Jeno und seine Eltern saßen erneut im Büro des Vaters. Die Stimmung, die in diesem Zimmer herrschte, war bedrückend und gefüllt von Wut, Angst und Anspannung.
"Leg los, ich habe noch was Wichtiges zu erledigen.", sagte der Vater fast genervt und betonte das "Wichtiges" so stark, dass man ihm anmerken konnte, wie irrelevant Jeno für ihn zu dem Augenblick war.
"Keine Sorge, deine kostbare Zeit will ich auch nicht allzu lang verschwenden.", antworte Jeno kalt und selbstbewusst, auch wenn er innerlich extrem nervös war. "Ich gehe davon aus, dass ihr den Bericht und mein Liebesgeständnis gesehen habt.", fing er an, aber wurde sofort unterbrochen.
"Du willst doch nicht wirklich über dein kindisches Verhalten reden, das unsere ganzen Pläne zerstört hat!", zischte die Mutter wütend, doch diesmal unterbrach Jeno sie.
"EURE Zukunft, nicht meine. Ihr wisst seit immer, dass ich nicht euer kleiner Nachfolger sein will, der für immer an euch gebunden sein wird. Ich will mein eigenes Leben und meine eigene Zukunft bestimmen und diese findet ganz bestimmt nicht in diesem Haus oder Unternehmen. Ich will selbstständig Entscheidungen treffen und Fehler machen, ich will Kontakte mit Leuten machen, die nicht stinkreich sind und nicht mit mir befreundet sein wollen, weil ich bekannt bin."
Seine Mutter verdrehte nur die Augen, während der Vater beschloss das Wort zu ergreifen. "Dir ist doch von Anfang an klar gewesen, dass das alles in deiner Situation als unseren Sohn nicht möglich ist.", meinte er ernst.
"Dessen bin ich mir nach wie vor bewusst. Deswegen bin ich auch von zuhause weggegangen und habe der Presse meine Gefühle gestanden. Klar, das war dumm von mir und ich sehe schon, dass ihr mich wahrscheinlich von all euren Plänen durchgestrichen habt, wie ich schon anhand meiner fehlenden Bilder gemerkt habe, aber es war es wert! Endlich bin ich glücklich. Endlich habe ich Menschen um mich herum, die mich wirklich lieb haben und mich als einen normalen Jungen mit Fehlern ansehen, nicht als kleiner Geldmacher.", beendete er selbstsicher. Als er den letzten Satz fertig sprach, schlich sich unbewusst ein Lächeln auf sein Gesicht, weil er an Jaemin und an seine Freunden denken musste.
Kurz weilte eine Stille in Zimmer, weil Jenos Eltern seine Worte verarbeiten mussten. Jeno hingegen war erleichtert, dass er endlich das sagen konnte, was er seit Jahren in seinem Herzen trug. All die Jahre, in denen er benutzt wurde, um mehr Geld und Ansehen zu verdienen. All die Aufmerksamkeit, die sowohl positiv als auch negativ war. Die Kälte seiner Eltern, die er statt Zuneigung erhielt. Die fehlende Liebe und Beziehung, die er nie von seinen Eltern bekam.
Herr Lee seufzte und fuhr seine Hand durch seine Haare. "Wir hatten nur deine Sexualität akzeptiert, weil du sowieso Yeeun geheiratet hättest. Und jetzt...jetzt ist alles einfach weg und das nur, weil du dich in irgendeinen armen Jungen verliebt hast! Wie lächerlich ist das denn?"
"Wie kannst du dir sicher sein, dass er dir die wichtigen Werte des Lebens geben kann und nicht nur dein Geld will?", fragte die Mutter ihn.
Jeno lachte nur laut auf. "Er hat mir das gegeben, was ihr mir in meinen 19 Jahren niemals geben konntet, nämlich Liebe.", antwortete er überzeugend und schaute seine Eltern mit einem durchbohrenden Blick an. "Und ich finde es witzig, wie ihr ihm unterstellt, dass er genauso tickt wie ihr.", fügte er hinzu und bemerkte, dass dieser Satz seine Eltern traf, da beide ihre Haltung für eine Sekunde verloren.
Seine Mutter ergriff wieder das Wort. "Es ist lächerlich, dass du alles stehen und liegen lässt für einen Jungen, bei dem du dir nicht sicher sein kannst, dass er überhaupt bei dir bleibt.", sagte sie in einem giftigen Ton und schaute Jeno an.
Doch Jeno blieb gelassen und lächelte weiterhin provokativ. "Das Risiko gehe ich gern ein."
Und mit diesem Satz stand er vom Stuhl auf, während seine Eltern sprachlos saßen und sich gegenseitig anschauten, ohne ein Wort auszusprechen. "Ich wäre jetzt fertig und habe euch alles gesagt, was ich wollte. Na dann halte ich euch nicht mehr länger auf und hole noch ein paar Sachen aus meinem Zimmer, bevor ich weggehe."
Da seine Eltern immer noch nicht sprachen, ging Jeno zur Tür, aber blieb kurz stehen und schaute seine Eltern noch ein letztes Mal an.
"Das alles wirst du ganz bestimmt bereuen und dann wirst du zurück zu uns kommen und hoffen, dass wir dich wieder aufnehmen. Wart's nur ab, Sohn.", warnte Herr Lee ihn, doch Jeno verdrehte nur seine Augen.
"Lernt erstmal, wie man sich wirklich als Eltern benehmen soll und was die wahren Werte des Lebens sind. Bis dahin, auf Wiedersehen.", antwortete er und verabschiedete sich endgültig.
Als er nicht mehr in der Reichweite seiner Eltern war, kamen ihm die Tränen hoch und rollten seinen Wangen runter. Er war sowohl traurig, dass seine Eltern ihn nicht unterstützten oder wenigstens akzeptierten, als auch erleichtert, dass er endlich alles offenbart hatte, was in ihm geschieh.
In seinem Zimmer angekommen, packte er all die restlichen Sachen ein, die ihm im anderen Haus fehlten, nämlich seine Konsolen und Videospiele, aber auch neue Kleider, Bettwäsche und selbstverständlich auch Bargeld. Nach wenigen Minuten war alles in seinem Koffer und Tasche gepackt und er war bereit das Haus zu verlassen.
"Ob ich in der nächsten Zeit nochmal hierherkomme?", fragte er sich leise und ging die Treppen herunter.
Als er sich zur Tür begeben wollte, wurde er von zwei Personen überrascht, die ebenfalls zwei Koffer bei sich hatten und nur darauf warteten, dass Jeno zu ihnen kam.
"Seunghee? Herr Moon? Was machen Sie hier und wieso haben Sie und Seunghee zwei Koffer dabei?", fragte Jeno verwirrt, jedoch war der erfreute Unterton in seiner Stimme deutlich erkennbar.
"Wonach sieht es denn aus? Wir lassen dich nicht allein! Abgesehen davon hast du viele Stunden verpasst, die du unbedingt nachholen musst!", antwortete Herr Moon lächelnd.
"Wir haben schon alles mit Yeeun abgesprochen und sie freut sich sehr, uns beide bei euch aufzunehmen.", vergewisserte Seunghee den Jungen und war ebenfalls am Lächeln.
"Das ist...wow, ich bin einfach so glücklich, dass ihr mitkommt! Aber was ist mit meinen Eltern?"
"Sie wissen nichts davon. Ich muss ja sowieso noch für sie arbeiten, weswegen es kein Problem für mich ist, auch ein paar Schichten bei dir zu übernehmen.", erklärte Seunghee.
"Und solange ich dein Lehrer bin, kann ich dich egal wo unterrichten. Mein Vertrag sagt nicht, dass ich dich unbedingt in diesem Haus unterrichten soll.", antwortete der junge Lehrer.
"Worauf warten wir denn noch? Lass uns sofort von hier verschwinden!", sagte Jeno und verließ das Haus in Blitzesgeschwindigkeit, auch wenn er noch einen Koffer und seine Tasche mit sich schleppte.
Draußen wartete schon der besorgte Jaemin auf den Jungen, der sich länger als geplant im Haus aufhielt. Doch als er den schwarzhaarigen Jungen zu ihm rennen sah, war seine Sorge sofort weg.
Als Jeno vor Jaemin stehen blieb, schauten sie sich gegenseitig an und lächelten. Jeno stellte den Koffer und die Tasche auf dem Boden, damit er Jaemins Hand in seine nehmen konnte.
"Hey, wie lief's?", fragte Jaemin in solch einem sanften Ton, bei dem Jeno sofort ein Kribbeln im Bauch bekam.
"Wie erwartet, haben sie mich nicht akzeptiert oder verstanden, aber ich erzähl dir die Details später. Lass uns jetzt einfach nur nach Hause fahren.", schlug Jeno vor und der Jüngere nickte.
"Und übrigens, wir haben zwei neue Leute dabei, die mir sehr wichtig sind und mit uns kommen.", fügte Jeno hinzu und zeigte auf Herr Moon und Seunghee, die am Auto des Lehrers standen und Jaemin zuwinkten.
"Perfekt! Dann lass uns jetzt gehen.", antwortete Jaemin und stieg mit Jeno ins Auto ein.
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Meine Welt || l.jn x n.jm
Fanfiction''Komm mit, Jeno!'' ''Wohin denn? Was hast du jetzt schon wieder vor?'' ''Vertrau mir einfach und lass dich von mir führen.'' Lee Jeno führt dank seiner reichen Eltern ein Luxusleben, das sich jeder Jugendlicher nur wünschen könnte. Er muss nicht fr...