Der erste Brief

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Harry stand in der Küche und wusch ab. Er hatte gerade erst mit seiner Tochter zu Mittag gegessen, doch seine Gedanken waren schon wieder beim gestrigen Tag. Die große Frage war nach wie vor Draco. Hatte er Jayanas Augen als die seinen erkannt? War er nun verheiratet? Hatte er auch ein Kind? Und was verdammt nochmal hatte er in einem Park in Muggel London gemacht?

Auch als sie zusammen gewesen waren, Draco hatte die Muggel noch immer verachtet. Er konnte und wollte sich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass diese auch ohne Magie ein Leben lebten, dass nicht schlechter als das der meisten Magier war. Zudem, er hätte für Natur und Erholung nicht in einen Park gehen müssen.

Malfoy Manor hatte einen großen Garten, dessen Ausmaße schon an einen kleinen Park heran kamen. Zudem hatten sie eine Pferdezucht und um den Garten weitläufige Wälder, in die man ausreiten konnte, wenn es einen im Manor oder im Garten doch mal zu eng wurde.

Harry verstand seinen ehemaligen Lover nicht. Schon damals hatten sie das Thema Muggel immer links liegen gelassen, weil sie sich dann immer gestritten hatten. Der Versöhnungssex war zwar gut gewesen, aber... Harry verbat sich die Gedanken an Sex mit Draco.

Er seufzte und begann das gespült Geschirr in die Schränke zu räumen. Scheinbar war er noch immer nicht über Draco hinweg, der Blonde beherrschte seine Gedanken noch immer komplett. Ohne es zu wollen war er Draco Malfoy erneut verfallen, dabei hatte er ihn nur aus der Ferne gesehen.

Harry schüttelte entschieden den Kopf. Draco hatte seine Entscheidung getroffen, Harry seine. Auch wenn seine von Draco beeinflusst worden war, so hatte er sie doch selbst getroffen. Er konnte und wollte die Schuld nicht auf den Blonden schieben. Entschieden schob er die Gedanken an den Blonden ganz weit von sich, trocknete die Hände an einem Tuch ab, dass er über einen Schrankgriff hängte, und ging zum Zimmer seiner Tochter.

Leise öffnete er sie Tür und lehnte sich an den Türrahmen, betrachtete lächelnd seine Tochter. Diese saß an ihrem Schreibtisch, konzentriert über ein Heft gebeugt, in der Hand ihren Füller. Ab und an hob sie den Kopf etwas, um in das Buch zu schauen, dass über dem Heft lag. Gerade als sie es wieder tat, klopfte Harry an den Türrahmen.

„Daddy." Jayana drehte sich auf ihrem Stuhl, sodass sie Harry ansehen konnte. Dieser lächelte. „Hey Engelchen. Sei du weiter fleißig, ich lege mich hin." Jayana nickte und ihre Locken, die er heute einfach in einen Pferdeschwanz gebunden hatte, wippten. Als Harry die Tür wieder schloss, sah er noch, wie sie sich wieder ihrem Heft zuwandte.

In seinem Zimmer schlüpfte er aus den Klamotten, zog die selten benutzten Vorhänge zu und legte sich ins Bett. Er war tatsächlich müde, da er in der Nacht sehr unruhig geschlafen hatte. Zuerst waren seine Gedanken um Draco gereist, als er endlich schlief, tauchte der Blonde auch in seinen Träumen auf.

Nun hatte er ihn schon wieder im Kopf. Genervt drehte er sich zur Wand und begann mit einer Übung, die er früher schon angewandt hatte. Er malte sich ein Bild ganz genau im Kopf aus. Jedes Detail wurde bedacht, Form und Farbe ausgesucht und der Gegenstand platziert.

Irgendwann glitt er in Schlaf ab, doch der hielt nicht lange an. Es kam ihm vor, als hätte er nur ein paar Minuten gedöst, als ihn etwas schüttelte. Er schlug die Augen auf und sah seine Tochter, die neben dem Bett stand. Da sie ihn normalerweise nicht weckte, musste etwas passiert sein.

„Daddy komm mit. Du musst gucken, schnell. Du musst es wegmachen." Harry wusste nicht, worum es ging, doch Jayana brach in Tränen aus und das alarmierte ihn. Sofort setzte er sich auf und zog sie in seine Arme.

„Alles ist gut Engelchen. Daddy kümmert sich darum. Wo ist was?" „Küche." Hörte er zwischen dem Schluchzen seiner Tochter heraus, die sich eng an ihm festklammerte. Da sie nicht bereit war ihn los zulassen, stand er mit ihr auf dem Arm auf und ging in die Küche.

Blonder EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt