Als Micha am nächsten Morgen wieder kam und klingelte, machte ihm niemand die Tür auf. Verständlich, wenn man bedachte, wie schlecht es Maurice gestern gegangen war und wie viel Schmerz Tabletten er genommen hatte. Die Erkenntnis durchzuckte ihn, als hatte ihm jemand ein Messer in die Brust gejagt. Das waren keine Schmerzmittel gewesen, das waren Schlaftabletten.
,,Ich will noch einmal in deinen Armen einschlafen!" Dieser Satz geisterte ihm immer und immer wieder durchs Gedächtnis, während er sich an der Tür hinabgleiten lies. Er hatte ihm die Tabletten gebracht, er hatte gemerkt, wie Maurice innerhalb von zwei Tagen in den Zustand gerutscht war, den er nie hatte erreichen wollen. Sein bester Freund hatte so viele Andeutungen gemacht, es hätte ihm klar seinen müssen.
So saß er dort, nicht wissend, ob der blonde tot war, keine Tränen traten ihm in die Augen. Er konnte nicht begreifen, wollte nicht verstehen, dass alles darauf hindeutete, dass Maurice tot war.
Ihm fiel ein, dass Maurice einen zweit Schlüssel unter der Fußmatte platziert hatte, und mit zitternden Fingern tastete er danach.
Dort war wirklich ein Schlüssel, und er passte wirklich in das Schloss. Schnell und laut bellend sprang Falaroy in die Wohnung. Micha folgte ihm vorsichtig. Der blonde war nicht in der Küche, nicht im Bad und auch nicht im Wohnzimmer. Ängstlich stand Micha vor der verschlossenen Schlafzimmer Tür. Solange er nicht hinein blickte, gab es noch die Möglichkeit, den kleinen Hauch von Hoffnung, dass Maurice lebte.
Mit zusammen gekniffen Augen öffnete er die Tür. Maurice lag friedlich in seinem Bett, ein lächeln auf den schmalen Lippen, in dem Händen einen Briefumschlag. Man könnte denken, er würde nur schlafen, doch Micha wusste es besser. Er ging zu ihm hin, seine Knie zitterten, und brach neben dem Bett zusammen. Maurice atmete nicht mehr, der Brustkorb bewegte sich nicht, und die Haut unter Michas Pulli war kalt. Doch Micha verstand nicht, dass Maurice nicht mehr Lebte. Er wusste es, konnte und wollte es aber nicht wahr haben.
Vorsichtig hauchte er einen Kuss auf die Lippen, bevor er sich an Maurice kuschelte. Langsam kehrten Gefühle in seinen Körper zurück. Er begriff, dass Maurice tot war, dass nichts mehr so sein würde wie früher. Sie würden nie wieder gemeinsam aufnehmen. Nicht mehr gemeinsam lachen und herumblödeln. Der Squad war nicht mehr komplett.
Und er begann zu weinen, hemmungslos Schluchzte er. Sein eigenes Herz fühlte sich kalt und Tot an, es gab niemanden mehr, für den es Schlug. Er wusste, dass er jemanden verständigen sollte, jemand der dafür sorgte, dass die Leiche des Blonden abgeholt wurde, da er selber nicht in der Lage war, irgendetwas zu tun. Es fühlte sich falsch an, das Wort Leiche zu benutzen, Maurice war schließlich immer noch ein Mensch.
Irgendwann, gefühlte Stunden später hatte er es geschafft, an Manu eine Nachricht zu schreiben. Da nach hatte er sein Handy aus gemacht, weil er kein Bock hatte, mit irgendwem zureden.
Dann fiel ihm wieder der Brief in den Händen des Blonden ein, doch traute er sich nicht, den Brief aus den kalten Fingern des Blonden zu nehmen. Er raffte sich auf, kippte wieder um, seine Beine konnten ihn nicht tragen. Dann kroch er langsam, auf allen Vieren in Richtung Badezimmer, zog sich dort am Waschbecken hoch und lies das eiskalte Wasser über sein Gesicht und Nacken laufen. Etwas ruhiger und gefasster ging er zurück zu dem Toten. Doch der Anblick seines besten Freundes trieb ihm wieder die Tränen in die Augen.
Schnell blinzelte er sie weg und griff nach dem Umschlag. Als allererstes fiel ihm ein altbekannter Zettel entgegen.Lieber Micha,
Wenn du das hier lies bin ich vermutlich schon tot. Du wirst vermutlich viele Fragen haben, die ich dir jetzt alle nicht mehr beantworten kann. Aber das ist vermutlich auch besser so....
Du wirst dich über meinen plötzlichen Tod wundern, immerhin ging es mir Augenscheinlich immer noch recht gut.
Du wolltest auch wissen, wieso meine Krankheit tödlich ist...
Wie du vielleicht gemerkt hast, scheint sie das nicht zu sein. Es gibt mehrere Arten, wie die Krankheit verlaufen kann. Wenn alles "gut" läuft, werden nur meine Gelenke davon betroffen. Dann werden für mich schon die kleinsten Bewegungen unmöglich. Ich kann nicht mehr alleine essen und wohnen und wäre für immer an ein Bett gefesselt. Die andere Variante ist, dass auch meine Knochen beschädigt werden. Dadurch können innere Blutungen entstehen. Im gesamten ist das nicht mehr wirklich ein Leben, oder?
Da ich nicht möchte, dass du dich am einen halbtoten Maurice im Krankenhausbett erinnerst... ich möchte das du dich an die schönen Momente mit mir erinnerst, als es mir noch "gut" ging. Und ich möchte selber diese Stadien der Krankheit nicht mehr mit erleben... ich werde mich also selber umbringen, bzw umgebracht haben... bitte Trauer nicht zu viel um mich...
Wenn du den Brief jetzt an dieser Stelle weiter liest, bin ich vermutlich endgültig Tot. Ich möchte mich bei dir bedanken. Danke dafür, dass du so ein guter Freund warst. Danke dafür, dass du immer zu mir gestanden hast und nicht abgehauen bist, als du es erfahren hast.
Ich möchte dir noch so viel sagen, aber dass kann ich jetzt nicht mehr tun. Dafür habe ich auch dir eine Sprachnachricht hinterlassen. Bitte sorg dafür, dass auch Schlingel, Wintercracker, Osaft, Paluten und Manu ihre Nachrichten erhalten.
An dieser Stelle sollte ich wohl den Hauptgrund dieses Briefs erzählen.
Dafür schaust du dir am besten die Liste an. Ich habe sie dir mit in den Brief gepackt.Micha pausierte das lesen und fischte einen Kleinen, zerknickten Zettel aus dem Umschlag.
1. Essen gehen √
2. Falaroy endlich abholen √
3. Horrorfilme schauen √
4. Kürbistumor und Wintersaft besuchen √
5. 1. Kuss mit Micha♡ √
6. Graffiti sprayen √
7. Zoo √
8. Schlittschuh laufen √
9. In der Scheune übernachten √
10. Kino √
11. Feiern gehen √
12. 1. Mal (Mit Micha♡♡♡♡♡) √
13. Micha gestehen, dass du in ihn verliebt bistEntsetzt und ungläubig lies Micha den Brief sinken. Sein Schwarm liebte ihn auch. Beziehungsweise hatte ihn geliebt? Und er war zu doof gewesen, das zu bemerken?
Micha lies sich wieder gegen seinen besten Freund fallen. Es war zu spät. Er probierte gegen die aufsteigenden Tränen an zu kämpfen, gab dann aber jedoch sehr schnell auf. Er wollte nicht mehr.Irgendwann hatte er sich dann doch soweit gesammelt, dass er weiter lesen konnte.
So. Jetzt kennst du den Grund warum ich dir nie die Liste zeigen wollte. Ich wollte es dir sagen, aber ich war zu feige da für. Ich wollte die Zeit, die ich noch hatte mit dir verbringen. Besser mit dir als besten Freund und nicht mehr, als ohne dich.
Und jetzt weißt du es.
Ich liebe dich, Michael Rankl. Mehr als alles andere.
Und ich hätte nichts lieber gewollt, als mit dir zusammen alt zu werden. Aber das geht ja leider nicht.
Ich hätte mir auch gewünscht, mein erstes mal mit dir zu haben. Aber das hätte ich wirklich nicht erklären können. Ich hatte am Morgen danach gehofft, irgendwie trotzdem mit dir im Bett gelandet zu sein. Aber daraus wurde ja nichts...
Ich möchte das ganze jetzt auch nicht so breit treten. Den Rest erkläre ich dir ja auch noch in der Memo, mir tut meine Hand nämlich echt schon weh.Vergiss nicht, dass du die tollste Person auf dieser Welt bist, und das ich dich für immer liebe.
Dein Maurice
Ps. Falaroy gehört selbstverständlich dir.
Die Tränen befleckten das Papier.
,,Ich liebe dich doch auch, mein kleiner Engel. Ich liebe dich doch auch..."
Immer und immer wieder murmelte er diese Worte.
So fanden ihn auch Manu und Patrick, die sich dazu entschlossen hatten, nach ihm zusehen, als sie seine Nachrichten bekommen hatten.
Soooo. Das war's auch mit dieser Geschichte.
Es tut mir Leid,wenn das Ende zu Gefühlslos oder seltsam ist, aber ich bin leider selber nicht soooo gut mit Gefühlen.
Ich habe das ganze relativ offen gelassen, weil ich denke, dass es besser so ist, damit ihr euch alle noch vorstellen könnt, wie Micha bei seinem Bruder aufwacht,und merkt, dass er Maudados Tod nur geträumt hat. Wie er wieder kommt und ihm ein Strahlender Maudado um den Hals fällt, in den Händen einen Brief, und wie er Micha strahlend erzählt, dass es doch eine Möglichkeit gibt, ihn zu heilen...Ok, Jule, reicht dann auch. Das ist immer noch ein Sad End.
Wie dem auch sei, ich wünsche euch Frohe Weihnachten, frohe Feiertage und natürlich viele Geschenke, und hoffe, dass wir uns bald in einer anderen Ff wieder sehen werden.
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Till The End - Zomdado
FanfictionAlles begann mit einem Anruf. Einem kleinen, harmlosen Anruf. Und kurz darauf begann das Drama.