11 | Als ich mir zu viele Gedanken über alles machte

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„Warum ausruhen? Dieser Tag bietet so viele schöne Möglichkeiten und wer weiß, vielleicht fährt genau in dem Moment, in dem wir das Gelände verlassen, Leonardo DiCaprio vorbei und wenn wir hier sitzen bleiben, dann werden wir nur ein paar Schnecken und Vögel sehen", schnaubte Cassy und warf eine Hand voll Gras nach Mason.

„Ich kann dir auch einen Vogel zeigen", erwiderte Mason murrend und schloss seufzend seine Augen, „manchmal ist deine Energie viel zu anstrengend."

Da musste ich ihm insgeheim zustimmen. Natürlich würde ich mit den Beiden mitziehen, wenn sie noch etwas unternehmen wollen würden, jedoch war ich sehr introvertiert und schätzte meine Pausen sehr. Auch wenn ich diese mit anderen Menschen verbrachte.

„Wie dem auch sei", fuhr Cassy unbeirrt fort und Mason stöhnte gequält auf, „unser Handballteam ist super. Also schau doch mal vorbei, wenn du Lust hast."

„Danke", antwortete ich und lächelte sie dankbar an, „aber ich und Handball sind eher zweierlei Dinge. Das endet nie gut."

Ehrlich gesagt bestand meine Erfahrung daraus, immer in dem Tor stehen zu müssen und dann harte Würfe in meinen Magen oder an meinen Kopf geworfen zu bekommen. Selbst nachdem ich ein Mal bewusstlos von einem Notarzt abgeholt werden musste, weil ich nach einem Wurf gegen meinen Kopf gegen die Steinwand gefallen war, hat es nicht aufgehört.

„Aber Handball ist toll", sagte Cassy ungläubig und starrte mich mit großen Augen an.

Aber eben nichts für mich.

Noch immer als ich wenig später vor dem Brett stand, an welchem man sich für mindestens einen Sportkurs eintragen musste, schwirrten mir die von Kaden geschriebenen Worte in dem Kopf herum. Warum verallgemeinerte er, dass es keine Hoffnung gab? Was war passiert, dass er nicht an die Hoffnung glaubte? Oder bestand für ihn kein Grund zu hoffen?

Und welche Frage sich mir viel eher stellte: Was dachte er von meinen Worten? Erschienen sie ihm albern, wo ich nach Hoffnung suchte, während sie laut ihm gar nicht existierte?

Ich seufzte. Warum nur konnte ich nicht einfach damit aufhören, mir Gedanken darüber zu machen, was andere über mich dachten?

„Und du möchtest wirklich nicht zu uns in das Handballteam", fragte Cassy mich erneut, wahrscheinlich in der Hoffnung ich würde meine Meinung ändern, und trug Masons und ihren Namen in die Liste ein.

Ich nickte. Mich würde niemand mehr auch nur in die Nähe eines Handballfeldes, geschweige denn eines Tores bringen. Ich spürte noch immer, wie mich die Bälle trafen. Und dann erst die Worte.

Ich schluckte und blinzelte einige Male, um die sich anbahnenden Tränen zu vertreiben.

Auf der Infotafel war vermerkt, dass man sich zunächst auch für mehrere Kurse anmelden durfte, um diese auszuprobieren.

„Ich denke ich werde erstmal ein paar Kurse ausprobieren", erklärte ich.

„Gute Idee", antwortete Mason, „schließlich soll man sich ja auch wohlfühlen."

Er lächelte mir zu und ich schaute wieder zu der Tafel, während mir ganz heiß wurde und mein Kopf so stark glühte, dass ich befürchtete er würde explodieren.

„Aber beim Handball hätte sie ja uns", beteuerte Cassy, als würde sie mich umstimmen können.

„Aber Jo möchte nicht", widersprach Mason, „schließlich ist sie nicht an uns gebunden."

Ich war nicht an sie gebunden. Das war es.

„Auch wenn ich nichts gegen deine Anwesenheit einzuwenden hätte", fügte Mason hinzu.

Über das redenswerte SchweigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt