VI

285 27 6
                                    

"Wie lange müssen wir noch gehen? Meine Füße tun weh.", flennte Jeno, der sich schon seit zwanzig Minuten von Jaemin führen gelassen hat.

"So viel zum Thema, du seist sportlich. Wo bleibt denn deine Kondition?"

"Die hab ich heute im Bett liegen gelassen. Sie muss sich schließlich auch ausruhen."

"Ha ha ha, du bist echt witzig Jeno...nicht.", sagte Jaemin scherzend und zog den nun schmollenden Jeno weiter hinter sich her.

"Der war aber gut!", meinte er, doch der Rosahaarige schüttelte den Kopf.

"Man sollte dich ab sofort JeNo Fun nennen, das passt besser zu dir.", schlug er sehr überzeugt vor. Diesmal schüttelte Jeno den Kopf.

"Ich erinnere dich daran, dass du es mit den reichsten Jungen Südkoreas zu tun hast. Das heißt, dass du mich nicht so behandeln darfst.", prahlte Jeno zum Spaß über seinen Hochstatus und versuchte so drohend wie möglich zu klingen, was aber scheiterte.

"Du könntest sogar der Herrscher des Planeten sein und ich würde dich trotzdem so behandeln.", ärgerte er den Schwarzhaarigen weiterhin.

Jeno wollte wieder kontern, jedoch wusste er nicht wie, weshalb er schmollend still blieb und sich von Jaemin führen ließ.

Unglaublich, wie dieser Junge seine Gedanken laut aussprach und ihm ihr unterschiedlicher Status egal war, sodass er sich nicht mal verstellte, um Jeno zu gefallen. Naja, zumindest dachte der Schwarzhaarige das. Aber er bezweifelte stark, dass Jaemin in Wirklichkeit böse Hintergedanken hatte.

Jenos Eltern hatten ihm eingetrichtert, dass alle armen Leute von den Reichen profietierten, da sie selber solche Erfahrung machen mussten, doch er hielt das für kompletten Schwachsinn. Seine Eltern sind zum perfekten Beispiel einer reichen Klischee-Familie geworden.

"Zurück zum Thema. Wann sind wir endlich da? Und wieso sagst du mir nicht, wohin wir gehen?", bombardierte er den Jüngeren mit Fragen. Er schaute sich die Gegenden an, an denen sie vorbei gingen, jedoch erkannte er sie kaum bis gar nicht.

"Mensch Jeno, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du dich überraschen lassen sollst? So langsam hab ich sogar Angst, dass sie dir nicht mehr gefallen wird.", antwortete Jaemin leicht nervös.

"Laber keinen Mist! Mir wird es definitiv gefallen, was auch immer du geplant hast. Solange ich ein bisschen Pause von meinen Eltern und diesem ganzen "reich-sein-Scheiß" habe, ist alles perfekt."

"Das beruhigt mich wirklich...", sagte Jaemin sarkastisch.

"Ne wirklich, ich freu mich auf deine Überraschung, egal, was sie ist.", versuchte Jeno nochmal, den Rosahaarigen zu beruhigen.

Diesmal klappte es. Jaemin lächelte wieder und Jeno konnte nicht aufhören, ihn anzustarren, auch wenn er aufpassen sollte, wohin er lief.

"Jeno, ich weiß, dass ich schön bin, aber schau bitte den Weg an und nicht mich.", erwischte Jaemin den Jungen auf frischer Tat. Aus Scham färbten sich Jenos Wangen erneut rot und er versuchte sich auf die Straße zu konzentrieren.

"Jeno, warum bist du so gay?", fragte sich Jeno selbst in Gedanken. Er leugnete nicht, dass er den Jungen attraktiv fand, aber er konnte auch nicht die ganze Zeit über sein Aussehen und Charakter schwärmen, obwohl sie sich nur seit knapp drei Wochen kannten, oder?

"Wir sind da!", verkündete der rosahaarige Junge, ohne Jenos Hand loszulassen. Er bemerkte nicht, dass er sie noch hielt, aber Jeno merkte es schon, weshalb er leicht lächelte.

Neugierig schaute er sich das Gebäude an, vor das die beiden Jungs standen. Es war zwar klein, aber wirkte schon von außen sehr willkommend.

"Wo sind wir?", fragte Jeno fröhlich und wollte schon in das kleine Häuschen rein, ehe Jaemin ihn schnell aufhielt, indem er Jeno mit seiner anderen Hand festhielt. Erst da bemerkte er, dass er seine Hand hielt und ließ sie schnell los, was den älteren ein bisschen enttäuschte.

"Warte doch kurz! Du hast echt keine Geduld.", kommentierte Jaemin lachend, sprach aber direkt weiter. "Das hier ist das Café meiner Mutter und praktisch die wichtigste Quelle unseres Geldes. Jetzt können wir rein.", erklärte er und zog den Schwarzhaarigen in das Café rein.

Von innen schien das Café genauso willkommend und warm wie von außen, wenn nicht sogar viel mehr. Es roch nach Kaffee, Schokolade und Waffeln und im Hintergrund konnte man ruhige Musik hören. Dieser Ort war so anders als beispielsweise ein kaltes, aber teures Hotel, doch genau das fand Jeno faszinierend und schön.

"Gefällt es dir?", fragte Jaemin mit Unsicherheit, die ihm aber sofort entnommen wurde, da Jeno vor Freude strahlte.

"Ja! Alles wirkt so toll und warm und war das eine Katze?", fragte Jeno, als er von ein kleines Wesen unterbrochen wurde, das schnell vorbeigelaufen ist.

"Jupp, war es. Bongsik, komm her, Kleines.", sagte Jaemin und sofort kam das Kätzchen zu ihm. "Jeno, dieser kleiner Frechdachs ist Bongsik, das Kätzchen von der Kellnerin dort hinten.", erklärte er und zeigte auf die junge Frau, die momentan mit den Gästen beschäftigt war. "Eigentlich wollte ich sie dir ebenfalls vorstellen, aber sie hat anscheinend wichtigeres zu tun."

"Nana, sie muss arbeiten. Das ist wichtig.", sagte plötzlich eine neue Person, die hinter Jaemin erschien und ihn aufschreckte.

"Mensch Mama, was soll das?", beschwerte sich Jaemin über die Frau, die sich als seine Mutter herausstellte.

"Jedenfalls ist das Jeno, man kennt ihn ja. Jeno, das ist meine ach so fantastische und überhaupt nicht peinliche Mutter.", stellte er die beiden vor und Jeno verbeugte sich vor ihr zur Begrüßung.

"Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Frau Na.", grüßte er die Dame, die dasselbe Lächeln wie Jaemin besaß.

"Nenn mich ruhig Haeun. Ich fühle mich sehr geschmeichelt, dass eine Person eines solch hohen Ranges mein kleines Café besucht.", stellte sich Jaemins Mutter vor und sprach ebenfalls ihre Gedanken sofort aus. Scheinbar hatte Jaemin sehr viel von seiner Mutter geerbt.

"Oookay, genug geplaudert. Mama, kannst du bitte Yujin ablösen, damit sie herkommen kann?", bat er Haeun und mit ein paar Späßchen befolgte die Dame seinen Auftrag.

Da kam schon Yujin. Sie war bestimmt wenige Jahre älter aks die beiden Jungs, hatte lange braune Haare, die sie in einen Zopf gebunden hatte, und hielt eine Schürze in der Hand.

"Wow, da hat mein kleiner Nana sich einen tollen Typen geschnappt. Hallo Jeno, ich bin Yujin!", stellte sich das Mächen vor und ignorierte gekonnt Jaemins leichte Schläge.

"Warum musst du immer so extra sein? Ist denn hier niemand auf meiner Seite?", fragte Jaemin verzweifelt, was den Schwarzhaarigen zum lachen brachte.

"Nanalein hat dir bestimmt nichts verraten, hab ich recht oder hab ich recht?", stellte Yujin fest und Jeno nickte verwirrt.

"Alles klar, dann zieh dir die Schürze an und komm mit mir, du wirst jetzt arbeiten!", verkündete die Brünette die Nachricht, die Jeno wirklich überraschte.

Meine Welt || l.jn x n.jmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt