Tod bedeutet Fallen. Fallen bedeutet Tod.
Blondie dreht sich um und will gehen. "Moment", halte ich sie auf, "wo sind meine anderen fünf Leben?"
Sie zuckt mit den Schultern und kann sich den Kommentar nicht verkneifen: "Frag das deinen Schatzi."
Schlagartig werde ich rot wie eine Tomate. Vorsichtig schiele ich zu Theo rüber. Er auch. Oh Gott.
Mit einem zufriedenem Grunzer verlässt Blondie das Zimmer und lässt uns alleine.
"Es tut mir leid Tara, ich hätte aufpassen sollen. Ich war nicht für dich da, als du mich gebraucht hast, ich kann verstehen wenn du jetzt sauer bist, oder mich sogar hasst, ich hoffe nicht, aber ich denke schon...", haspelt Theo. Bitte was? Hä warum sauer?
"Theo", beginne ich sanft aber er unterbricht mich. "Mensch Tara, mach es nicht schwerer als es ist."
Ich werde wütend. "Man was willst du Theo? Ich bin nicht sauer warum überhaupt? WAS SOLL ICH NICHT SCWERER MACHEN, HÄ? sAGS MIR! SAGS MIR, THEO!"
Theo schrumpft auf seinem Stuhl zusammen. Kleinlaut antwortet er: "I-ich dachte, w-w-wegen Ri-Ricky u-und weil, weil.. du... tot... also... du warst doch tot und es war... meine Schuld." Die letzten Worte haucht er nur.
'Mein Gott Tara. Toll gemacht. Jetzt vergraulst du ihn schon wieder. Applaus, applaus. Du bist so dumm', sage ich mir selber.
"Bist du nicht",meldet Theo sich.
"Hä?"
"Laut gedacht, Tara." Theo lacht und ich stimme mit ein.
Mein Durst ist jetzt nebensächlich.
Ich werde wieder ernst und frage ihn: "Wo sind meine fünf Leben hin? Gut, eins hat Ricky verspielt, aber die anderen vier?"
Theo räuspert sich. "Naja, ich denke mal, dass es deine Eltern waren.
Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen.Die Spritzen, die vielen Krankenhausbesuche, der Metalltisch, Mamas Schreie, ihre ständig feuchten Augen, meine Schwester, die dauernd gefragt hat, wer Tara ist, der Schmerz, ja der Schmerz. Sie wollten mich umbringen. Ich war eine Last, schon immer. Ich bin es immernoch. Ich... ich bin ein Nichts. Unnütz. Verachtet von den eigenen Eltern, verfolgt vom Staat, gefsngen bei Rebellen, gefesselt ans Krankenhausbett, fünfmal getötet, niemals geliebt.
Vorsichtig stehe ich auf. Klappt doch. Ich tapse aus dem Zimmer. "Wo willst du hin", fragt Theo verwundert.
"Ich muss mal", lüge ich, ohne mich umzudrehen. Er darf meine Tränen nicht sehen. Ich renne die Gänge lang. Rechts, links, wo sind die Treppen? Rechts, rechts, links, rechts, links, links. Gefunden. Ich haste sie alle hoch. Erklimme eine Stufe nach der anderen. Höher und höher. Ich komme oben an. Offensichtlich befindet sich das Krankenhaus im Keller. Als ich die Klinke der großen, schweren Eisentür runterdrücke und mich dagegenstemme, umfängt mich kühle Nachtluft. Aha es ist Nacht.
Ich laufe bis zum Rand und schaue runter. Kein Geländer. Sehr gut.
Wie ist es wohl, wenn man da runter springt? Ist es befreiend? Tut es weh?
'Denk nicht darüber nach Tara!', befiehlt mir eine Stimme im Kopf. Nur noch zwei Leben... wenn ich springe noch eins und dann kann ich nochmal springen und dann bin ich tot. Weg. Ein störender Faktor von der Erde. Schön, oder?
Ich höre, wie sich die Eisentür öffnet.
"Hier bist du Tara", hechelt Theo außer Atem. Er kommt auf mich zu.
"Komm noch einen Schritt näher und ich springe", knurre ich.
Erschrocken weicht Theo zurück. "D..du willst dich doch nicht etwa umbringen?"
"Doch", antworte ich bestimmt.
"Aber warum Tara?", fragt Theo verzweifelt.
Langsam wird es kühl. Wind streicht mir durch die Haare. Ein Windstoß fasst mich und ich taumele.
"Meine Eltern wollen mich nicht. Die Regierung sucht mich. Ich soll sterben. Außerdem wurde ich fünfmal umgebracht. Früher oder später finden sie mich doch eh. Ich bin ein NICHTS, Theo nichts bin ich! Ich bin alleine, so gut wie tot, gefangen. Was will ich hier noch?", flüstere ich.
Theo schließt die Augen und wispert: "Du hast mich.
Ich drehe mich wieder Richtung Abgrund und schaue runter. Er hat Recht, ich habe ihn. Langsam kommt Theo auf mich zu. Ich muss schon wieder husten und mache reflexartig einen Schritt nach vorne. Aber da ist nichts.
Mein Mund formt einen stummen Schrei. Falles ist befreiend. Aber er hat eine Nebenwirkung. Für ihn muss man sterben. Tod bedeutet Fallen. Fallen bedeutet Tod. Theo liebt mich.
Verzweifelt halte ich mich an diesem GEdanken fest.
Das Letzte, was mir durch den Kopf schießt, ist: 'Fallen bedeutet Tod.'
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Rebels
FantasyTara lebt in einer ordentlichen, kontrollierten Welt. Ihr ganzes Leben wird sorgfältig geplant. Aber der Staat und ihre Eltern bergen ein dunkles Geheimnis. Als Tara aus ihrer überschaulichen Welt gerissen wird und bei den Rebellen landet, wird das...