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Nichts ist so wie es scheint. Meine schöne, kleine Welt, die ich mir aufgebaut habe, wurde eingerissen.

Ich höre, wie Theo die Tür zuknallt. Nur zu gut kann ich mir Rickys ungläubigen Blick vor der Tür vorstellen. Keine Antwort auf eine so simple Frage. Ist doch klar, dass Theo "nein" sagen würde. Warum also, hat er das nicht einfach getan?

Ich bin so beschäftigt mit meinen Gedanken, dass ich plötzlich zusammenfahre, als Theo den Stuhl umwirft.

"VERDAMMT!!", schreit Theo, "NEIN,NEIN,NEIN! Das darf nicht wahr.." Oh Mist, er hat bemerkt, dass ich wach bin. Er stockt und ich öffne vorsichtig meine Augen. Er schaut mich an, ein klitzekleines Lächeln erscheint auf meinem Gesicht. Und plötzlich, ganz ohne Vorwarnung, laufen mir stumme Tränen über mein Gesicht. Immer mehr. Aber ich lächele tapfer weiter und halte meinen Blick auf Theo gerichtet. Wie er da steht... er hat so unglaubliche braune Augen, in denen man sich bestimmt leicht verlieren könnte. Aber er scheint seine Gefühle zu verstecken. Ich mustere ihn vorsichtig. Er trägt ein schwarzes T-Shirt und eine Jeans. Seine Haare sind zerzaust und wenn man genauer hinsieht, kann man ein Lächeln erkennen. Ich weine immer noch. Diese Nachricht, die er mir an meinem ersten Tag hier überbracht hat... meine Eltern... ich finde keine Worte dafür. Es ist grausam.

"Sh...sh...", murmelt Theo. "Tara... bitte... hör auf zu weinen..."

Ich schluchze auf. Theo macht einen Schritt auf mich zu. Kaum merklich schüttelt er seinen Kopf. "Es ist nicht so schlimm... Tara... du bist doch jetzt hier..."

Wut kriecht in mir hoch. Und obwohl er nichts für dies hier kann, muss ich ihn anschreien. Also stehe ich vorsichtig auf und ignoriere das Schwindelgefühl. Dann fasse ich meinen Mut und schaue Theo direkt in die Augen. "Nicht schlimm? Nicht schlimm?", kreische ich, "Was bitte ist daran nicht schlimm? Hm? SAGS MIR!!!! MEINE ELTERN WOLLTEN MICH UMBRINGEN VERDAMMT!!!! WEIL ICH..." Meine Stimme bricht ab und ich schlucke die restlichen Tränen runter. "Sie wollten mich umbringen, weil ich meine eigene Meinung habe! Ihrer Meinung nach, bin ich defekt, kaputt, falsch! Nenn es wie du willst, das ist nur die Wahrheit!" Ich schaue ihn unverwandt an. In meinem Blick liegen Wut, Enttäuschung, Trauer und Verzweifelung. Obwohl ich die Tränen aufhalten wollte, laufen sie trotzdem. Mein Mut schwindet. Aber ich werde es zu Ende führen, also fahre ich fort: "Weißt du, was auch nicht schlimm ist? Diese perfekte Scheiß-Welt, die unsere Eltern da aufbauen. Indem sie ihre Kinder kontrollieren und IM INTERNET BESTELLEN!!!!!! Weißt du, ich war ein Fehlkauf und... und..."

Ich sinke auf das Bett und rolle mich zusammen, während ich meine Augen schließe. Ich schluchze und weine weiter. Wahrscheinlich steht Theo immernoch genauso hilflos da, wie gerade eben. Ich höre noch, wie Theo die Tür schließt. Na toll, jetzt ist er gegangen.

Verzweifelt weine ich mich in den Schlaf

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