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"Wann ist das nächste Treffen mit dem Chef des Jeon Entertainment?", fragte die Managerin der Lee-Familie und hielt ihren Terminkalender und einen Stift in ihren Händen, um die Antworten des großen Mannes aufzuschreiben.

"Nächste Woche. Und vergiss nicht, dass ich am Tag danach ein Interview habe.", antwortete der viel beschäftigte Mann, während er weiterhin auf seinem Laptop tippte, seine Ehefrau hingegen aß in Ruhe ihr Abendessen.

Genauso sahen fast alle Abende aus, an denen Jenos Eltern zuhause waren. Immer war mindestens ein Elternteil am Tisch beschäftigt, egal ob sie am Handy waren, vor einem Laptop saßen oder ein Telefongespräch führten. Jeno kann sich nicht mal daran erinnern, jemals ein normales glückliches Abendessen mit seinen Eltern gehabt zu haben.

Mittlerweile machte es Jeno nichts aus, denn er konnte wenigstens ein bisschen Tagträumen oder selber ein bisschen am Handy sein. Heute war er aber mit seinen Gedanken beschäftigt, die ihn schon seit Tagen nicht los ließen. Er dachte die ganze Zeit über einen bestimmten rosahaarigen Jungen, um genauer zu sein.

Er war nach wie vor fasziniert von diesem Na Jaemin, denn er hatte Jeno wie ein normaler Junge behandelt, statt ihn nach etlichen Fotos und Autogramme zu fragen, mit denen sie dann bei ihren Bekannten angeben konnten. Allein durch diese kurze Begegnung fühlte sich Jeno um einiges besser. Er konnte dieses Gefühl nicht beschreiben, war es Freude? Oder Stolz? Er wusste es nicht.

Als die Managerin Jenos Namen erwähnte, wurde der angesprochene Junge auf das Gespräch aufmerksam gemacht. "Dieses Wochenende hat Jeno ein Photoshooting mit der Tochter des Chefs des Jeon Entertainment, Heejin hieß die Kleine, wenn ich mich nicht irre." Diesmal beantwortete Frau Lee die Frage der Managerin.

Gelangweilt rollte Jeno seine Augen und beendete sein Abendessen. Er bat um Erlaubnis aufzustehen, nahm sein Teller und Besteck und sortierte sie in die Spülmaschine, damit die Putzfrauen weniger arbeiten mussten.

Dafür wurde Jeno geliebt. Trotz seinen hohen Standes war er ständig hilfsbereit und tat alles, was er konnte, für seine Mitmenschen.

In seinem Zimmer angekommen schmiss er sich selbst auf sein Bett und holte sein Handy heraus. Er wollte diesen Jaemin unbedingt wieder sehen, aber er hatte weder seine Nummer noch irgendeine andere Art ihn zu kontaktieren. Natürlich hatte er ihn schon auf sämtliche Social Media Seiten gesucht, jedoch konnte er ihn nicht finden.

Ihm war langweilig.
Er hatte schon alle Hausaufgaben gemacht, seine Videospiele wurden bis zum geht nicht mehr gespielt und die Bücher, die in seinem großen Regal standen, wurden schon mehrmals gelesen.
Vielleicht könnte er wieder was zeichnen oder tanzen. Seine Eltern würden sowieso gleich gehen, da sie zu einer Gala eingeladen wurden, zu der Jeno zum Glück nicht mit musste. Also konnte er entspannt rausgehen und in der sternenklaren Nacht in Ruhe tanzen, ohne dass ihn jemand wegen seine Leidenschaften beurteilte oder kritisierte.

Als seine Eltern endlich das Haus verließen, zog sich Jeno schnell um, packte alles, was er brauchte, in seinen Rucksack und verließ ebenfalls das große Haus.

Wieder einmal ging Jeno an all die schönen und reichen Häusern der wohlhabenden Nachbarschaft vorbei, wieder einmal bewunderte er die wachsenden bunten Blumen, die ein Kontrast zur Stimmung des Viertels waren.

Die kleine schwarze Katze, die sich immer in der Nacht durch die Straßen herumtreibte, begrüßte den Jungen, indem sie sich ihm näherte und an seinem Bein kuschelte. Jeno war zwar allergisch gegen Katzenfell, jedoch liebte er die kleinen Tiere trotzdem.

"Hallo, Kleines, ich habe auch heute was für dich.", begrüßte Jeno die Katze und holte aus seinem Rucksack das Katzenfutter, das er vor paar Tagen gekauft hatte, und gab das Essen in ein Fressnapf, das Jeno ebenfalls gekauft hatte. Glücklich schnurrte die kleine Katze und fing an zu essen, weshalb Jeno lächelte.

Danach verabschiedete er sich von ihr und setzte seinen Weg fort. Als er am Spielplatz angekommen war, schaute er sich um, dass wirklich keiner da war, auch wenn sich sowieso kaum eine Menschensseele sich um kurz vor Mitternacht in einem Spielplatz befand. Dann legte er sein Rucksack ab, holte sein Handy und seine Box heraus und startete die Musik, um zu tanzen.

Seine eigentliche Sportart, die er ausübte, war Fechten, dennoch liebte Jeno schon seit er sieben war das Tanzen. Er fühlte sich immer frei, wenn er sein Hirn für wenige Minuten abschaltete und sein Körper sprechen ließ.
Insgeheim schaute er sich auch Videos an und lernte verschiedene Tanzarten. Manchmal choreographierte er selbst Tänze, wenn er nichts zu tun hatte und sich kreativ ausdrücken wollte.

Leise summte er zu den Lieder, während sich seine Beine und Arme mit Eleganz und mit einer fast perfekten Ausführung zur Melodie und Text bewegten, sodass neue Kombinationen und Moves entstanden.

Das dritte Lied, das Jenos Playlist abspielte, kam wie seine Vorgänger auch zum Ende. Schnell ein- und ausatmend erwachte er aus seiner Trance. Langsam nahm er sein Umfeld wieder wahr und lauschte den Klängen der dunklen Nacht. Da das Tanzen ihn durstig gemacht hatte, wollte er nach seiner Flasche greifen, als plötzlich jemand anfing zu klatschen.

Mit der Flasche in der linken Hand drehte Jeno sich erschrocken um und sah den Jungen, der ihn schon seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf ging.

"Wow...", staunte der Rosahaarige über Jenos Bewegungen und kam ihm näher, um nicht weiterhin laut reden zu müssen.

Meine Welt || l.jn x n.jmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt