7. Kapitel

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Vor mir saßen nun 20-25 Frauen.
Alle haben Tücher in der hand und rote Augen.

Ein paar von ihnen kannte ich garnicht mal.

Auch meine Freundinnen waren da.

Als sie mich sahen kamen eine nach der andere auf mich zu um mich zu "trösten".

Es hilft aber nicht. Im Gegenteil ich fing noch mehr an zu weinen.

Es war einfach nur der Horror.

Ich wünschte ich könnte meine Mutter noch ein letztes mal sehen, noch einmal umarmen und nur noch einmal ihre Hand küssen.

Aber das wird nicht passieren.

Das ist alles meine Schuld.
Hätten sie einfach mein Geburtstag vergessen, dann wär das nicht passiert! Wär ich einfach nicht an dem Tag geboren, dann wär das nicht passiert!

ALLES ist mein Schuld!

Ich könnte mich gerade dafür umbringen!

Ich hörte auf zu weine. Es nützt sowieso nichts mehr.

Die Frauen bemerkten das und wunderten sich über mein Verhalten.

Ich stand auf, zog mir eine Burka an und ging raus.

In diesem Moment war mir alles egal, Hauptsache ich bin nicht mehr in diesem Haus mit den anderen und muss mir diese "aufmunternden" Sprüche anhören und diese verheulten Gesichter ansehen.

Ich fand einen ruhigen Platz am Teich und lehnte mich an einem Baum an.

Ich genoss die Kälte und schloss für einem Moment lang die Augen.

Das Wasser spiegelte den Vollmond so schön.

Ich seufzte Kurz.

"Naa? Was machst du den hier so ganz alleine?"

Sagte eine Männliche stimme.

Ich riss die Augen auf.
Und Sofort fing ich an zu zittern.

"TALIBAN!"

Das einzige Wort was mir in den Sinn kam.

"Du bist aber nicht so gesprächig was?"

Ich traute mich nicht mich um zudrehen, also blieb ich angespannt so stehen.

Das wars, heute wird mein Todestag sein.

Die Person kam immer näher, bis sie letzten endes  vor mir stand.

Ich hatte meine Blicke gesenkt und konnte ihn deshalb nicht sehen.

"Heyy, was ist den los?"

Vieleicht ist das garkein Taliban.

Ich hebte langsam meinen Kopf wieder hoch und blickte in 2 funkelnden grünen Augen, die vom Mondlicht angestrahlt wurden.

"Woowww"

War das einzige was ich dachte.

Junge: Wer bist du und was machst du hier ganz alleine? Weiss du denn nicht das es gefährlich werden kann, wenn dich einer der Taliban hier so ganz alleine sieht.

Ich sagte nichts sondern starrte ihn weiter an.

Er seufzte.

Junge: Na los, sag schon wo du wohnst. Ich bring dich nachhause...ach übrigens ich bin Aziz.

Ich: I-Ich bin Nouria.

Sagte ich schüchtern.

Er setzte sich auf die Bank neben uns hin und deutete daraufhin, dass ich mich neben ihn setzen soll.

Ich zögerte innerlich zuerst, saß mich aber schlussendlich neben ihn hin.

Aziz: Soo, jetzt erzähl, was führt dich um dieser Uhrzeit, alleine hierher.

Ich wusste nicht so recht ob ich ihn vertrauen kann, aber man sagt doch das Fremde einen am besten zuhören.
Also erzählte ich ihn von meinem Geburtstag aus Alles.

Er hörte mir zu und sah sehr nachdenklich aus.

Aziz: Du musst jetzt wohl eine Schwierige Zeit durchleben...genau wie ich früher.

Ich schaute ihn fragend an und er begann zu erzählen.

Aziz: Ich war klein, 7 Jahre alt, damals haben die Taliban ja noch nicht regiert, jedoch gab es sehr viele Anschläge. Eines Tages ging ich mit meinem großen Bruder Samir in die Moschee, um zu lernen, aber als wir zurück kamen, lag alles unter Schutt und Asche. Samir war damals 11, also auch noch ein Kind und die Polizisten sprachen farsi und nicht pashtu.

[Afghanistan hat 2 Amtssprachen: Persisch (Farsi) und Pashtu]

Da wir halt pashtu sprechen und wenig farsi verstehen war es schwer herauszufinden wo unsere Eltern sind. Später kamen 2 weitere Polizisten, die pashtu gesprochen haben und sie haben uns erklärt...
d-das sie tot sind.

Ich schaute ihn bemitleidend an.
Beide Eltern auf einmal zu verlieren ist natürlich viel schlimmer.

Nouria: Und wo lebst du jetzt?

Aziz: Bei meinem Onkel. Mein Bruder hat schon geheiratet und hat eine Tochter bekommen.
Wir hatten auch eine kleine Schwester namens Shirin, sie war 6 Monate alt und richtig süß.

Sagte er lächelnd vor sich hin.

Aziz: Aber sie ist an Malaria gestorben.

Ich: Aziz...das tut mir alles so leid.

Aziz: Ist nicht schlimm, mir geht es ja jetzt allhamdullilah gut.

[Allhamdullilah sagt man in fast jeder Situation, egal ob es einem gut oder schlecht geht und bedeutet soviel wie:
Alles Lob gebührt Allah]

Ich erfuhr das er 16 Jahre alt ist und in die Moschee geht, welche 7 Minuten von uns entfernt ist.

Wir lachten sehr viel und ich mochte ihn von Minute zur Minute immer mehr.

Plötzlich hörte ich ein Rascheln im Gebüsch.

Aziz sagte mir, das ich leise sein soll und er ging nachgucken wer dort ist.

Plötzlich kam ein Mann hinter mir raus, warscheinlich ein Taliban und hielt mich am Mund fest.

Ich schlug um mich herum und wollte schreien, jedoch kamen keine Laute von mir.

Aziz stand plötzlich vor mir.

Aziz: Lass meine Frau los du Hund!

MEINE FRAU!?

Azizam-Du bist Meins♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt