Erneut im Park

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„Hallo Ben. Geht es deiner Mutter gut?" Harry und Jayana hatten den Freund der Blonden bei ihm abgeholt, um ihn wieder mit in den Park zu nehmen. Da seine Mutter krank war und selbst nicht vor die Tür konnte, war sie sehr dankbar dafür. „Sie ist eben krank. Aber das wird schon wieder."

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Am letzten Sonntag hatte es geregnet, so war ihr letzter Besuch im Park schon zwei Wochen her. Zwei Wochen, seitdem Draco Jayana im Park getroffen hatte. Seitdem war in ihrem Leben eine andere Rutine eingekehrt.

Jeden Tag kamen zwei Briefe. Kurz nach dem Mittag und spät am Abend. Beim Frühstück und dem Abendessen wurden über die Briefe gesprochen. Draco schrieb viel über sein Leben und auch über Scorpius. Seine Frau erwähnte er fast nie. Harry fand es nur fair, wenn seine Tochter so viel wie möglich über ihren Vater und ihren kleinen Halbbruder erfuhr.

Jayana aber hatte nun nur noch mehr Angst von ihrem Daddy weggenommen zu werden, als vorher schon. Sie klammerte, bestand auf fünf Minuten kuscheln, bevor sie Frühs das Haus verließen und war in allem sehr kuschele dürftig geworden. Harry bereitete das etwas Sorgen, doch er hoffte, dass sich das alles normalisieren würde, wenn Draco sie nicht holen kam.

Das einzige, was gut an der häufigen Eulenpost war, war das sich Jayana langsam an die geflügelten Boten gewöhnte. Am Anfang hatte sie noch jedes Mal angefangen zu weinen, nun tat sie es nicht mehr. Sie starrte die Vögel nur immer böse an. Die Nachbarn allerdings sahen sie nun immer komisch an. In Harrys Augen verständlich, Eulen waren in der Stadt nun mal nicht so häufig.

Aber er kannte Scorpius nun so gut, dass Harry das Gefühl hatte, als hätte er ihn tatsächlich aufwachsen sehen. Ob das nun etwas Gutes war oder nicht, da wollte Harry sich nicht festlegen. Nur mit Draco Frau hatte er dann aus irgendeinem Grund schon Mitleid. Sie hatte Draco geheiratet, der liebte sie aber nicht und scheinbar gab es wohl auch einen Ehevertrag, der sie nur mit dem, was sie mit in die Ehe gebracht hatte, wegschicken würde.

Er hatte Draco zu solchen Regeln niemals geheiratet und er liebte den Blonden und wusste, dass er auch dessen Liebe hatte. Wie Draco die Frau da zum Mitziehen gebracht hatte, war ihm ein Rätsel. Wieder drehten sich seine Gedanken mal wieder um den Blonden.

Zwar hatte er nie auf die Briefe des Blonden geantwortet, doch dieser schien nicht aufzugeben. Die Eule wartete nun immer, bis Harry sie irgendwann wegschickte, und Draco stellte in seinen Briefen Unmengen an Fragen an ihn und manchmal auch an Jayana. Harry hatte sie gefragt, ob sie Draco antworten wolle, doch sie hatte es nicht gewollt.

Harry setzte sich auf seine Decke, legte den Kopf in den Nacken und sah in den, mit hellen Wolken bedeckten Himmel. Warum wollte der Blonde so unbedingt wieder in sein Leben? Er hatte doch jetzt eine Familie und Harry würde niemals eine Familie zerstören. Glaubte Draco, dass Harry als Geliebter im Schatten existieren würde? Wenn es tatsächlich das war, dann hatte er sich geschnitten. Entweder Draco nahm ihn Ganz oder gar nicht.

„Ich hatte gehofft, dass du wieder hierherkommst." Die Stimme ging Harry durch Mark und Bein. Er kannte diese Stimme. In Zeitlupe drehte er den Kopf und sah den Erben der Malfoys vollkommen entsetzt an, der ganz locker neben ihm auf der Decke saß. Harry wusste nicht, wo dieser so plötzlich herkam, aber er fand es absolut nicht gut, dass dieser nun bei ihm war. Es würde zu neuen Panikattacken seiner Tochter führen.

„Hätte ich das gewusst, wäre ich nicht wieder hergekommen." „Was hast du gegen mich Harry?" Harry lachte freudlos auf. „Das frage du mich allen Ernstes? Du warst es, der mich damals eiskalt abserviert hat. Nein. Lass mich ausreden. Du hast mir mein Herz aus der Brust gerissen und eine einfache Entschuldigung reicht da nicht. Du hattest einen Grund, schön und gut. Ich nenne dir denselben, deshalb will ich dich nicht mehr sehen."

Draco sah Harry traurig an. „Es tut mir leid, Harry." „Das hast du mir jedes Mal geschrieben. Du hat eine Familie Draco, ich werde mich da nicht dazwischendrängen. Zudem habe ich selbst ja auch eine." Das diese nur aus ihm und seiner Tochter bestand musste er Draco ja nicht sagen.

„Meine Frau und ich mögen auf dem Papier verheiratet sein, aber wir haben nicht einmal ein gemeinsames Schlafzimmer. Ich schlafe nicht neben ihr ein und wache nicht neben ihr auf. Das kann man nicht Familie nennen. Ich will sie nicht in meinem Schlafzimmer, ich will dich dort haben."

„Vergiss es, Draco. Ich werde nicht dein Betthäschen werden. Ich habe eine Tochter, um die ich mich kümmern und für die ich da sein muss. Und nein, ich werde sie nicht als Tochter deines kleinen Geheimnisses bekannt werden lassen. Niemand, nicht mal dein Vater, kann verhindern das sowas bekannt wird."

Draco wollte etwas erwidern, doch genau in diesem Moment warf sich Jayana in Harrys Arme und kuschelte sich an den Schwarzhaarigen. „Daddy, wer ist das?" „Das ist Draco Malfoy. Er schreibt uns seit zwei Wochen Briefe und war in der Schule mein Geliebter."

„Du erzählst ihr so etwas?" „Sicher. Ich werde mein Engelchen nicht anlügen, nur weil du dich dann besser fühlst." Harrys grüne Augen blitzten vor Kampfeslust. Er würde seine Tochter und seine Weise mit dieser umzugehen vor jedem verteidigen und im Moment eben gegen Draco. Der schluckte, denn in Jayanas Augen sah er genau dieselbe Bereitschaft ihren Vater zu verteidigen. Allein das sagte ihm, dass er Harry nur mit der Blonden bekommen würde.

„Hallo. Ich bin Draco Malfoy. Du heißt Jayana, richtig?" „Ich mag dich nicht. Mein Daddy gehört mir. Du kannst ihn nicht haben." Damit vergrub sie ihr Gesicht an der Brust ihres Vaters. Draco Gesicht brachte diesen zum Lachen, denn damit hatte der Blonde nicht gerechnet und das sah man ihm auch an.

Harry schmunzelte, denn seine Tochter war genauso besitzergreifend wie ihr Vater, dem sie gerade ins Gesicht gesagt hatte, dass sie ihn nicht mochte. Harry hätte nie gedacht, dass eine solche Aussage von einem Kind seinen ehemaligen Lover so aus dem Konzept bringen könnte.

„Ich glaube nicht, dass ich dir deinen Daddy wegnehmen kann. Dazu liebt er dich viel zu sehr." „Du schreibst ihm Liebesbriefe." Das war zu viel. Der vorwurfsvolle Ton in Jayanas Stimme sorgte dafür, dass Harry sich nicht mehr beherrschen konnte. Er lachte los und als er Dracos Gesichtsausdruck sah, konnte er sich auch eine ganze Weile nicht mehr beruhigen.

„Tue ich..." „Doch tust du. Ich habe sie gelesen. Du hat geschrieben, dass du ihn liebst und dass du willst, dass er bei dir im Bett schläft." Draco schluckte sichtbar. Ihm war das Ganze wirklich unangenehm. Harry fand die forsche Seite an seiner Tochter gut, denn es zeigte, dass diese eine Kämpfernatur hatte, wenn sie sie brauchte.

„Hast du Scorpius mitgebracht?" „Nein. Der ist bei seiner Mama." „Aber die magst du doch gar nicht. Das hast du auch geschrieben." Draco sah hilfesuchend zu Harry, doch der sah grinsend auf seine Tochter herab.

„Du musst ihn beim nächsten Mal mitbringen. Er ist doch sicher nicht gerne alleine. Und hier ist es doch schön." Draco raufte sich die Haare. Harrys Tochter schaffte ihn wirklich und wenn sie so weiter machte, würde sie wirklich eine Mauer zwischen ihm und Harry bleiben. Er begriff, dass er Harry nicht nur mit ihr bekam, sondern nur über sie. Erst wenn Jayana ihn mochte konnte er versuchen sich Harry wieder zu nähern.

„Aber er ist doch gar nicht allein. Er ist bei" „seiner Mutter, schon klar. Aber da sind ja gar keine anderen Kinder. Und hier sind ganz viele." Harry ließ seine Tochter einfach machen. Er dachte gar nicht daran, da mit einzugreifen. Das sollte Draco ganz alleine hinkriegen. Der hatte sich das Ganze irgendwie ja auch eingebrockt. In mehrerer Hinsicht.

Zu einen war er für den blonden Engel, der ihn gerade in Grund und Boden diskutierte verantwortlich. Zum anderen war er mit einer Frau verheiratet, die er nicht liebte und nicht mit Jayanas Vater, was der so gar nicht passte. Und dann hatte er ihren Halbbruder nicht mitgebracht, das hätte sie vielleicht sogar besänftigt.

„Okay, hör zu. Ich bringe ihn beim nächsten Mal mit, okay?" „Ja. Aber deine Frau lässt du gefälligst zu Hause. Du magst sie nicht und wir kennen sie nicht. Dir wird sich ja total alleine fühlen." Draco sah regelrecht erschlagen aus.

Blonder EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt