Nach den Zeitreisen: Wir finden Leben!

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" I see stars" (no word count) Femlay.

Wenn sich Seelenverwandte finden, so erscheint über ihrem Kopf ein Stern; das muss nicht für beide Parteien im gleichen Moment passieren, noch muss es passieren, wenn sie sich zum ersten Mal treffen. Aber wenn sich zwei Seelen erkennen, dann sehen sie einen Stern über dem Kopf des Anderen.

Femke sieht den Stern zu früh, und für eine Sekunde ist sie komplett weg vom Fenster; sie kann nicht atmen, kann sich nicht bewegen- sie ist wie gefesselt und starrt die Person vor sich an, während sie durch die belebte Innenstadt Lebens laufen. Ihre beste Freundin läuft neben ihr, und Marie bemerkt es, als Femke aufhört zu reden und ihre Expression fällt. Das Gesicht ihrer besten Freundin wird regungslos, und Marie hat Angst, dass Femke wieder einen Anfall hat- immerhin ist die Tochter des Zimmermannes Lebens epileptisch veranlagt. Marie will um Hilfe rufen, als Femke sich zu ihr umdreht.
Und Femke hat Panik; sie will den Stern, der immer noch leuchtet, ersticken, will vergessen, ihn jemals gesehen zu haben. Am liebsten würde sie schreien und sich die Augen rausstechen, nur um diesen verdammten Stern nicht mehr sehen zu müssen.
" Er hat einen Stern", stammelt sie, und Marie folgt der ausgestreckten Hand ihrer besten Freundin; für eine Sekunde liest sie die Bewegung falsch und denkt, es ist Anthony Mayr. Das wäre erfreulich, denn er ist Femkes Freund, seit mittlerweile einem halben Jahr; er ist zuverlässig, lieb, und wird einmal die Schmiede seines Vaters erben.
" Anthony?", fragt Marie, und auch ihre Miene fällt.
" Nein", sagt Femke, sie klingt miserabel, und Maries Blick wandert weiter, zu der Person, mit der Anthony sich so lebhaft unterhält.
Lebens König, der heute die schwere Krone daheim gelassen hat, um mit ihnen den Tag zu verbringen, läuft neben Anthony und erhält locker eine Konversation am Leben; der Rothaarige lacht, und Marie würde sich gerne schützend vor Femke stellen, deren Miene immer verwirrter, verletzter wird.
Dario. Femke sieht einen Stern über Dario.
Femke sieht den Stern und würde gerne in Tränen ausbrechen; das ist alles so falsch- sie kennt Dario schon ewig und doch nicht lange genug, damit es diesen Stern rechtfertigen würde. In ihrer Kindheit waren sie viel zusammen gewesen, bevor er zum König erwählt wurde, und sich ihre Dynamik so unglücklich gewendet hat. Plötzlich gab es so viel an Femke auszusetzen, so viel, was sie falsch machte. Als Kind war sie in Dario verliebt gewesen, als junges Mädchen auch noch- und wurde immer nur mit Wut, Gespött, Ablehnung gestraft. Zuerst von seinen Beratern, später von Dario selbst. Und sie ist mit Anthony zusammen!
Erst seit gut einem halben Jahr reden sie wieder auf einer normalen Basis miteinander; erst seit einem halben Jahr kann Femke den Gedanken ertragen, wieder mit Dario befreundet zu sein- und jetzt sieht sie den Stern, der ihr sagen soll, dass sie und er seelenverwandt sein sollen- füreinander bestimmt?
Marie neben ihr streicht ihr mitfühlend über den Rücken; keines der beiden Mädchen sagt etwas, denn sie beide verstehen die Situation auch ohne Worte; wer die Situation nicht versteht, ist Anthony. Der Blonde dreht sich um, und sein Gesicht wird blasser, als er die traurigen Mienen erkennt. Sofort ist er bei seiner Freundin, will sich um sie kümmern.
Er ist viel zu besorgt, und vermutlich bleibt deswegen auch Dario stehen, dreht sich auf dem Fußballen um; Marie muss beobachten, wie auch die Miene des Rothaarigen sich verändert. Wie seine Augen sich kurz weiten, er einmal schlucken muss, dann noch einmal. Sie muss zusehen, wie Dario rot im Gesicht wird, die Augen streng auf Femkes Kopf fixiert. Sie kann nicht sehen, was er sieht, aber sie erahnt es zumindest.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen dreht der rothaarige König sich erneut um, macht ohne zögern seinen Weg durch die Straßen Lebens; Femke zittert am ganzen Körper, und Marie fühlt sich furchtbar, während sie bei ihrer besten Freundin und ihrem Freund bleibt.
Würde ihr Haus nicht gegenüber von Femkes stehen, hätte sie es gar nicht mitbekommen; die laute Diskussion ist aber kaum zu überhören, und fast tut es Marie leid, den Streit zu belauschen.

Femke schreit und schluchzt, Darios Stimme ist mindestens genau so laut.

" Ich hab mir das nicht ausgesucht!", schreit der König, und am liebsten würde die Rothaarige Hexe ihm die Nase brechen- irgendwas, damit er aufhört zu reden, oder so hübsch auszusehen. Sie sollte das nicht denken, Hölle noch eins.
" Und ich mir, oder was?", schreit sie zurück, "Ich habe einen Freund! Und er ist so viel mehr, als du es jemals sein könntest!"
" Scheinbar ja nicht genug- sonst hättest du ja nicht meinen Stern gesehen, huh, Schmidt?"
" Du bist unmöglich!"
" Und du bist einfach nie über mich hinweggekommen!"
Sie schreit zurück, was für ein ignoranter Idiot er ist, bis ihr die Worte ausgehen und sie nur noch weinen kann; der Rothaarige ihr gegenüber ist ebenfalls still geworden, starrt auf den Boden, während sie beide keine Worte mehr haben.
" Du hast außerdem kein Recht, zu behaupten, ich sei noch immer in dich verliebt", sagt Femke schließlich, obwohl sie weiß, dass es den Herd noch weiter anschüren wird. Vielleicht entfacht es das Argument auch neu.
" Ich weiß aber, wie du mich ansiehst, wenn er nicht da ist", antwortet Dario flach, denn er ist nicht blind; er erkennt den Blick, denn es ist der, den er Femke früher gegeben hat- bevor er sich eingeredet hat, es wäre leichter, sie zu hassen. Als König kommt für ihn ohnehin nur Adel in Frage, "Ich weiß, dass du mich immer noch liebst."
Femke ist zu verletzt, um zu antworten; sie fühlt sich schrecklich, und die Behauptung tut ihr mehr weh, als sie es selbst erwartet hat.
" Verschwinde. Bitte.", sagt sie dann, "Bitte. Geh einfach."
" Du streitest es nicht ab", sagt Dario leise, er macht keine Anstalten zu gehen; das ist genug, um Femke noch einmal laut werden zu lassen.
" Dein Stern ist mir egal. Geh."

Er geht, und er fühlt sich schrecklich. Noch schrecklicher fühlt er sich nur, als er Femke am nächsten Tag mit Anthony sieht. Sie redet nicht mehr mit ihm.
Die Blicke hören auf.
Femke belügt Marie, sie sagt, sie hätten die Sternsache geklärt, auch wenn Marie weiß, dass es nicht stimmt. Sie weiß auch, dass Femke lügt, als sie Anthony erzählt, sie habe seinen Stern gesehen- denn er hat ihren gesehen. Femke schwindelt ihn an, sie hätte auch seinen gesehen, und Marie fragt sich, ob ihre beste Freundin so glücklich werden kann.
Sie fragt sich auch, ob Dario so glücklich sein kann, wenn er bei ihr zu Besuch ist und alle Gefasstheit verliert, sobald sein Blick einmal aus dem Fenster schweift.
Aber sie sagt erneut nichts, und fühlt sich furchtbar.

Through Time and SpaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt