Jungkook's POV
"Und Sie sind sich wirklich sicher, dass Sie ihn dort gesehen haben?", fragte der Polizist vor mir nochmals nach, woraufhin ich nur brav nicken konnte. Er wiederum kontrollierte seine Notizen, schrieb wahrscheinlich noch etwas dazu und fing kurz darauf zum Lächeln an. Geschätzt gingen ihm gerade diese typischen Polizisten Gedanken durch den Kopf, wie 'bald haben wir dich' oder 'wir sind Dir auf den Fersen'. Unauffällig versuchte ich dabei, eine bequeme Position auf dem hölzernen Stuhl zu finden. Geschätzt war jedoch mein Hinterteil schon längst eingeschlafen, was mich etwas frustriert Seufzen ließ.
"Alles in Ordnung?", fragte der junge Mann vor mir, beobachtete mich mit einem besorgten Blick. Sofort wank ich ab, schob dieses Seufzen ganz einfach auf meine Müdigkeit und den momentan herrschenden schulischen Stress. Spätestens als ich ihm leicht entgegen lächelte, war er sichtlich erleichtert und setzte seine Arbeit fort.
"Nun gut, dann vielen Dank für Ihre Aussage und passen Sie gut auf sich auf!"
"Werde ich, danke Officer. Auf Wiedersehen!", antwortete ich ihm, verbeugte mich zum Abschied und ging dann auch schon raus aus diesem grauen, einengendem Gebäude, geradewegs in die angenehm frische Luft, die ich freudig inhalierte.
Es war einfach alles so amüsant mit anzusehen. Diese Polizisten, die mir alles sofort glaubten, ohne jegliche Zweifel zu hegen. Und das nur, weil ich wie ein ach so unschuldiges Häschen aussah. Selbst wenn ich ihm eine dreiste Lüge aufgetischt hätte, beispielsweise behauptete, unser Klassenlehrer wäre dieser gesuchte Mörder, sie alle würden es mir doch sofort glauben ohne ein einziges Mal nachfragen zu wollen.
Aber wer konnte denn schon einem so unschuldig lächelndem Jungen, der ja noch nichts Böses in dieser Welt getan hatte und dem ein offensichtlicher Heiligenschein über dem Kopf schwebte etwas abstreiten?
Bis jetzt konnte es kein Einziger schaffen, dem zu widerstehen und mir trotz dessen zu misstrauen. Ich konnte sie alle spätestens mit meinem Lächeln beeinflussen, hatte sie in der Hand wie ein Puppenspieler seine Marionetten. Jedenfalls mit den normalen Menschen klappte das immer und einwandfrei. Yoongi und seine Mutter waren da allerdings komplett anders, sie sahen durch meine eigentlich undurchlässige Maske. Es störte mich noch immer, mir war es ein Rätsel, welches mit Hieroglyphen versehen war, die ich offensichtlich nicht in hundert Jahren hätte entziffern können.
"Du armer, kleiner Junge..", hatte seine Mutter damals zu mir gesagt, strich mir über den Kopf während sich ein komisches Lächeln auf ihren trockenen, rissigen Lippen ausbreitete. Es bereitete mir selbst jetzt noch eine unangenehme Gänsehaut, als ich an ihren Blick zurückdachte, mit dem sie mich musterte. Etwas beunruhigendes lag in ihren fahlen Augen, es schien mir auch, als wäre jegliches Licht aus ihnen gewichen und hätte nur noch eine dunkle, schmerzende Leere hinterlassen.
"So einsam, allein und zerstört zurückgelassen..", waren ihre letzten Worte gewesen, ehe sie sich wieder ihrem Sohn gewidmet hatte und ich so verwirrt wie noch nie alleine auf der Straße stehen blieb.
Aber war ich das wirklich? Zerstört, alleine und vor allem einsam? Selbst nach so vielen Jahren dachte ich über ihre wirren Worte nach, die mich doch eigentlich nichts angingen. Sie war jemand Fremdes und trotzdem beschäftigte es mich mehr als es sollte.
Doch dann traf es mich wie eine Art Blitz, mitten in die Brust. Eine unfassbare Kälte durchschritt meine Muskeln und unwillkürlich fing ich stark zu zittern an. Meine Hand fand ihren Weg zu meiner bebenden Brust, doch da war nichts. Es war ein innerer Schmerz, der von meiner Erkenntnis gekommen war und sich offensichtlich wie ein loderndes Feuer auf meinem ganzen Körper ausbreitete.
Ich hatte das alles verdrängt, versucht zu vergessen aber schlussendlich in der hintersten Ecke meines Unterbewusstseins weggesperrt. Für all die Jahre, seitdem das passiert war. Doch nun drohte das alles aus seinem dunklen Loch wieder hervor zu kriechen, nur um nach mir zu greifen und in diese Schwärze mit rein zu ziehen.
Meine Hand verkrampfte sich in den Stoff meines Shirts. Mittlerweile hatte ich es bis zu einer Bank in einem der vielen Parks geschafft, aber es wollte einfach nicht mehr aufhören. Diese Erinnerungen an damals sollten einfach alle für immer verschwinden, ich konnte und wollte sie nie wieder auch nur im entferntesten sehen oder daran denken müssen.
Ich wollte nicht mehr der schwache, kleine Junge sein und selbst von anderen wie eine Puppe behandelt werden. Umgekehrt war es einfacher, amüsanter mit anzusehen und ich mochte es so rum einfach um vieles mehr. Ich liebte es, die Macht über andere zu haben.
Tief atmete ich also ein, aber nur langsam wieder aus und so verschwanden diese Gedanken auch wieder. Der mentale Schmerz ebenso. Kurze Zeit darauf hatte ich auch wieder alles unter Kontrolle, die Mauer stand wieder felsenfest vor diesen bestimmten Erinnerungen, die den schwachen Jungen hervor kommen ließen und würde mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr drohen einzureißen. Das würde ich nun nie wieder zulassen.
Schien wohl oder übel so, als würde der unschuldige Hase doch bald ein wenig böse werden müssen.
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Was hat diese Verrückte jetzt schon wieder geplant? Hmhmhm ( ͡° ͜ʖ ͡°)Meine Reaktion als ich die 2 Tausend Reads gesehen habe:
Whatwhyhowidontdeservethis-