das nie?", will er überrascht wissen. "Das ist das beste Gefühl der Welt. Wenn du direkt von der Sonne angestrahlt wirst und du spüren kannst wie die warmen Strahlen dich von innen heraus aufwärmen."
"Was?", lache ich nur.
"Na los", murrt er. "Versuch es."
"Aber mein Eis schmilzt schon."
"Tanny, versuche es einfach", wiederholt er und bringt mich dazu seufzend meine Augen zu schließen und in Richtung der Sonne zu gucken. Entgegen meiner Erwartung spüre ich tatsächlich eine wohlige Wärme, die sich in meinem gesamten Körper ausbreitet und mir ein gutes Gefühl verschafft.
"Und? Wie fühlt es sich an?", will er nach einiger Zeit wissen.
"Na ja, wenn man die Tatsache beiseite schiebt, dass wir wie zwei Idioten nebeneinander vor den Türen der Firma meines Vaters stehen und in den Himmel gucken, während unser Eis an unseren Fingern herunterläuft, dann fühlt es sich tatsächlich irgendwie toll an."
"Und ich dachte ich wäre der Spießer", sagt er seufzend.
Ich öffne meine Augen und will gerade etwas neckendes erwidern, doch werde ich durch einen schrillen Schrei unterbrochen, der mich zum Zusammenzucken bringt. Mein erster Gedanke ist, dass ein Fan uns entdeckt hat und sich auf Harrys Körper schmeißen will, aber als ich in die Richtung gucke erkenne ich, dass zwanzigjährige Restaurantbesitzer wohl nicht die typischen Fangirls seiner Boyband abgeben. Aber er ignoriert Harry regelrecht, denn ich bin diejenige, auf die er es abgesehen hat.
"Tanny!", brüllt er meinen Spitznamen und kommt mit herzhaftem Lachen direkt auf mich zu, schlingt seine Arme um meinen Körper, ohne Rücksicht auf mein Eis zu nehmen, das mir aus der Hand fällt und traurig auf dem Boden landet.
"Reece!", stoße ich aus, nachdem ich mich einigermaßen sammeln konnte und drücke ihn von mir weg, damit ich ihn besser sehen kann, als ich den Verlust meiner geliebten Himbeerkugel verkraftet habe. "Du? Was machst du hier?"
"Reece? Das ist Reece?", höre ich Harry ganz leise vor sich hinflüstert. So leise, dass ich es mir auch nur eingebildet haben könnte.
"Business-Trip nach London. Ein paar Meetings und all das. Verrate es niemandem, aber ich habe vor eine zweite Filiale in London zu eröffnen. Mehr Kundschaft als in Holmes Chapel, du verstehst."
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Tracking You || HS
Humor"Verdammt, bist du n' Stalker, oder was ist falsch mit dir?", fragte er mich sichtlich genervt, als er im Aufzug stand. Eine dunkle Sonnenbrille im Gesicht, die es mir umso schwerer machte, ihn nicht gleich auf der Stelle anzufallen. "Ich bin die L...