Wie viel Energie konnte ein normaler Mensch auf Erden haben, um vier volle Einkaufstüten zu schleppen, alleine einzuräumen und sogar noch die ganze Wohnung putzen zu wollen? Sie musste verrückt geworden sein, das war die einzig logische Erklärung.
"Frau Jung, Sie müssen doch nicht wirklich.."
"Nenn mich ruhig Jihyoung oder einfach Ji", sagte sie schnell und unterbrach mich damit, lächelte mich dann aber abwartend an. Den Namen werde ich mir trotzdem nie merken können.
"Sie- also du.. musst das alles nicht machen", murmelte ich eher weniger erfreut und betrachtete nebenbei die nun zur Hälfte sauber glänzende Wohnung hinter ihr. Ich jedoch stand noch auf der, meiner Meinung nach, relativ gut aussehenden und für sie 'schmutzigen' Seite. Wie Engelchen und Teufelchen standen wir auf der je guten und schlechten Seite, was sich gedanklich schon ziemlich witzig anhörte. Dazu kam noch Holly, der zwischen uns saß und mit seinen großen Kulleraugen versuchte, dem Geschehen zu folgen.
"Aber mein Junge, für dich mache ich das doch gerne!", erwiderte sie nur darauf und nahm wieder den Staubsauger zur Hand. Wie konnte man nur so stur sein?
"Ich bin Ihnen, also dir, ja wirklich dankbar dafür, aber ich würde das auch alleine hinbekommen"
"Im kranken Zustand dich die ganze Wohnung putzen lassen? Du kannst froh sein, dass ich dich Bürschchen nicht ans Bett gefesselt habe!", sagte sie nun und versuchte halbwegs ernst zu bleiben, was aber nicht lange klappte und so entfloh ihr ein leises, amüsiertes Lachen. Seufzend schüttelte ich nur den Kopf über sie und ihr Verhalten, konnte mir wohl ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Ein Blick zum kleinen Wuschelkopf am Boden und sofort legte sich sein Kopf schief, als hätte er überhaupt nichts davon verstanden. Irgendwie sah das süß aus.
"Na gut Ji, du 'darfst' nun auch den Rest meiner Wohnung putzen, aber dafür hast du was gut bei mir", schlug ich ihr vor, hielt ihr die Hand zum Einschlagen hin. Wieso auch immer ich mich gerade so normal verhielt, ich wusste es einfach nicht. Ich musste wirklich hohes Fieber haben und halluzinieren, denn sonst hätte ich mir auch nie ihren Namen merken können.
"Einverstanden, mein Junge!"
Somit begab sie sich auf die Hälfte des Teufelchens, vollbrachte dort ihren Engelzauber und gefühlte Minuten darauf war wirklich alles blitzeblank. Wie schaffte sie das bitte in so kurzer Zeit?
"Kann ich irgendwo noch helfen?", fragte ich dann aber und sah ihr zu, wie sie sich auf das Sofa sinken ließ, um etwas zu verschnaufen. Zurecht, nach so einer Meisterleistung.
"Wenn es dir gut genug geht, kannst du den Müll da runter bringen und mit Holly einige Runden gehen. Die scheint er mehr als nur nötig zu haben"
Durch letzteren Satz sah ich nun wieder zu dem kleinen Fratz, der tatsächlich nervös vor sich hin wackelte. Als ich mich dann auch noch zu ihm runter beugte, sprang er sofort in meine Arme und kläffte erfreut auf.
Mit einem kurzen Nicken in Frau Jungs Richtung ging ich in die Küche, nahm den ein oder anderen Müllsack mit und schnappte mir dann noch Hollys Leine. Die hatte wiederum Jimin für ihn besorgt und deswegen war sie in einem wirklich wundervoll knalligen Pink gehalten. Offensichtlich fand er das witzig, aber wieso sollte ich mich denn auch beschweren. Wir beide fanden es süß, vor allem an Holly. Jedes Mal, wenn er sich an diese pinke Leine anbinden ließ, freuten er sowie Jimin sich darüber und deswegen beließ ich es einfach dabei.
So auch dieses Mal. Der Müll war einfach und schnell entsorgt, jedoch merkte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas passieren würde oder könnte. Holly verhielt sich plötzlich auch wieder komplett anders, nicht mehr so erfreut wie am Anfang, sondern ängstlich. Seine Rute war auch eher gesenkt, die Ohren etwas gespitzt um eventuelle Geräusche besser hören zu können.
Aber ich drehte nicht um, sondern ging weiter den Gehsteig entlang. Versuchte dabei, mir nichts anmerken zu lassen. Unauffällig sah ich mich um, doch nirgends war jemand oder etwas zu sehen. Es war einfach menschenleer und still, bis auf die wenigen, vorbeifahrenden Autos.
Holly entspannte sich auch langsam wieder von selbst, machte hier und da sein Ding, weswegen wir wenige Minuten darauf auch wieder Zuhause waren. Egal was das gerade eben war, ich sollte auf jeden Fall in nächster Zeit besser aufpassen.
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Woher kommt diese Motivation zum Schreiben, wenn man doch eigentlich lernen sollte? Uff