Der nächste Tag I

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Harrys Gedanken kreisen noch immer beinahe nur noch um den Blonden und schon während der Arbeit war er verdammt abwesend gewesen. Das war auch seinen Mitarbeiterinnen aufgefallen und sie hatten unbedingt wissen wollen, wo er mit seinen Gedanken war, doch er hatte es ihnen nicht verraten. Sie hätten es eh nicht verstanden.

Vollkommen erschlagen schleppte er sich zu seiner Wohnung hinauf, denn geschlafen hatte er in der Nacht nicht mehr wirklich. Er hatte es einfach nicht gekonnt, nicht nach der Ankündigung von Draco. Die ganze Nacht hatte er sich zurechtgelegt, was er ihm sagen wollte, denn er traute dem Blonden zu schon heute bei ihm auszutauschen und er wollte vorbereitet sein.

Als er die Tür öffnete und im Inneren Stimmen hörte, war er schon beinahe nicht mehr überrascht. Er hätte schon beinahe erwartet, dass Draco schon morgens auf der Matte stand, doch das schien der Blonde selbst verschlafen zu haben. Sonst hätte er sich schon früh am Morgen mit einem nervenden Blonden auseinandersetzen dürfen.

So wie das jetzt klang, hatte Draco Scorpius dabei. Es schien so, als hätte Jayanas aufrichtige Liebe zu ihrem Bruder etwas bewirkt. Und ihre Ansprache, als sie Draco anmeckerte, dass er Scorpius mitzubringen habe. Allerdings würde er es auch nicht gutheißen, wenn Draco den Jungen bei seinem Vater oder seiner Exfrau ließ.

Die Geräusche kamen aus Jayanas Zimmer, also ging Harry dorthin und sah sich an, was die beiden dort taten. Ein warmes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, denn die beiden saßen auf dem Boden und spielten mit Jayanas Kuscheltieren. Dabei hatte sich Dracos kleiner Sohn Jayanas geliebten Hirsch geschnappt.

„Du hast dich in der Hinsicht wirklich nicht verändert." Draco wirbelt herum, während Scorpius aufstand, etwas wackelig auf ihn zulief und seine Beine umarmte. „Hallo Kleiner." Harry beugte sich herab und nahm den Jungen auf den Arm. Der strahlte und freute sich, während sich nun auch Draco aufrappelte.

„Wie meinst du das?" Harry schmunzelte. „Geduld war noch nie deine Stärke. Du könntest nie länger auf irgendetwas warten. Ob es eine Antwort oder ein Produkt war." Draco war drauf und dran ihm zu widersprechen, aber er ließen dann doch. Sie wussten ja doch beide, dass Harry Recht hatte.

„Du weißt warum ich hier bin." Harry seufzte und nickte. Es zu leugnen wäre auch nur dumm. Sie wussten beide, was der Blonde wissen wollte und auch wenn Harry es ihm eigentlich nicht sagen wollte, wusste er doch, dass der andere ein Recht auf die Antworten hatte. Er hatte Jayana lange genug versteckt. Länger konnte er es nicht mehr.

„Komm mit in die Küche. Ich muss noch für Jayana kochen, sie hat Hunger, wenn sie aus der Schule kommt." Scorpius babbelte vor sich hin und erzählte Harry etwas davon, dass er Nuddeln essen wollte, während der Schwarzhaarige ihn in die Küche trug. Der sah ihn dabei liebevoll an und beschloss tatsächlich Nudel zu kochen.

In der Küche setzte sich Draco und bekam seinen Sohn, während Harry begann in den Schränken zu kramen. „Stell deine Fragen schon. Ich kann sie dir nicht beantworten, wenn ich nicht weiß, was genau du wissen willst." meinte Harry, den Oberkörper in einem Schrank stecken und daher etwas dumpf klingend.

„Warum hast du das alles gemacht?" Harry zog sich aus dem Schrank, stellte das Hervorgekramte neben sich ab, lehnte sich mit der Hüfte an den Herd und sah Draco an. Der wusste nicht warum, aber er fühlte sich auf einmal unter dem Blick aus den ausdrucksstarken, grünen Augen unwohl.

„Das alles. Du meinst, warum ich dir deine Tochter vorenthalten habe und warum ich aus der Welt der Magier verschwunden bin?" Draco konnte nur nicken und Harry seufzte. Er wollte das nicht erzählen, aber Draco hatte jedes Recht der Welt es zu wissen, dass wusste er.

„Ich wusste einfach nicht, was ich hätte tun sollen. Du hast mich nur Momente vorher verlassen. Mit gesagt, dass du niemals mit mir zusammen sein könntest. Auf einmal war ich alleine, war schwanger und wusste nicht einmal, dass das möglich war. Ich hatte Angst, ich wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit.

Es wusste doch niemand, dass wir ein Paar waren. Wäre ich geblieben, hätte die Presse Wind von all dem bekommen. Ich hätte Spekulationen über mich lesen müssen und damit alleine klarkommen müssen. Die Schwangerschaft war so schon schwer genug, diesen Schritt habe ich nie bereut. Ich hatte meine Ruhe, musste nicht in der Zeitung lesen, wenn ich in der Öffentlichkeit mal begann zu heulen oder einen verdammt lauten Ärgeranfall hatte. Da kamen nur mal die Nachbarn."

Harry atmete durch. Eigentlich wollte er Draco nicht die Schuld geben, aber letztendlich war der Blonde Schuld. Hätte der ihn nicht verlassen, so wäre vermutlich alles anders gekommen. Seine Entscheidung war von dieser Trennung beeinflusst worden.

„Als ich mich allein durch die Schwangerschaft gekämpft hatte und Jayana das erste Mal in den Armen hielt, war mir klar, dass ich wollte, dass sie eine normale Kindheit haben sollte. Sie sollte nicht nur als Tochter von Harry Potter aufwachsen, sondern als einfaches, kleines Mädchen. Dafür konnte ich nicht mehr in die magische Welt zurück. Selbst im Ausland hätte man mich gefunden."

Harry drehte sich nun doch um und begann das Essen vorzubereiten. „Ich weiß, dass die meisten Magier keinerlei Ahnung von der Welt außerhalb der magischen haben. Selbst wenn sie diese haben, dann meist nur für Geschäfte. Für die normalen Leute auf der Straße haben sie kaum einen Blick übrig, also habe ich beschlossen hierher zurück zu kommen.

Ich musste und wollte die magische Welt ja eh verlassen, da konnte ich auch wieder zurück in meine Heimat kommen. Es war nicht einfach, eigentlich war es alles andere als das, aber ich hatte Angst um meine kleine Prinzessin. Sie hat nie gemeckert, nichts. Für sie war alles in Ordnung, wenn ich da war. Das wir nicht viel Geld hatten oder in dieser Bruchbude leben, das hat sie nie gestört."

„Wenn es so schwer war, warum bist du nicht zurückgekommen? Du hättest alles haben können, was du willst." „Ja alles außer meiner Ruhe und das war ja gerade das, was ich am allermeisten haben wollte. Und sag jetzt nicht, dass sich das geändert hat. Vielleicht hat es das, wen dann aber nur weil sie sich andere Themen suchen mussten, als ich nicht da war."

Draco schloss den Mund wieder und ihm wurde bewusst, wie gut Harry ihn doch kannte. Der stand nämlich mit dem Rücken zu ihm und hatte nicht nur gewusst, dass Draco etwas sagen wollte, sondern auch was er sagen wollte. Und er musste zugeben, der Schwarzhaarige hatte Recht. Harry, dass Nummer eins Thema der Medien, war verschwunden und so durfte er sämtliche Überschriften aus seinem Privatleben lesen. Würde Harry zu ihm zurückkommen, würde der davon nicht begeistert sein.

„Und dann wollte ich ja auch noch, dass du nicht weißt, wo ich bin. Ich kenne dich sehr gut Draco und ich weiß, hättest du gewusst wo ich bin, hättest du alles versucht, damit ich dein Lover werde, deine Affäre. Ich weiß nicht, ob ich das in manchen Situationen nicht angenommen hätte, aber ich hätte es bereut. Und ich hatte furchtbar Angst, dass du mir Jayana wegnehmen wolltest."

Blonder EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt