Wie eigentlich jeden Morgen sprang Jimin in meine Arme, doch dieses Mal war es anders, das merkte ich sofort. Er kicherte nicht fröhlich, sondern seufzte traurig, müde, erschöpft gegen meine Schulter und wenn es mich nicht irren sollte, wimmerte er sogar. Was hatte er bloß? Wer hatte es gewagt, meinem süßen Mochi wehzutun? Derjenige würde Höllenqualen dafür erleiden.
"Jimin..", flüsterte ich leise an sein Ohr, als ich vorsichtig meine Arme um ihn gelegt hatte. "Was ist passiert?"
Während ich die anderen Schüler monoton dabei beobachtete, wie sie uns mit abschätzigen, vor Ekel verzogenen Blicken musterten, sprach ich ruhig, sanft mit Jimin und streichelte ihm tröstend durch seine weichen Haare. Sowas tat ich offensichtlich nur bei ihm, nur er hatte es verdient so behandelt zu werden. Und obwohl mein Herz gerade mehr als nur am durchdrehen war, behielt ich einen kühlen Kopf. Ich musste es, denn Jiminie stand immer an erster Stelle. Danach kam lange keiner mehr, dann vielleicht könnten meine Gefühle für ihn es wert sein, ausgesprochen zu werden.
"Ich.. Alptraum..", brachte er schniefend heraus und krallte sich anscheinend in meinen Pullover, jedenfalls fühlte es sich so an. Er war eben nah am Wasser gebaut und selbst wenn ein Eisladen seine Lieblingssorte nicht mehr hatte, flossen bei ihm schon die Tränen. Andere würde es vielleicht stören, ihn kindisch nennen. Jedoch fand ich es einfach nur süß. Aber selbst er konnte auch anders, weswegen man ihn wegen sowas nie unterschätzen sollte.
"Willst du mit deinem Lieblingshyung darüber reden?", fragte ich nun und musste leicht schmunzeln. Er nannte mich fast immer so, obwohl wir uns erst einige Jahre kannten. Um genau zu sein, seit wir beide angefangen hatten, an diese Schule zu gehen. Es war nichts großes, nur der typisch neue Schulanfang, an dem man sich an den eigentlich erstbesten klammerte, um ja nie alleine zu sein. Doch eigentlich saß ich von Anfang an alleine, wollte dies auch nie ändern. Jimin hingegen wurde von jedem direkt gemocht, gar angehimmelt und genau er entschied sich dazu, sich neben mich setzen zu wollen. Er meinte, ich würde so einsam aussehen und er wolle mir Gesellschaft leisten. Im Nachhinein bereute ich es keinesfalls, damals ja gesagt zu haben.
"N-nein.. noch nicht.. nur..", stotterte er dann leise vor sich hin und hatte sich nun wieder etwas von mir entfernt, sich die nassen Wangen mit dem Ärmel notbedürftig getrocknet. In dem Moment war ich meinem inneren sechsten Sinn, der egal was Jimin sagte oder tat es mich merken ließ, mehr als nur dankbar. Denn als ich ihn fragend ansah, schon an eine Frage ansetzen wollte, griff er mit seinen kleinen Fingern vorsichtig nach meiner Hand. Fast schon so, als hätte er Angst, mich damit wegzuekeln oder sowas in der Art. Denn seine Hand zitterte mehr als nur verdächtig, aber ich ließ ihm die Zeit die er brauchte.
"Nur d-das.. bitte.. für eine.. oder fünf Minuten?"
Nun sah er wieder zu mir auf, mit seinen unschuldigen Augen, in denen man sich gar verlieren hätte könnte. Er glich einem Welpen, nur mindestens tausend mal süßer. Wie könnte man da also nein sagen, wenn er mir seine ganze Aufmerksamkeit schenkte und sowas kleines von mir verlangte? Sowas musste man auskosten, vor allem bei ihm.
Als indirekte Antwort auf seine Frage, griff ich kurz etwas fester nach seiner Hand und zeigte ihm mein wohl sehr seltenes Lächeln. Dass er kurz darauf gut gelaunt, mit mir im Schlepptau, rein in das Schulgebäude hüpfte, nahm ich als Zeichen dafür, alles richtig gemacht zu haben.
Schließlich machten Freunde sowas füreinander, oder?
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