Zu Besuch bei den Malfoys I

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„Daddy. Wann geht es los? Ich will Scorpius wiedersehen?" Jayana zerrte an Harrys Arm, der versuchte ruhig zu bleiben. Seit Draco sie vor zwei Wochen eingeladen hatte, war Jayana aufgeregt. Sie redete kaum von etwas anderem und drängelt heute schon den gesamten Vormittag.

„Gleich Engelchen. Genau um eins." Harry hatte Bauchweh vor dem Treffen. Er hatte Angst, dass Jayana bei Draco bleiben wollte. Sie könnte bei dem Blonden so viel mehr haben, als er ihr in dieser Welt bieten könnte und das machte ihm Angst. Er wollte sie behalten.

Das Armband erwärmte sich, Harry packte seine Tochter und spürte den Ruck hinter dem Bauchnabel. Er stand sich nicht ein, dass auch er sich auf das Wiedersehen mit Draco freute, immerhin trug er das Armband, seit es angekommen war, aber dass er nicht mit einem Portschlüssel reißen konnte, das war auch ihm klar. Dazu hätte er nicht schon wieder ausgestreckt auf dem Boden landen müssen. Seine Tochter landete zwar auf dem Hintern, war aber sofort wieder auf den Beinen und sah sich mit leuchtenden Augen um.

Sie waren in einem großen Zimmer gelandet, in dem sich nicht sonderlich viel befand. Ein paar kleine Beistelltische, auf denen Blumen in teuren Vasen oder Statuen standen. Ansonsten gab es nur einen Kamin und drei Bilder. Ein Porträt von irgendeinem Malfoy und zwei Landschaftsbilder.

„Höchst unästhetisch." kommentierte das Porträt Harrys Landung. Das brachte Jayana auf die Palme. „Sie sind gemalt. Sie sollten den Mund halten. Sowas ist nämlich äußerst unhöflich." Fuhr sie das Bild an.

Draco lachte und half Harry dann auf die Beine. „Mach dir nichts daraus, Kleine. Er ist immer so." „Hallo. Wo ist Scorpius?" „Komm mit. Ich bringe dich zu ihm." Harry war sich nicht sicher, ob Draco seine Hand mit Absicht länger hielt als notwendig, doch er tat es. In Harry breitete sich ein vertrautes, verloren geglaubte Kribbeln aus.

Jetzt ließ er sie los, reichte sie seiner Tochter und führte sie aus dem Haus. Harry folgte den zwei Menschen, denen sein Herz gehörte, auch wenn sich Scorpius bereits ein Teil davon gestohlen hatte. Er selbst war nur bei seiner Gefangenschaft in diesem Haus gewesen, doch es hatte sich geändert, wirkte viel einladender.

Die Wände waren in einem hellen Creme gestrichen und weiße Läufer bedeckten den Boden. Hier im Flur fand man einige, bewegte Photographien, allerdings nur von Landschaften. Harry fand sie trotz allem faszinierend. Er wollte allerdings seine Tochter nicht aus den Augen verlieren, also warf er auf jedes nur einen kurzen Blick.

„Ich habe eine eins auf das Bild bekommen, dass ich von Scorpius gemalt habe. Die Lehrerin hat es behalten, sonst hätte ich es dir gezeigt." Harry amüsierte sich über Dracos verwirrtes Gesicht. Dieser konnte mit der Benotung der Muggle natürlich nichts anfangen.

„Eine eins ist die beste Note." Warf er daher hilfreich ein. Er kannte das Bild. Jayana hatte ihren kleinen Bruder als Engel gemalt und er hatte einen Anruf der Lehrerin bekommen, die ihn fragte, ob er ein zweites Kind hätte. Er hatte es lachend verneint.

Allerdings hatte es etwas in ihm geweckt. Den Wunsch das Scorpius tatsächlich zu ihm gehörte, auch wenn das nie passieren würde. Er wollte die Familie nicht kaputt machen. Er würde nicht anfangen um Draco zu kämpfen. Er wollte seiner Tochter Zeit mit ihrem zweiten Vater schenken, nur deshalb war er hier. Das versuchte er sich zumindest einzureden, doch er wusste, es war anders.

Er war dabei sich wieder in den Blonden zu verlieben. Irgendwann würde er nachgeben, wenn Draco nur genug Geduld bewies. Harry wusste das und das war es, was ihm so Angst machte. Er hoffte, dass der Wunsch seine Tochter zu schützen, ihn solange durchhalten ließ, bis Draco aufgab.

„Dann ist das gut. Aber schade, dass ich es nicht sehen kann. Und vor allem, dass wir es Scorpius nicht zeigen können. Der hätte sich sicher darüber gefreut." „Ja." Draco nickte zustimmend und blieb vor einer Tür stehen. Er klopfte und öffnete dann die Tür in ein Kinderparadies.

Der Boden war mit einem weichen Teppich bedeckt, sodass man problemlos auch stundenlang drauf sitzen oder spielen konnte. Die Wände waren hellblau gestrichen und bunte Quidditschspieler sowie die Spielbälle schossen darauf hin und her. Entlang den Wänden standen bunte Truhen von denen zwei offen standen. In der einen verbarg sich eine hölzerne Eisenbahn, von der auch eine Strecke auf dem Boden aufgebaut war, die andere quoll über vor Kuscheltieren.

Das einzige was nicht in das Zimmer zu passen schien war der elegante Holzstuhl mit der hohen Lehne, auf dem eine Frau saß und rauchte. Harry war sofort auf 180, denn er hatte Scorpius im entdeckt, der zufrieden mit seiner Eisenbahn spielte.

„Mach sofort die Zigarette aus. Damit schadet du deinem Kind." Schnauzte er sie auch sofort an und erschreckte sie damit. Draco sah ihn überrascht an, denn so wütend hatte er ihn selten erlebt.

Harry war wirklich sauer. Wie konnte die Frau so einfach die Gesundheit ihres einzigen Kindes gefährden? Er schien ihr allerdings auch vollkommen egal zu sein. Sie sah ihn nicht an, sondern starrte an die Zimmerdecke, an der sich der Rauch schon sammelte. Harry warf einen Blick auf Draco, der fassungslos aussah. Sie musste das also gerade geraucht haben, denn so schien es hier normalerweise nicht zu sein.

„Du hast nicht zu bestimmen, was ich zu tun habe." kam es zurück. Die Frau schien ihn nicht zu erkennen, nicht dass Harry sich darüber beschweren würde. Sie sollte auf keinem Fall irgendwem erzählen, dass er wieder zurück in der Zauberwelt war, denn das war er ja gar nicht.

„Aber ich. Und ich will jetzt ein Wörtchen mit dir reden! Pass bitte solange auf die beiden auf. Jayana, ich komme gleich wieder, dann reden wir miteinander." Harry nickte und lief zu den großen Fenstern, die er öffnete, damit der Rauch abzog. Er würde Draco bitten, den Rauch zu entfernen, wenn er wiederkam. Der war mit seiner Frau nämlich wieder durch die Tür verschwunden.

Scorpius hatte bei den lauten Stimmen begonnen zu weinen und wurde von Harry, der sich auf den Boden gesetzt hatte, in den Arm genommen. Leicht wiegte er den Jungen hin und her und murmelte beruhigende Sätze. Jayana kam zu ihnen und setzte sich neben ihren Daddy.

„Es stinkt." „Ich weiß mein Engelchen. Das ist der Rauch. Sie ist einfach unverantwortlich in der Gegenwart von Kindern zu rauchen." Jayana nickte zustimmend. Sie war immer von Rauch fern gehalten worden. Harry hatte ihr immer erklärt, was der Rauch tat. Immer an ihr Alter angepasst.

„Armes Baby. Und seine Mama macht einfach sowas." Harry nickte. Er verstand nicht, was sich in Astorias Kopf abspielen musste, dass sie in dem Kinderzimmer rauchte. Wie kam man auf so eine Idee? Es gab doch keinen Grund dafür. Warum rauchte sie überhaupt, sie musste doch wissen, dass es ihrem Kind schaden konnte.

Scorpius beruhigte sich wieder, stand von Harrys Schoß auf und lief zu seiner Eisenbahn. „Mitspielen." Bestimmte er. Jayana sprang lachend auf und lief zu ihrem Halbbruder, während Harry etwas langsamer folgte. Als er saß bekam er ein Kuscheltierhasen in die Hand gedrückt.

„Hase muss dem Zug winken." Harry nickte. Und als Scorpius den Zug die Gleise entlang schob, ließ er den Hasen winken. Das Draco zurück kam, merkte er erst, als sich dieser hinter ihn setzte, seine Arme um seinen Hals legte und sein Gesicht in seinem Nacken vergrub.

„Draco. Bitte lass den Rauch verschwinden. Er soll den Kindern nicht schaden." Draco zog seinen Zauberstab, deutete auf die Decke und murmelte einen Spruch, den Harry nicht hörte, doch der Rauch verschwand. Harry war dankbar dafür, denn er sorgte sich wirklich um die beiden Kinder. Zudem stank es einfach nur widerlich.

„Er ist ihr egal. Ihr ist unser Sohn vollkommen egal." Harry musste sich schon anstrengen um Draco zu hören, dessen Gesicht noch immer in seinem Nacken war. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Nichts konnte dieses Wissen von Draco nehmen, dieser musste selbst damit klar kommen.

Blonder EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt