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"Jeno, kann es sein, dass du heute nicht so ganz bei der Sache bist?", fragte der Privatlehrer, Herr Moon, ihn. Verwundert erwachte Jeno aus seinem Tagtraum und schaute seinen Lehrer verwirrt an.

"Was haben Sie gesagt?" Herr Moon lachte wegen Jenos Verhalten, was den Jungen noch mehr verwirrte.

"Lieber Jeno, ich habe nur festgestellt, dass du mir mal wieder nicht zugehört hattest. Aber dass du so sehr in deinen Gedanken verloren wärst, wundert sogar mich. Erzähl schon, was lenkt dich von meinem fabelhaften Unterricht ab?"

"War ich so sehr abgelenkt", fragte sich Jeno und sprach diese Frage laut aus, sodass auch Herr Moon sie hörte. Dieser nickte nur und wartete auf Jenos Antwort auf seine Frage.

"Also, ich hab neulich einen Jungen kennengelernt, der erst vor kurzem nach Seoul zurückgezogen ist. Sein Name ist Na Jaemin und er ist echt ein besonderer Mensch. Er ist so freundlich und euphorisch und schafft es immer mich zum Lachen zu bringen. Wir schreiben sogar seit drei Tagen!", erzählte Jeno glücklich. Endlich konnte er mit jemanden über seinen neu gewonnenen Freund reden.

"Das freut mich sehr. Du warst schon seit langem nicht mehr so fröhlich. Willst du mehr über ihn reden?", ermutigte Herr Moon ihn. Jeno war für ihn wie ein Sohn, weshalb er so fürsorglich mit ihm umging, obwohl er nur sein Lehrer war.

"Klar, wie gesagt, er ist-", er wollte anfangen, über Jaemin zu reden, als der Klingelton seines Handys ihn unterbrach.

"Was habe ich zum Thema Handys im Unterricht gesagt?", drohte der Lehrer gespielt ernst. Natürlich hielt dies nicht lange, denn er lächelte Jeno sofort zu, um zu signalisieren, dass er ans Telefon rangehen durfte.

Jeno schaute auf das Display und bemerkte, dass Jaemin derjenige war, der ihn anrief.

"Wenn man grad vom Teufel spricht.", scherzte er und ging ans Telefon ran.

"Was gibt's? ", begrüßte Jeno den Jungen an der anderen Leitung fröhlich. Ihm machte es nichts aus, dass Herr Moon sein Gespräch mit Jaemin mithörte, weshalb er am Tisch blieb und ungestört telefonierte.

"Hast du heute Zeit?", fragte Jaemin zurück, ebenfalls glücklich, wie man an seiner Stimme erkannte.

"Ehm, ich hab momentan Unterricht, aber müsste in einer Stunde fertig sein, warum?"

"Weil ich heute nicht arbeite und meinen freien Tag mit dir verbringen wollte, natürlich nur, wenn du Zeit und Lust dazu hast." Jeno strahlte förmlich, selbstverständlich hatte er Lust auf ein Treffen mit den rosahaarigen Jungen.

"Na klar habe ich Lust! Wo sollen wir uns denn treffen?"

"Am Spielplatz, ich weiß ja nicht, welches dein Haus ist. Meiner Meinung nach sehen alle Häuser in deiner Gegend gleich aus."

Jeno kicherte kurz und antwortete: "Alles klar, dann bis gleich", nachdem sie alles abgesprochen hatten.

Dann drehte er sich zu seinem Lehrer zurück, der stolz lächelte. "Scheint so, als hättest du nach unserem Unterricht was vor?"

"Richtig gehört, Herr Moon. Das heißt, dass ich ausnahmsweise keine Übungsblätter zur Zellatmung bekomme, stimmt's? ", versuchte Jeno ihn zu überzeugen, was nur teilweise klappte.

"Entschuldigung, zu deinem Pech muss ich dir Aufgaben geben, aber da du ja ein so toller Schüler bist, musst du nur ein Blatt bearbeiten.", beschloss der Lehrer und reichte ihm das besagte Blatt.

"Und damit beenden wir die heutige Stunde. Lern fleißig und viel Spaß beim Treffen mit Jaemin.", wünschte Herr Moon und verabschiedete sich von Jeno.

Somit war der Junge wieder alleine im großen Lernzimmer. Er schaute auf die Uhr und bemerkte, dass ihm eine Stunde Zeit zur Verfügung stand.

Er bereitete sich vor und nachdem er sich paar Mal vor dem Spiegel abcheckte, nahm er sein Handy aus seiner Hosentasche und surfte ein bisschen in den vielen Apps rum. Öfters erschienen Beiträge über ihn oder seine Eltern, doch Jeno war es schon längst gewöhnt.

Als er endlich die Zeit tot geschlagen hatte, verließ er mal wieder das Haus, um sich auf dem Weg zum Spielplatz zu machen.

Dort angekommen, schaute er nach, ob Jaemin schon da war. Aber er war nirgendwo zu sehen, weshalb Jeno sein Handy rausnahm und den rosahaarigen Jungen anzuschreiben. Jedoch hatte der gesuchte Junge genau auf diesen Augenblick gewartet, denn er schlich sich leise an ihn ran und verdeckte Jenos Augen mit seinen Händen.

"Rate mal, wer ich bin.", forderte Jaemin mit einem fröhlichen Unterton in seiner Stimme.

Um beim Spaß mitzumachen, ratete Jeno mit Absicht falsch. "Vielleicht mein größter Fan? Oder vielleicht doch ein verrückter Psychopath, der mich kidnappen will?"

"Mist, du hast mich erwischt, denn ich bin ein Kidnapper, der nebenbei dein Fan ist!", scherzte Jaemin und verdeckte Jeno weiterhin die Augen.

"Ohje! Und was tust du jetzt mit mir?", fragte Jeno gespielt dramatisch.

"Was wohl? Ich werde dich jetzt entführen und in mein Keller voller Tortur einschließen."

Sie schafften es nicht mehr, so zu tun, als seien sie wirklich ein Kidnapper und sein Opfer,  weshalb sie mal wieder lachten. Jaemin löste seine Hände von Jenos Augen und stellte sich vor ihn hin. Er schaute ihn von Kopf bis Fuß an und musste zugeben, dass Jeno richtig gut aussieht, obwohl dies sowieso ein Fakt ist.

Aber auch Jaemin sah nicht schlecht aus. Ohne dass der Rosahaarige es bemerkte, checkte Jeno ihn ebenfalls ab. Zwar trug er nicht die teuersten Marken, aber die brauchte er nicht, um gut auszusehen. Außerdem erkannte er Jaemins Körper besser im Tageslicht, als bei den anderen zwei Malen, wo sie sich nachts zufällig getroffen hatten.

"Spaß beiseite, wohin führst du mich?", fragte Jeno den Jungen, der dieses Treffen organisiert hatte.

"Lass dich überraschen, Hübscher.", antwortete Jaemin knapp und zwinkerte zum Spaß den Jungen zu, dessen Wangen sofort warm wurden. 

Meine Welt || l.jn x n.jmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt