XVIII

266 25 0
                                    

"Jaemin, warum hast du die Gewohnheit, mich andauernd mitzuziehen?", fragte Jeno, der seit Minuten von Jaemin gezogen wurde. Der rosahaarige war natürlich energiegeladen wie immer, weshalb er Jeno so schnell wie möglich alles zeigen wollte, was ihm einfiel.

"Ich weiß es nicht, aber das ist doch jetzt egal.", antwortete er knapp.

Augen verdrehend ließ sich Jeno weiter von ihm ziehen, bis sie nach ungefähr fünf Minuten endlich anhielten.

"Erklärst du mir jetzt, was du vor hast?"

"Wieso bist du ungeduldig? Aber ja, ich erklär's dir.", sagte er lachend. "Du willst mich besser kennenlernen, stimmt's?", hinterfragte Jaemin und Jeno nickte.

"Und du sagtest, dass du deiner Kindheit in Incheon gewohnt hast und deshalb Seoul nicht so gut kennst.", fuhr Jaemin fort. Erneut nickte Jeno, nach wie vor verwirrt.

"Aus diesen zwei Gründen zeig ich dir mein Seoul, in das ich meine Kindheit verbracht hatte, bevor ich umzog. Dabei lernst du was von mir und von deiner Stadt kennen!", sagte Jaemin glücklich und konnte es kaum erwarten, seine Geschichte mit dem Schwarzhaarigen zu teilen.

Endlich verstand Jeno die Absicht des Jungen und freute sich ebenfalls. "Ich bin schon gespannt.", meinte er, woraufhin Jaemin seine Hand nahm und ihn durch sein Viertel führte. Währenddessen fragte Jeno den Rosahaarigen aus, um ihn besser kennenzulernen.

Er fand heraus, dass auch Jaemin das Tanzen liebte, aber mit sechszehn für ein Jahr aufhören musste, weil er sein Rücken verletzt hatte. Dass seine Lieblingsfarbe weiß ist, aber dennoch alle Farben mag. Dass er seit dem Tod seines Vaters ein Arzt werden wollte, um Menschen zu helfen und vieles mehr, was Jeno nicht von ihm erwartet hätte.

"Tadaaa! Das ist unsere erste Station!", rief Jaemin, als sie vor einem alten Park stehen blieben.

"Ein Park?", hinterfragte Jeno.

"Ne, ein Einkaufszentrum. Mensch Jeno, manchmal bist du echt dumm, weißt du das?", neckte Jaemin ihn, woraufhin Jeno gespielt beleidigt seine Arme vor seiner Brust verschränkte.

"Du weißt, was ich meinte...aber egal, erzähl mir, warum wir hier sind."

"Also...ich hab meine ganze Kindheit hier verbracht. Ständig sind meine Eltern und ich hierher gekommen und ließen mich mit allen Kinder spielen. Damals war dieser Park von vielen Kinder besucht worden, sodass es manchmal kaum noch Platz alle gab. Jetzt ist er etwas alt und sehr verlassen, weshalb das mein kleiner Zufluchtsort ist, wenn ich traurig, wütend oder stressig bin.", erzählte Jaemin mit funkelnden Augen und ging auf die graue Tischtennisplatte zu.

"Hier sitzte oder liege ich dann und schalte meinen Kopf für einige Minuten aus.", beendete er und tat genau das, was er gerade erzählt hatte.

Jeno folgte ihm und sah Jaemin an, ohne zu wissen, was er machen sollte. Doch Jaemin kam ihm zuvor und lud ihn ein, sich neben ihm zu setzen. "Ich beiß auch nicht.", scherzte er.

"Hast du mir schon oft genug bewiesen.", erwiderte Jeno und setzte sich neben Jaemin. Für einige Minuten herrschte Stille zwischen den beiden, bis Jaemin aus dem Nichts seufzte und Jenos Aufmerksamkeit auf sich zog. 

"Was ist los? Hab ich was falsch gemacht?", fragte Jeno sofort und bekam ein Kopfschütteln als Antwort.

"Es waren nur dumme Gedanken..."

"Jaemin, du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst. Was bedrückt dich denn?"

Jaemin drehte seinen Kopf kurz zu Jeno und schaute dann wieder die Wolken im blauen Himmel an. Nach den ganzen Wintermonaten schien die Sonne wieder. "Ich vermisse ihn.", murmelte Jaemin so leise, dass es kaum verständlich war, aber der Schwarzhaarige hörte ihn klar und deutlich und verstand sofort, wen er meinte.

"Dieser Ort erinnert mich so krass an ihn. Ich weiß, dass ich schon längst über ihn hinweg sein müsste, aber ich schaff es nicht. Er war und ist immer noch mein Vorbild und genau deshalb hab ich Angst, dass ich in der Zukunft nichts schaffen werde. Meine Mutter versucht stark zu sein, aber sie wird irgendwann aufhören müssen, weil sie gesundheitlich immer schwächer wird. Wir sind arm und haben nur einander. Und ich habe Angst, dass mir all das zu viel wird.", gestand Jaemin, während Tränen aus seinen Augen rauskamen, auch wenn seine Stimme noch stabil klang.

Jenos Herz fühlte sich schwer an. Er sah zum ersten Mal, wie der Junge, für den er alles machen würde, zusammenbrach. Jaemin war immer fröhlich und energiegeladen, weshalb Jeno diese Seite so neu und fremd schien.

Aber jetzt kannte er den rosahaarigen komplett, mit all seinen Facetten. Und er verliebte sich aufs Neue in ihn.

"Tut mir Leid, dass ich mich bei dir auskotze, schließlich hast du deine eigenen Probleme und ich will dir nicht zur Last fallen.", entschuldigte sich Jaemin und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

"Jaemin, hör auf dich zu entschuldigen!", befahl Jeno und nahm Jaemins Hand in seine. "Es macht mich fertig, dich niedergeschlagen zu sehen, aber gleichzeitig macht es mich glücklich, dass du mir deine Sorgen und Gedanken anvertraut hast.", sagte er lächelnd und schaute in Jaemins Augen.

"In diesen paar Monaten hast du mir Dinge gezeigt, die ich mir nie vorstellen konnte. Durch dich habe ich verstanden, wie schlimm es euch geht und wie ich euch helfen könnte. Ich möchte, dass jeder die Chance hat, ein schönes Leben zu führen, ohne vom Geld und Stand bestimmt zu werden. Und weißt du, was das heißt?", fragte Jeno entschlossen.

Jaemin schaute den Schwarzhaarigen hoffnungsvoll an und schüttelte mit dem Kopf. Als Jeno nun beide Hände in seine nahm, klopfte Jaemins Herz wieder schneller, sodass sich seine Wangen mal wieder rosa färbten.

"Ab heute wirst du nicht mehr alleine kämpfen müssen. Ab jetzt werde ich dich immer unterstützen und bei dir sein.", versprach Jeno und drückte Jaemins Hände fester. "Na Jaemin, du bedeutest mir so viel und heute hast du mir bewiesen, dass du genauso viel für mich empfindest. Es mag vielleicht plötzlich kommen und vielleicht bist du noch nicht bereit dafür. Aber ich bin mir hundertprozentig sicher, dass ich für immer an deiner Seite bleiben will."

Jaemin weitete seine Augen. "Jeno, versteh ich das richtig? Du willst mit mir zusammen sein?", hinterfragte Jaemin aufgeregt.

Jeno nickte lächelnd. "Ja, das will ich. Aber nur, wenn du damit einverstanden bist.", antwortete Jeno auf einer etwas unsicheren Art und Weise, da er noch nie in solch einer Situation war.

Statt zu antworten, näherte Jaemin ihm sich, sodass sie nur wenige Zentimeter trennten. "Natürlich will ich das.", sagte Jaemin und zum zweiten Mal am Tag legte er seine Lippen auf die des Älteren.

Zufrieden mit der Antwort, erwiderte Jeno den Kuss und legte seine Arme um Jaemins Körper, als wollte er den Jüngeren beschützen.

Und so verlieh Jeno diesem Ort eine neue schöne Bedeutung für Jaemin.

__________

Here's the fluff nomin content
y'all signed for.
Ich hoffe es hat euch bis jetzt gefallen und bis zum nächsten Kapitel. :)


Meine Welt || l.jn x n.jmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt