Kapitel 15

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Heute ist der Mittwoch! Der OP-Tag! Heute werde ich zum ersten Mal im OP-Saal während einer OP dabei sein. 

Gestern war nicht viel los gewesen und ich durfte ausnahmsweise um 12 Uhr gehen. Somit hatte ich auch nicht viel Zeit mit den anderen gehabt. Da ich den ganzen Nachmittag frei hatte, habe ich mir Zeit genommen, um Lasagne zu machen, welches mir für die nächsten Tage auch ausreicht, da ich sehr viel gemacht habe. Gegen 16 Uhr bin ich dann in der Stadt baumeln gegangen, habe mir da aufgrund des tollen Wetters auch ein Eis gegönnt und bin schließlich gegen Abend zu Hause im Pool schwimmen gegangen.

...

Gerade ist es sechs Uhr in der Früh. Aufgrund der Aufregung vor der OP konnte ich nicht lange schlafen. Ich führe mich auf, als würde ich heute die OP selbständig durchführen, obwohl ich eigentlich nur zugucken werde. Trotzdem habe ich so ein nervöses aber gleichzeitig auch ein positives Gefühl, da ich meinem Traum viel näher komme. Ich werde im OP-Saal stehen! OMG! Okay, Alisa langsam reicht es. Ich glaube jeder hat verstanden, dass du dich unnormal freust. 

Obwohl mein Abitur und vor allem das Medizinstudium noch vor mir stehen, fühlt es sich einfach viel besser an, weil man schon einen Schritt näher am Ziel ist. Heute ist wirklich einer der besten Tage meines Praktikums, vielleicht sogar auch der beste. Aber das werde ich noch im Laufe des Tages genauer feststellen.

...

Gerade putze ich mir im Bad meine Zähne und begebe mich in meinen Ankleideraum. In einem weißschönen, mit Blumen bemusterten Jumpsuit sitze ich nun an meinem Schminktisch und tusche meine Wimpern. Obwohl ich aufgeregt auf den heutigen Tag bin, muss ich halt die Zeit wegschlagen, weshalb ich mir die Zeit für das Make up nehme. Neben der Foundation, Puder und Lidschatten, die ich bereits benutzt habe, trage ich nun meinen Conturing Powder und schließlich meinen Highlighter auf - und schon bin ich fertig. Gemütlich mache ich mich auf dem Weg in die Küche um meine Lieblingscornflakes, die Cookie Crisps, zu essen.

Überpünktlich erscheine ich am Krankenhaus und freudestrahlend ziehe ich mich um. Mit guter Laune begrüße ich Elena, die an der Rezeption der Allgemeinchirurgie - Etage steht, welche mich angrinst, sobald ich in ihr Blickfeld gelange.
„Und bereit für die OP, von der du noch nichts Bescheid weiß?" Ja, genau richtig hingehört! Und zwar wurde ich noch nicht aufgeklärt, in welche OP ich mitgehe. Ich weiß nur, dass Jason dabei sein wird, aber was das für eine OP ist, ist mir noch unbekannt. 

„Ja, natürlich. Wo ist denn Jason?"

„Hiieerrrr" höre ich seine Stimme schon - wenn man vom Teufel spricht. Mit sehr guter Laune lächelt er uns beide an. „Na, und bereit für die OP?", fragt er mich, nachdem er Elena einen langen Kuss verpasst hat. „Ja natürlich bin ich bereit für die OP, vor allem weil ich ja weiß, welche OP das ist.", sagte ich natürlich ironisch lächelnd. Zum Glück strahlen beide nach meinen tollen Witz noch mehr. Kein Wunder, dass die beiden in den letzten Wochen einen Platz in meinem Herzen erlangen haben, wenn sie mich und meinen Humor verstehen.

„Hallo Alisa, fit für die OP?", begrüßt mich Dr. Steiner. Jetzt mal im Ernst, was haben die alle mit „Bist du bereit oder fit für die OP? Warum stellen sie alles so dar, als wäre ich die Ärztin, die diese OP durchführen wird. Zum Schluss werde ich doch sowieso nur am Rande stehen. Und könne die mir mal endlich sagen, was das für eine Op ist. -DANKE! 

Natürlich lächele ich und antworte: „Aber natürlich bin ich bereit. Ich wäre aber auch sehr froh, wenn ihr mir sagen könntet, welche OP das ist." Okay Alisa, endlich hast du mal nachgefragt? Wird auch mal Zeit!
„Okay gut, machen wir nicht mehr ein Drama raus, die OP, in der du Jason und Dr.Steiner beistehen würdest, ist eine Bypass-OP.", äußert sich nun Elena dazu. Voller Freude, dass die OP keine Standard-OP, sondern schon eine herausfordernde OP ist, da es um Leben oder Tod geht, umarme ich strahlend Elena. Diese erwidert überrascht meine plötzliche Umarmung. Neben mir höre ich Dr.Steiner und Jason lächeln und über mein Verhalten sprechen.
„Gut nun zurück zu den Umständen, Jason und Alisa, ich erwarte euch in einer Stunde im OP 4.", bringt Dr. Steiner auf seinem Tablet sehend hervor und verschwindet.

...

Nun befinde ich mich im Vorraum des OP-Raums und habe bereits die OP Kleidung an. In 10 Minuten kann es losgehen. Beim Patienten handelt es sich um einen etwas älteren Mann, der bereits in Narkose liegt. Dr. Steiner und Jason haben den Patienten gestern gefragt, ob ich dabei sein kann, was der Patient befürwortet hat.

Jason und Dr. Steiner sind bereits dabei, den Brustkorb des Patienten zu öffnen. Das Herz des Patienten wurde unter Verwendung einer Herz-Lungen-Maschine stillgelegt.

Ich stehe an der Seite und beobachte das ganze mit großen Augen. Denn es sind nicht nur Ärzte, Krankenpflegern, Maschinen und die Monitore, die mich zum Staunen bringen, sondern auch die unzähligen lateinischen Fachbegriffe, die währenddessen fallen. Ich bin froh, dass ich nicht in dem Nebenraum gebracht wurde, aus dem man ebenfalls durch eine Glasscheibe die OP anschauen und mitverfolgen kann, sondern dass ich hier mit Haut und Haar im OP-Saal stehe.

Plötzlich blicken Dr.Steiner und Jason zu mir und schauen mich herausfordernd an. Ein wenig perplex schenke ich beiden einen verwirrten Blick, woraufhin mir gesagt wird, dass ich näher kommen soll. Schließlich wird mir ein Skalpell in die Hand gedrückt. „Alisa wir müssen dem Patienten eine Beinvene als Bypass-Gefäß entnehmen. Traust du dir zu, einen Schnitt am Bein zu machen, also entlang des schwarzen Striches, den Jason vorher schon skizziert hat?" Omg nein! Das ist doch ein Traum. Das kann doch nicht die Realität sein. ich träume doch nur, dass sie mich das gefragt haben. Von der Frage perplex, schließe und öffne ich meine Augen, um festzustellen, dass alles in der Realität passiert und mich beide erwartend angucken. In dem Moment bin ich meinen Vater unendlich dankbar, dass er mir dieses unfreiwillige Praktikum organisiert hat. 

Nervös blicke ich zum Bein des Patienten und erblicke einen schwarzen Strich auf der Haut, der sich am Bereich des Innenknöchels kennzeichnet. Mit zittrigen Händen setze ich das Skalpell auf die Linie und schneide leicht und langsam die Linie entlang. Ich sehe, wie mehr und mehr das Blut des Patienten aus seinem Bein fließt. Ich übergebe das Skalpell an Jason weiter und merke, dass Jason und Dr. Steiner plötzlich einen schockierten Blick austauschen. Verwirrt blicke ich durch den OP-Saal und merke, dass die Krankenpfleger ebenfalls hektisch wirken. Nun nehme ich die Notlaute, die sowohl die Herz-Lungen-Maschine und die Monitore als auch Dr.Steiner und Jason von sich geben, wahr. Überfordert merke ich zu spät, dass ich von einer Krankenschwester aus dem OP-Saal rausgebracht und auf einem Stuhl hingesetzt werde. 

Was geschieht hier eigentlich? Warum habe ich die Notlaute erst später mitbekommen? Warum musste ich raus aus der OP? Habe ich einen Fehler gemacht, der dazu geführt hat, dass diese Laute aus den Monitoren kamen? Hätte ich lieber doch nicht den Schnitt machen sollen? Omg, wenn der Patient stirbt, dann bin ich schuld. Das kann doch nicht sein, warum musste es ausgerechnet dann passieren, nachdem ich den Schnitt gemacht habe. Das heißt dann ja wirklich, dass es wegen mir ist. Und wie konnte ich diese Hektik und Laute überhören? Wo war mein Kopf denn hin? Wenn mein Vater nur erfährt, dass wegen mir ein Patient gestorben oder fast den Tod überlebt hat, dann bin ich sowas von dran. Ich kann mich schonmal auf seine Beleidigungen vorbereiten, denn diese Situation im OP wird hundertprozentig eine Runde machen, vor allem weil ich die Tochter des Chefarztes des Klinikums bin. Oh man, wo habe ich mich da nur hineingeritten? Warum bin ich nur mit in die OP gegangen?

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Das ist das längste Kapitel bis jetzt. Was denkt ihr passiert mit dem Patienten? Sind die Gedanken von Alisa gerecht oder überflüssig? 

Mein Leben fängt an zu bröckeln!?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt